Bilder, Schach und ein Streitfall
Von Misha Savinov
Beim Tal-Gedenkturniere sind drei Spieltage vorbei. Ich würde den Lesern der
ChessBase-Webseite gerne ein paar Photos zeigen, die nicht auf der Turnierwebseite
veröffentlicht wurden, die wir zusammen mit Mark Glukhovsky, dem ehemaligen
Redakteur von Kasparovchess betreiben. Ich gehe davon aus, dass Sie den Turnierverlauf
alle kennen. Die einzige Sache, auf die ich mich konzentrieren werde, ist das,
was bei der Partie Morozevich-Carlsen geschah.
Auslosung
Es gab keine theatralische Eröffnungsfeier. Spieler, Organisatoren, Sponsoren
und Journalisten wurden zu einer Feier im geschlossenen Kreis eingeladen. Ringsherum
sah man nur bekannte Gesichter - die gleiche Moskauer beau monde des Schachs,
die man bei jedem großen Turnier sehen kann. Die Auslosung verlief reibungslos,
der Rating-Favorit Peter Svidler erwischte die Glückszahl 1. Die Spieler, die
mehr Schwarz- als Weißpartien zugelost bekamen, sahen nicht besonders enttäuscht
aus. Vielleicht erinnerte sie die Anwesenheit von Herrn Bakh an das Aeroflot-Open,
in dem öfter mit Schwarz zu spielen von etlichen Beobachtern für einen erheblichen
Vorteil gehalten wird.
Vassily Smyslov mit seiner Frau
Alphabetische Nachbarn Mamedyarov und Morozevich
Die guten Freunde Grischuk und Svidler
Shirov erzählt Gelfand und Huzman Anekdoten
Morozevich mit seinem guten Freund, dem Schachverleger Ammanazarov
'Hier im Saal heißen viele Leute Alexander!' - Florencio Campomanes meint Bakh,
Roshal, Grischuk und Morozevich
Runden 1-3
Geurt Gijssen und Großmeister Sosonko verbringen bemerkenswert viel Zeit damit,
Herrn Dubov zu zeigen, wie man diese Sorte elektronische Uhr bedient
Lipton ist einer der Sponsoren des Turniers
Die Spieler wohnen im Arbat Hotel, was ungefähr zehn Gehminuten vom Spiellokal
entfernt ist. Durch einen merkwürdigen Zufall führt der Weg an dem Gebäude vorbei,
in dem Kasparow lebt, weshalb Garry auf die Jungs stoßen könnte, wenn er im
Supermarkt einkaufen geht.
Gelfand und Huzman
Eine im Durchschnitt 2700er Warteschlange vor der Garderobe
Magnus Carlsen zieht sich die unbequemen Schuhe an
Der Ex-Weltmeister zieht sich im Stile Vladimir Lenins an
Das Spiellokal ist schön eingerichtet und voller Licht. Die Spieler verbringen
ihre Zeit meist am Brett. Sie nehmen den Ruheraum nicht über Gebühr in Anspruch
und konzentrieren sich nicht allzu sehr auf die anderen Partien.
Shakh thront wie ein König
Gelfand lockt den Jungen in seine Vorbereitung
Die beste Partie der ersten Tages: Aronian besiegt Morozevich
Der lustigste Teil für uns ist natürlich die Analyse. Die Spieler unterhalten
und belehren das Publikum. Überraschenderweise (zumindest für mich) ist Peter
Leko wahrscheinlich der Unterhaltsamste von allen. Ich glaube nicht, dass ich
von seinem flüssigen Russisch, das mit einer Mischung aus ungarischem und armenischem
Akzent vorgetragen wird, so angetan war - er hat wirklich einen feinen Sinn
für Humor. Was für ein Paradox - ein uneingeweihter Beobachter würde nie vermuten,
dass Leko manchmal als langweiligster Spieler des modernen Schachs bezeichnet
wird!
Shirov vs. Shakh - das Remis wurde zuhause zusammengebraut
Zwei Mal Peter: "Diese Zugfolge ist eindeutig falsch - das Marshall-Gambit wird
damit verhindert!"
Frau Peter Leko und ihr Vater, ein Großmeister
Der Maler malt
Vlad Tkachiev machte seine Sache als Live-Kommentator der Partien gut, wobei
er mehr Kommentator als Analytiker war. Natürlich, jeder kann Rybka selbst anwerfen!
Grischuk ist enttäuscht, aus seiner überwältigenden Stellung gegen Leko den
Gewinn verpasst zu haben.
Ich vermute, es ist das erste Mal, dass Magnus ohne seine Familie reist. Peter-Heine
Nielsen erfüllt seine Rolle als Aufpasser gut, obwohl er Carlsens Muttersprache
nicht spricht
Analyse mit einem Fremden
Am zweiten Tag wurde der Zentrale Schachverein von starken, wenngleich auch
nicht Elite-Großmeistern besucht, die auf dem Weg zum Russland-Pokal waren,
der in der Moskauer Region ausgetragen wurde.
Nichtraucher Vadim Zvjaginsev im Raucherraum
Zukünftige Frauengroßmeisterinnen aus St. Petersburg
Nescafe versorgt uns mit kostenlosem Kaffee
Die Leute vom Fernsehen TV baten alle Spieler, ihre Neujahrsgrüße an das Publikum
aufzuzeichnen. Doch nur wenige erklärten sich dazu bereit.
Peter Svidler entschuldigte sich nachdrücklich, und es gelang ihm, der
Kamera zu entfliehen
Jetzt zurück zur Geschichte der Partie Morozevich-Carlsen und wie sie sich zugetragen
hat. Die ganze Partie über musste sich Magnus verteidigen, und es sah ganz so
aus, als ob Morozevichs Sieg nur noch eine Frage der Zeit war. Der Russe erhielt
eine sichere Stellung mit solidem Plus und musste zwischen etlichen guten Plänen
wählen, um seinen Vorteil auszubauen. Er folgte den Geboten der Russischen Schachschule,
zog hin und her und sah dabei recht zuversichtlich aus, doch plötzlich ging
sein Gegner zum Schiedsrichter und beantragte ein Remis wegen dreimaliger Stellungswiederholung.
Hier sind die entsprechenden Züge aus der Partie:
38.hxg5 Kf7 39.Kg2 Ke7
40.Kg3 Kf7 (Ein Mal)
41.Kg4 Ke7 42.Kh4 Kf7 43.Kg3 (Zwei Mal)
43…Ke7
44.Kg2 Kf7 45.Ld2 Db6 46.Le3, und hier erklärte Carlsen, dass die Stellung
nach 46…Dc7 zum dritten Mal auf dem Brett stehen würde.
Morozevich weigerte sich, diese Behauptung zu überprüfen und überließ die Verantwortung
dafür seinem Gegner und dem Schiedsrichter. Gijssen und Carlsen kamen zu dem
Schluss, dass die Partie Remis war. Schwer niedergeschlagen verließ Morozevich
das Spiellokal, doch nach etwa 10 Minuten stellte man fest, dass die Behauptung
falsch war.
Es ist offensichtlich, dass in der Stellung, die wiederholt wird, der gleiche
Spieler am Zug sein muss. Nach dem 40. Zug war Weiß am Zug, während in den beiden
anderen Fällen Schwarz am Zug war.
Herr Dubov, der Schiedsrichter, begann jedem zu erzählen, dass er den Irrtum
rechtzeitig bemerkt hätte. Doch wenn das stimmt, dann frage ich mich, warum
er das nicht dem Hauptschiedsrichter gesagt hat? Gut, er spricht kein Englisch,
aber die meisten Leute hätten das, was er sagt, an Herrn Gijssen weitergeben
können, der seinen Irrtum sofort erkannt hätte, wonach die Partie normal weiter
gegangen wäre. Ich kann keine andere Erklärung für das Schweigen von Herrn Dubov
finden, als dass er versucht hat, Geurt Gijssen hereinzulegen (oder wählen Sie
ein sanfteres Wort).
Meiner Ansicht nach ist es absurd zu glauben, dass Geurt Gijssen die Regel nicht
kannte. Er hat einfach einen Fehler gemacht und seinen Fehler ziemlich schnell
entdeckt. Leider befand sich Morozevich bereits irgendwo auf esoterischer Reise
und selbst sein Sekundant, Großmeister Alexey Kuzmin, konnte ihn eine ganze
Weile nicht finden. Obwohl die Partieformulare bereits unterzeichnet und die
Partie offiziell Remis erklärt worden war, erklärte sich Magnus Carlsen damit
einverstanden, weiter zu spielen (in einer schlechteren oder sogar verlorenen
Stellung!). Aber ohne Gegner kann man nicht spielen. So war dieser Vorfall tatsächlich
eine sehr unglückliche Folge von Ereignissen.
Geurt Gijssen in seinem Reich
Mit Sicherheit hatte das Auswirkungen auf Morozevichs Spiel am nächsten Tag
(obwohl es immer schwer ist, gegen Ponomariov zu spielen, vor allem mit Schwarz).
Alexander erhielt ein schlechteres Endspiel, verteidigte sich hartnäckig, aber
Ruslans 48.c5+! knockte ihn einfach aus. Nach 50-minütigem Nachdenken entschied
sich Morozevich für den falschen Weg und musste bald danach aufgeben. Sofort
nach Ende der Partie zeigte Ponomariov seinem Gegner das Remis, das mit 48…Ke7
möglich war. Morozevichs Lächeln verriet, welche Qualen er litt. 'Gegen Ponomariov
zu verlieren ist wirklich hart, - erzählte mir ein 2600+ Großmeister, der seinen
Namen nicht genannt haben wollte. - Verlieren ist immer hart, aber gegen Ponomariov
zu verlieren ist etwas Besonderes. Einmal habe ich zwei Wochen gebraucht, um
mich davon zu erholen.'
Ponomariov
Remis verpasst
So, nach drei Runden hatten bereits zwei Mitglieder der russischen Nationalmannschaft
durch Ponomariov gelitten. Der Ukrainer führt mit +2 und trifft in Runde Fünf
auf Svidler. Dies könnte eine der entscheidenden Partien des Tal-Gedenkturniers
werden. Es ist ironisch, dass das Turnier von einem sehr 'un-Tal-artigen' Spieler
angeführt wird, aber Schach ist Schach, und Ponomariov spielt es einfach sehr
gut.
Weitere Fotos
Das Tal-Zimmer
Alexei Shirov konzentriert sich
'Schade, dass wir diesem 23…Dg6!-Kram übersehen haben', Shirov zu seinem Sekundanten
Ganguly
Leko und Shirov haben eine unterschiedliche Einstellung zum Remis
Einer der seltenen Momente, in denen Shakh nicht lächelt
Magnus Carlsen wird für 64 interviewt
Svidler erklärte, er sah, dass er die Dame gewinnen kann, weil Aronian nach
24.exd4!! herumdruckste. Der Russe wollte 24…Lxd4 spielen, mit der Idee 25.Dxd4?
Te1+.
Drahtloser Gelfand
Der Gang von der U-Bahnstation...
... zum Zentralen Schachverein
Im Inneren des Zentralen Schachvereins
Unser Übersetzer verbringt eine Menge Zeit damit, Blitz mit Florencio Campomanes
zu spielen!
M.S.