Wie Volovod aufstieg und was sonst noch in Serbien passiert

von ChessBase
03.10.2009 – Einst war Jugoslawien nach der UdSSR das Land mit der größten Schachbegeisterung Svetozar Gligoric und Lubomir Lubojevic waren Spieler der Weltklasse. Die UdSSR gibt es als Staatsgebilde nicht mehr - die Schachtradition verteilt sich auf viele Nachfolgestaaten - und auch Jugoslawien gehört als Staat der Geschichte an. In schweren politischen und wirtschaftlichen Zeiten hatten die Schachfreunde der Länder des ehemaligen Jugoslawiens es schwer, die Flamme der Begeisterung für das Schach am Leben zu halten, ganz besonders in Serbien, das lange unter Sanktionen litt. Doch das Feuer glimmt überall noch. Dejan Bojkov nahm diesmal an der serbischen "ersten Liga"teil, die in Wirklichkeit die zweite ist, und berichtet "wie Vodovod aufstieg und was sonst noch in Serbien passiert." Bericht, Bilder, Partien...

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Serbiens Mannschaftswettbewerbe 2009
Wie “Vodovod” aufstieg und was sonst noch in Serbien passiert
Von Dejan Bojkov
Fotos. Dejan Bojkov und Turnierseite

Vom 18. bis 26. September kämpften in Serbien in Vranacka Banja 12 Mannschaften in Serbiens erster Liga um den Aufstieg in die höchste Spielklasse. Die Namen sind verwirrend, denn tatsächlich ist die so genannte Erste Liga die zweite Klasse, aber das sollte nicht über den Umstand hinwegtäuschen, dass der Wettbewerb sehr gut besetzt ist. Die 12 teilnehmenden Mannschaften hatten acht GMs sowie zahlreiche IMs und FMs in ihren Reihen und selbst an den hinteren Brettern traf man oft auf Spieler mit 2300-2400 Elo. Der bestplatzierten Mannschaft winkte der Aufstieg in die höchste serbische Spielklasse, die letztplatzierte Mannschaft musste den Abstieg antreten.


Pokale

Gespielt wurde an sechs Brettern und im Modus eines Rundenturniers. Entscheidend waren die Mannschaftspunkte, wobei man für einen Sieg drei Punkte, für ein Unentschieden einen Punkt und für eine Niederlage Null Punkte erhielt.

Zwei Mannschaften hatten sich nach starkem Auftakt an die Spitze gesetzt. Nach sieben Runden führten die Elo-Favoriten von “Vodovod”- Kragujevac und “Jelica”-Goracici das Feld an – beide Mannschaften hatten sechs Wettkämpfe gewonnen und nur jeweils ein Match Unentschieden gespielt. Wobei die erst genannte Mannschaft beeindruckend ökonomisch vorgegangen war und alle Wettkämpfe mit dem Minimalergebnis von 3,5:2,5 gewonnen hatte. Aber die direkte Begegnung der Favoriten in Runde acht wurde zum Triumph für “Vodovod”.

Sie holten vier relativ leichte Siege und konnten dann auch noch die beiden schlechter stehenden Partien zum Remis retten und gewannen so schließlich überlegen 5:1. Nach dieser enttäuschenden Niederlage konzentrierte sich “Jelica” ganz auf den Gewinn der Silbermedaille, der ihnen auch leicht gelang.


Jelica gegen Volovod

Auf dem dritten Platz landete die Mannschaft von “Sloboda”- Uzice. Für den amtierenden Meister gingen die GMs Dragisa Blagojevic aus Montenegro (als Ausländer), Miroslav Tosic, Nenad Ristic (der über die Zusammensetzung der Frauennationalmannschaft entscheidet), IM Slobo Vratonjic, FM Boroljub Zlatanovic, Dragoljub Lazic und Slavisa Milosevic an den Start.


Die Siegerehrung


Der Kapitän von Volovod nimmt den Pokal entgegen


Sieger Volovod Raguevac


Zweiter: Jelica


Dritter Platz für Sloboda Ushidze

Einer der schillerndsten Teilnehmer war IM Radovan Govedarica.


Boskovic-Govedarica

Er schien immer überall zu sein, kannte alle Stellungen, und war nach dem Ende einer Partie stets mit klugem Rat schnell zur Stelle. Obwohl er selbst nicht besonders gut abschnitt (und eine Partie verlor, weil sein Handy klingelte) demonstrierte er sein Können im Blitz und genoss jede einzelne Sekunde, die er mit Schach verbrachte.


Blitzwettkampf Djokic-Govedarica



GM Vladimir Petkov


Goran Vojinovic


Goran Vojinovic  und Vasil Spaov (MMM Jagodina)


Vasil Spasov


Nebosja Ristic von Jasenica


Das Wort „Schach“ hat in Serbien einen magischen Klang. Bei der Einreise sage ich immer, dass ich Schachspieler bin und das spart mir eine Menge Zeit und unnötige Kontrollen, denn Schachspieler genießen in Serbien hohes Ansehen. Manchmal plaudere ich mit den Zollbeamten über die glorreiche Vergangenheit, mit Gliga (Gligoric) und Ljuba (Ljubojevic) in der Hauptrolle als Helden. Vor ein paar Jahren litt das Schach unter den strengen Sanktionen, denen das Land unterworfen war, und fast alle Serben durften das Land nicht verlassen. Dies war die Zeit, in denen sie in allen Ligen spielen durften und das hielt ihren Kampfgeist lebendig. In letzter Zeit wird unser Sport wieder zunehmend respektiert. Die Spieler, die gute Ergebnisse erzielen und bei europäischen Wettbewerben und Olympiaden Medaillen gewinnen, erhalten genau wie diejenigen, die für die Zusammenstellung der Mannschaften verantwortlich sind, staatliche Unterstützung. Und zwar genug, dass sie gut davon leben können.

Vrnjacka Banja ist das berühmteste serbische Kurbad. “Banja” bedeutet im Serbischen “Bad“ oder “Quelle“.

Die Stadt verfügt über insgesamt sieben Mineralwasserquellen, von denen die meisten warm sind. Die heilende Wirkung dieses Wassers war schon den Römern bekannt, die die Quellen vor langer Zeit nutzten.


Eingang zur römischen Therme




Die Römerquelle


Römische Münze


Kunstausstellung am Mineralbrunnen





GM Janev von Kunst umgeben


Vrnjacka Banja liegt am Fuße des Goscha-Gebirges und ist eine extrem grüne Stadt mit phantastisch reiner Luft.




Denkmal für Alexander den I.


Hier werden die Ligakämpfe fortgesetzt





Eine der Attraktionen der Stadt und ihr Symbol ist der Spatz Gochko

und eine andere wichtige Sehenswürdigkeit ist die “Brücke der Liebe”. Der Name der Brücke geht auf die Legende zurück, dass sich die Lehrerin Nada und der Offizier am Vorabend des Ersten Weltkriegs ineinander verliebten und sich ewige Treue schworen.

Doch als Relja nach Griechenland in den Krieg zog, verliebte er sich dort in eine Griechin, heiratete sie und brach das Versprechen, das er Nada gegeben hatte. Nada ging darauf an gebrochenem Herzen zugrunde und starb jung und elendig. Seitdem schreiben die Mädchen die Namen der von ihnen geliebten Männer auf Vorhängeschlösser, um so zu versuchen, ihre Liebe auf immer festzuhalten.


Die Brücke der Liebe

Diese Schlösser kann man heute an dem Lieblingsort von Nada und Relja sehen – eben der Brücke, die heute “Brücke der Liebe” genannt wird.

 

Rk. Team 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12  TB1   TB2   TB3 
1 Vodovod Kragujevac  *  5 4 4 3 3 26 40,0 0
2 Jelica Goracici 1  *  5 3 3 3 24 37,0 0
3 Sloboda Uzice 1  *  3 3 4 5 5 3 21 38,0 0
4 Sloga Petrovac 2 3  *  4 4 3 4 4 3 21 36,5 0
5 MMM Jagodina 2  *  3 3 3 3 4 13 32,5 0
6 Branicevo VGSK 2 2 3  *  3 3 3 13 31,5 0
7 Jasenica Smederevska Palanka 3 3 3 3 3  *  3 3 3 3 12 33,0 0
8 Trepca Kosovska Mitrovica 3 2 3  *  2 3 4 12 30,5 0
9 Metalac Gornji Milanovac 3 2 2 3 3 4  *  3 10 31,0 0
10 Pozega 3 1 3 3 3 3 3 3  *  2 4 10 30,5 0
11 Sabacki SK 1 3 2 4  *  4 7 27,0 0
12 Progres Pirot 3 2 3 3 2 2  *  6 28,5 0


Tabelle: http://chess-results.com/tnr25560.aspx?lan=1

 


 

Turnierseite und Partien: http://www.sah-centralnasrbija.com/2009/prvaligacsmus2009/prvaligcsmus2009.htm

Dejan Bojkov- www.dejanbojkov.blogspot.com




 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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