ACT – Amsterdam Chess Tournament
Anpfiff im Studenten Sportcentrum
Eines der stärksten Sommeropen 2004 begann am Sonnabend,
dem 17. Juli, im Studenten Sportcentrum von Amsterdam. Nachdem um 13 Uhr alle
Spieler in den zwei riesigen Spielsälen – A- und B-Gruppe und C- und D-Gruppe
zusammen in einem „Zaal“ – an ihren Brettern Platz genommen hatten, ertönte
plötzlich die Begrüßungsansprache aus den Lautsprechern. Viele blickten sich
irritiert im Saal um, schauten hoch auf die Tribüne zur Kommentatorenkabine,
doch nichts war zu sehen. Turnierdirektor Jeroen van der Berg eröffnete das
Turnier aus dem Nirwana des Technikraumes, doch den durchdringenden Pfiff durch
eine Schiedsrichterpfeife verstanden auch die ausländischen Teilnehmer und dann
konnte es losgehen.
Turnierflagge
Eingang zum Studenten Sportcentrum
Mit denen sollten wir uns lieber nicht anlegen...
Nach der Partie ist Gelegenheit zum Ausgleichssport
im Fitnessstudio...
Spielsäle
In der A-Gruppe sind 93 Teilnehmer am Start – die gesamte
holländische Elite und viele weitere angereiste Titelträger. Acht
Spitzenbretter sind vom Feld abgetrennt und vier Spitzenpaarungen werden auf große
Fernseher übertragen. An mehreren Stellen im Sportcentrum sind Fernseher aufgehängt,
auf denen neben der Tour der France auch die Spitzenbretter übertragen werden.
In einem angrenzenden Raum werden für die Zuschauer Partien kommentiert. Am
ersten Tag kommentierte der berühmte holländische Trainer Cor van Wijgerden, während
der zweiten Runde GM Sosonko vor vollbesetzten Zuschauerreihen ausdauernd circa
vier Stunden.
Übertragung Spitzenbretter
Übertragung Tour der France
Kommentar Sosonko
Handyverbot
In der ersten Runde war die am meisten belagerte Partie das
Duell der holländischen Schachlegende Jan Timman gegen seinen Weggefährten und
Freund IM Rob Hartoch, und es überraschte niemanden, dass Hartoch in einem
besseren Turmendspiel Remis gab. Durch das Remis musste sich Jan Timman in der
zweiten Runde unters Volk in die hinteren Reihen mischen, wo mit IM Yochanan
Afek ein weiteres Schwergewicht auf ihn wartete. Diese Partie konnte er jedoch
sicher gewinnen und hat sich damit wahrscheinlich wieder an die Spitzenbretter
vorgearbeitet. Eine weitere Überraschung war das Remis Rob Witt gegen GM
Vladimir Chuchelov.
Hartoch-Timman
Timman-Afek
In der zweiten Runde konzentrierte sich das
Publikumsinteresse auf die Partie des jungen Holländers Jeroen Willemze gegen
GM Nicolic. In einer scharfen Angriffspartie fand er leider den Gewinnweg nicht,
und im Endspiel mit Mehrbauern verteidigte sich der Großmeister sehr genau, so
dass die Partie schließlich Remis endete. Interessant auch die Partie von IM
Bosboom gegen GM Sokolov: Bosboom kam eine geschlagene Stunde zu spät, hielt
mit Schwarz aber trotzdem Remis gegen die Nummer 1 der holländischen Rangliste!
Willemze-Nicolic
Sandipan-Houska
Gagunyi-vanDelft
Tregubov
Die junge Holländerin Marlies Bensdorp, die auf der
Europameisterschaft in Dresden Internationale Meisterin wurde, hatte gute
Gewinnchancen gegen einen Internationalen Meister. Schon in der ersten Runde
lieferte sie IM Manuel Bosboom sehr harte Gegenwehr.
Marlies Bensdorp
Hier wird sie von einer Karikaturistin gezeichnet:
Marlies wird gemalt
Von Amsterdam haben wir natürlich bisher noch nicht viel
gesehen, aber das kommt noch! Wir wissen aber jetzt, warum die Holländer das
Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel dem Auto vorziehen:
Parkuhr
Das Parken ist einfach unbezahlbar: Eine Stunde kostet bis
zu 2,80 EUR, ein Tagesticket bis zu 14,00 EUR. Deshalb steht das blaue „P“,
das man in der Innenstadt überall sieht, eher für Panik als für Parken...
Und es ist ja auch nicht so, dass man nur eine Person mit
dem Fahrrad transportieren kann:
Fahrrad für vier
Wenn das Wetter allerdings so bleibt, bringt auch das
Fahrradfahren nicht richtig Spaß:
Die Bar im Sportcentrum machte an diesem Abend allerdings
einen ordentlichen Umsatz, weil niemand den Spielsaal verlassen konnte...
Abends sitzt man beim gemeinsamen Dinner gemütlich
zusammen. Der Vorsitzende des Hamburger Schachklubs Christian Zickelbein ließ
es sich natürlich nicht nehmen, die neuen HSK-Mitglieder bei einem gemeinsamen
Essen willkommen zu heißen:
Sven, Marlies und Christian
Dinner
Tot ziens en groeten uit Amsterdam
Evi Zickelbein
Die
Partien der A-Gruppe zum Nachspielen...