Internet-Europameisterschaft: Kandidatenturnier und Finale

Hier ein Blick auf die Teilnehmerfelder:

Für das Finale haben definitiv zugesagt (Reihenfolge zufällig, Stand: 04. November 2003, 17.00 Uhr):

Dr. John Nunn - Man kann hier eigentlich schon von einer Legende des Schachs sprechen. Auch wenn Dr. Nunn in den letzten Jahren seine spielerischen Ambitionen etwas zurückgeschraubt hat sollte mit ihm zu rechnen sein. Er ist unter dem Pseudonym "Doccy" fast vom ersten Tage an auf dem Server dabei. Es wird interessant sein zu sehen, ob sein Blitzspiel annähernd an das Niveau seiner Bücher herankommt (dann wäre er mit Sicherheit der Favorit).

Teimur Radjabov - Während Dr. Nunn der Oldie im Feld ist, handelt es sich hier um eine der großen Nachwuchshoffnungen des Schachs. Schon in jungen Jahren sammelt er Erfolge gegen die absolute Weltspitze wie Altersgenossen Briefmarken oder Bierdeckel. Zwar wird ihm mitunter nachgesagt, dass sein Spielstil - insbesondere seine Eröffnungswahl, etwas anrüchig sei. Aber für das am Sonntag gefragte Blitz wird dies sicherlich von Vorteil sein, denn im Blitz ist die Initiative die halbe Miete.

Loek van Wely - Bereits sein Handle - "King Loek" - beweist, dass er kein Freund von halben Sachen ist. Immer wieder hat der junge Niederländer unter Beweis gestellt, dass er Schach ganz nach dem Motto "Sekt oder Selters" spielt. Mal hier die eine oder andere Brücke hinter sich einreißen, um sich ganz dem Sieg zu verschreiben, dies liegt ihm. Und sicherlich wird ihm da der Modus, Match-KO-System entgegenkommen, denn durch die bank werden gute Nerven gefragt sein.

Michael Adams - Als vor einigen Jahren die KO-Turniere im Schach aufkamen, da war Michael Adams stets vorne zu finden. Besonders Markenzeichen war damals seine Ruhe. Im vergleich zu ihm wirkte mitunter auch ein Stein wie ein kleiner Zappelphilipp. Mit dieser Ruhe hält er auch, seitdem er auf dem Server playchess.com spielt, dort einen Platz unter den Top 10.

Robert Rabiega - Der Berliner Bundesligaspieler ist mit Sicherheit eine besondere Koryphäe im schnellen Schach. Sein Rating auf dem Server ist meist über 2800 (Platz unter den ersten fünf). Es wird besonders spannend sein zu sehen, ob er in der Lage ist, seine besonderen Fähigkeiten im schnellen Spiel hier gezielt einzusetzen und dadurch einen Platz zu erzielen, der ihm nach seinem FIDE-Rating nicht zustände.

Klaus Bischoff - Der Sieger der 1. Deutschen Internetmeisterschaft hat seine Sicherheit und seine Qualitäten dort unter Beweis gestellt. Anders als in diesem Turnier muss er hier allerdings von Beginn an auf vollem Niveau spielen, denn das jetzt zur Anwendung kommende KO-Turnier kennt keine Spätstarter. Hier gilt, unter Abwandlung eines bekannten russischen Sprichworts "Wer zu spät kommt, den bestraft der Modus". Sollte ihm das gelingen, so kann er mit Sicherheit auch für einige nominell erheblich stärkere Spieler ein echter Stolperstein sein.

Jonathan Rowson - der junge Schotte wird zum Zeitpunkt des Turniers in Island sein. Er hat bereits einige Erfahrung im Internetschach gesammelt und hat hier sicherlich einige Fans erworben, denn er hält dort mit seinem Wissen über Schach, ähnlich wie in seinen interessanten und lesenswerten Büchern, nicht hinter dem Berg. Zu wünschen wäre ihm sicherlich, dass am Sonntag die eine oder andere seine kreativen Ideen zündet.

Auch für die verbleibenden Freiplätze gibt es noch aussichtsreiche Gespräche mit interessanten Schachspielern, so dass am Sonntag ein großer Tag für das Internetschach und insbesondere den Server sein wird.

Einen Tag vorher, am Samstag, geht es im Kandidatenturnier zu Sache. Mit acht GM, 16 IM, 14 FM und gut 60 weiteren hervorragenden Serverspielern steht hier schon ein ausgezeichnetes Teilnehmerfeld zum Kampf um die 16 freien Plätze zur bereit. Allein das Kandidatenturnier wird daher ebenfalls ein echter Leckerbissen werden.