Winter in Polen
Von Natalia Straub
Als vor ein paar Wochen die Einladung des polnischen
Schachverbandes einging, an der Europameisterschaft im Schnellschach in Warschau
teilzunehmen, dachte ich, dass es eine gute Gelegenheit sei, die Semesterferien
früher zu beginnen, Freunde zu besuchen, Warschau anzusehen und nebenbei ein
bisschen Schach zuspielen. Also machte ich mich auf die Suche nach einem
günstigen Flugangebot und wurde auch bei einem Billigflieger fündig. Wie sich am
Flughafen herausstellte, waren die beiden frühen Flüge dieser Fluggesellschaft
in andere polnische Städte abgesagt worden, so dass die Maschine nach Warschau
bis auf den letzten Platz gefüllt war. Mit etwas Verspätung kamen wir dann aber
doch an und mussten feststellen, dass wir offenbar auch das schlechte nasskalte
Wetter mitgebracht hatten.
Glücklicherweise holte uns meine gute Freundin Monika Socko vom Flughafen ab und
wir verbrachten zwei schöne Tage bei ihr, während ihr Mann sich mit der
polnischen Nationalmannschaft im Trainingslager auf das bevorstehende Turnier
vorbereitet. Da der Besuch der nach dem Krieg wieder aufgebauten Altstadt
buchstäblich ins Wasser fiel, verlagerten wir unseren Spaziergang kurzerhand in
eines der großen Shopping-Center, besuchten ein neu eröffnetes Outlet-Center
sowie eine Porzellanmanufaktur.
Monika Socko und Natalia Straub
Outlet Center in Warschau
Nachdem der polnische Schachverband dieses Jahr bereits die EM mit klassischer
Bedenkzeit ausgerichtet hat steht nun der Schnellschachwettbewerb auf dem
Programm. Als Austragungsort dient das olympische Zentrum in Warschau und bietet
reichlich Platz für die rekordverdächtige Teilnehmerzahl von 411, worunter sich
34 GMs und immerhin 80 Spielerinnen befinden. Neben den Schachlegenden Victor
Korchnoi und Evgeny Sveshnikov zählen nominell sicherlich die Elobesten Viktor
Bologan, Kiril Georgiev, Arkadij Naiditsch sowie die nahezu komplett angetretene
polnische Nationalmannschaft zum Favoritenkreis. Aus Deutschland angereist sind
u.a. noch Artur Jussupow und Oliver Brendel.
Das Olympia-Centrum
Austragungsort der Schnellschach-Em
Wem wird die Statue Glück bringen?
Die Spielsäle im Olympia-Centrum
Großer Spielssaal mit Liveübertragung der ersten 50 Bretter.
Schachlegenden: Korchnoi und Sveshnikov
Topgesetzter Viktor Bologan
Nummer 2 der Setzliste, Kiril Georgiev
Neuerdings Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, Arkadij Naiditsch
Gut in Form nach dem Trainingslager, Bartosz Socko
Bartlomiej Macieja
Kamil Miton
Tomasz Markowski
Artur Jussupow
Auf Schachreise: Oliver Brendel
Im Kampf um die Frauenpreise greift neben den Polinnen Iweta Radziewicz, Joanna
Dworakowska, Jolanta Zawadska und Marta Zielinska auch Harriet Hunt ein, die mit
ihrem Bruder Adam aus England angereist ist.
Vormittags in Grün...
...Nachmittags in Schwarz: Iweta Radziewicz
Nur denkbar knapp am Finale vorbei: Jolanta Zawadzka
Marta Zielinska
Zielisnka und Kortschnoj
Harriet Hunt
Der Bruder von Harriet, Adam Hunt gegen Alexander Rustemov
Eine von 80 Teilnehmerinnen ...
Barbara Jaracz
Polnische Nachwuchshoffnung Beata Kadziolka
Svetlana Cherednichenko aus der Ukraine
Musste alleine die Familienehre hoch halten, Ilena Krasenkowa
Bei der in polnisch
verfassten Eröffnungsansprache sorgte der Turnierdirektor Macieja für manches
Gelächter unter den Anwesenden. Da sich GM Gdanski bei der Übersetzung ins
Englische aber auf die Fakten beschränkte, bleiben die Anekdoten manch einem
verborgen. Anschließend konnte es aber losgehen und dank der tatkräftigen
Unterstützung des gesamten Organisationsteams werden die ersten 50 Bretter live
ins Internet übertragen.
Bei der Eröffnungsansprache, Turnierdirektor Macieja
Übersetzte bei der Eröffnungsfeier ins Englische: Jacek Gdanski
Die Schiedsrichter sorgten für eine fehlerfreie Partieübertragung
Direktorin der polnischen Schachföderation, Dr. A. Forner-Urban und Präsident
der ECU, Boris Kutin
Der Turniermodus sieht am ersten Tag 8 Runden Schweizer System vor. Die besten
16 nach zu spielenden Tiebreak-Partien erreichen die Finalrunde, alle anderen
spielen am Sonntag noch einmal 5 Runden Schweizer System. Für die Favoriten galt
es also, einen der ersten Plätze zu sichern und somit ins Finale einzuziehen. Am
eindrucksvollsten gelang dies Bartosz Socko, der nach dem siegreichen Duell mit
seinem Nationalmannschaftsgefährten Bartlomiej Marcieja gegen Viktor Korchnoi
remisierte und als bestplatzierter ins Finale einzog. Obwohl Victor Korchnoi
auch gegen Marta Zielinska nicht über ein Remis hinaus kam, reichte es für einen
Platz im Finale. Ebenso zogen Artur Jussupow, Vladimir Malaniuk und Alexander
Zubov aus der Ukraine, Sergei Movsesian aus der Slowakei, Zoltan Gyimesi und
Robert Ruck aus Ungarn in die Gruppenrunde der besten 16 ein. Nicht ganz
gereicht hat es für Victor Bologan, Vugar Gashimov, Evgeny Sveshnikov und
Jolanta Zawadzka, die nur um Haaresbreite die Sensation verpasste.
Polnisches Spitzenduell, Bartosz Socko konnte sich gegen Bartlomiej Marcieja
durchsetzen
Auch gegen Victor Korchnoi blieb Bartosz Socko ungeschlagen und sicherte sich
den ersten Platz nach dem ersten Tag
Gut gelaunt ins Finale, Artur Jussuow und Vladimir Malaniuk aus der Ukraine
Ebenfalls aus der Ukraine, Alexander Zubov
Sergei Movsesian
Zoltan Gyimesi
Bologan und Ruck
Vugar Gashimov
Jussupov und Sveshnikov
Alles weitere und noch mehr Fotos, Ergebnisse etc. gibt es in Kürze ...
Natalia Straub