GRENKE Classic, Tag 2: Viel Drama, ein paar Fehler

von Johannes Fischer
27.03.2024 – Liegt es an der verkürzten Bedenkzeit von 45+10? Oder daran, dass zwei Partien pro Tag eine Menge Kraft kosten? Auf alle Fälle gab es in den Runden 3 und 4 der GRENKE Chess Classic unterhaltsame Partien mit einer Reihe von Ungenauigkeiten. In Runde 3 verdarb Maxime Vachier-Lagrave eine Gewinnstellung gegen Daniel Fridman zum Verlust, in Runde 4 kam Magnus Carlsen trotz Mehrfigur gegen "MVL" nicht über ein Remis hinaus und auch Vincent Keymer verdarb eine phantastisch gespielte positionelle Partie im Endspiel zum Remis. Tabellenführer bleibt Richard Rapport, der nach einem Remis gegen Keymer und einem Sieg gegen Fridman jetzt mit 3.0/4 mit einem Punkt Vorsprung alleine in Führung liegt. | Foto: Turnierseite

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GRENKE Chess Classic, Tag 2

Die dritte Runde brachte zwei Remispartien und eine Entscheidung. Die Partie zwischen Tabellenführer Richard Rapport und Vincent Keymer endete nach langen Manövern in einem Schwerfigurenendspiel schließlich mit Remis durch Dauerschach.

Auch Magnus Carlsen und Ding Liren trennten sich Remis. Beim Freestyle-Turnier in Weissenhaus war Ding vollkommen außer Form, aber in Karlsruhe scheint er sich wieder gefangen zu haben und konnte den Druck, den Carlsen aufbaute, mit einem interessanten Qualitätsopfer neutralisieren.

Die einzige Gewinnpartie der dritten Runde gelang Daniel Fridman. Er gewann mit Schwarz gegen Maxime Vachier-Lagrave, allerdings mit großer Hilfe seines Gegners, der etliche Gewinnmöglichkeiten ausließ.

Doch das war nur der Auftakt für mehr Drama und weitere Ungenauigkeiten in der vierten Runde. So überschätzte Fridman, der mit Schwarz gegen Rapport spielte, seine Möglichkeiten und wurde ausgekontert.

Carlsen hingegen gewann in einer komplizierten Stellung gegen Vachier-Lagrave mit einem hübschen taktischen Trick eine Figur, aber dann wurde die Stellung, die doch klar gewonnen schien, plötzlich kompliziert und Carlsen musste die Figur zurückgeben und in ein Remisendspiel abwickeln.

Das größte Drama ereignete sich jedoch in der Partie zwischen Ding und Keymer. Keymer opferte bald nach Abschluss der Eröffnung einen Bauern, für den er positionelle Kompensation bekam - er hatte einen guten Springer gegen einen schlechten Läufer des Weißen. Diesen Vorteil baute er weiter aus und stand nach zwei weiteren Bauernopfern im Endspiel auf Gewinn. Aber im Bauernendspiel zog er seinen König dann auf das falsche Feld und erlaubte Weiß so eine studienartige Rettung, wodurch Keymer eine phantastisch gespielte Modellpartie zum Thema "Guter Springer gegen schlechten Läufer" am Ende zum Remis verdarb.

Tabellenführer bleibt weiterhin Rapport, der jetzt nach vier Runden mit 3.0/4 einen ganzen Punkt vor Carlsen, Keymer und Ding liegt, die sich mit je 2.0/4 die Plätze zwei bis vier teilen.

Ergebnisse Runde 3

Ergebnisse Runde 4

Stand nach vier Runden

Partien

Turnierseite


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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