Podzielny gewinnt Goch Open

von ChessBase
05.10.2010 – In der letzten Woche stand die Schacholympiade im Vordergrund und fast schien es so, als würde außer in Khanty-Mansiysk nirgendwo sonst Schach gespielt. Doch das stimmt natürlich nicht. So war zum verlängerten Wochenende die Stadt Goch am Niederrhein Austragungsort des traditionellen Goch Opens. Mit fast 160 Teilnehmern meldeten die Organisatoren sogar Rekordbeteiligung im Gocher Kultur- und Kongresszentrum "Kastell". Offenbar juckte es den Schachfreunden aus dem nahen Ruhrgebiet und den angrenzenden Niederlanden in den Fingern, angesichts der laufenden Schacholympiade auch selbst wieder die Steine zu bewegen. An dreieinhalb Tagen wurden sieben Runden gespielt und Karl-Heinz Podzielny brachte es als Sieger am Ende auf 18 Punkte - mit Hilfe der Dreipunkteregel. Gerd Densing berichtet.Turnierseite...Bericht und Bilder...

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21. Internationales Gocher Open 2010
Von Gerd Densing

Während viele Schachprofis bei der Schacholympiade aktiv waren, führt der Weg für einige Amateurspieler und auch ein paar Großmeister am vergangenen Wochenende nach Goch am Niederrhein.

Dort wurde bereits die 21. Auflage dieses traditionellen internationalen Opens am Niederrhein mit Grenznähe zu den Niederlanden ausgetragen.

So fanden sich nicht nur viele deutsche Spieler (viele Stammspieler, die jedes Jahr wiederkommen) ein, sondern auch einige Spieler aus den Niederlanden, Belgien sowie ein paar „Exoten“,  wie wahrscheinlich bei  jedem bekannten Schachopen.


Das Kongresszentrum "Kastell"


Kastell bei Nacht


Raucherpause

Während das Turnier in den letzten Jahren vorübergehend vielleicht einen „Dornröschenschlaf“ durchmachte und in einzelnen Jahrgängen kein Großmeister vertreten war, mit teilweise rückläufigen Teilnehmerzahlen, kamen zur diesjährigen Auflage neben vielen Amateur- und Vereinsspielern gleich vier Großmeister und zwei Internationale Meister sowie ein Fidemeister.

Während die Teilnehmerzahlen seit Beginn immer zwischen 100 – 145 betrug (bzw. im Jahr 2006 auf „nur“ 84 sank), wurde dieses Jahr mit 156 ein neuer Teilnehmerrekord erzielt, sehr zur Freude der Turnierorganisatoren Wolfgang Evers und Winfried van Ooyen.


Winfried van Ooyen und Wolfgang Evers







Das „Kastell“ in Goch bot als Veranstaltungshalle auch dieses Jahr wieder hervorragende Spielbedingungen mit viel Platz und „Ellebogenfreiheit“. Wie immer befanden sich die Spitzenbretter in etwas abgehobener Position auf einer gut zugänglichen Bühne mit viel Platz für Schachkiebitze.

Das Turnier findet traditionell immer Ende September bzw. Anfang Oktober („um den Feiertag“) statt – und meistens ist dementsprechendes Schachspielerwetter (regnerisch, trüb …) vorzufinden. Dieses Jahr war alles anders, da zwei schöne sommerliche Tage gut für die Stimmung unter den Spielern war und die Möglichkeit bot, die in der Nähe liegende Natur sowie am Rande des Flüsschen „Niers“ ein paar ruhige Minuten in den Rundenpausen zu haben.

Aufgrund der Doppelrundigkeit ist das Turnier auf 3,5 Tage ausgelegt und im Vergleich zu vielen anderen Open entsprechend kurz aber auch anstrengend. Während in den vergangenen Jahren mit der „Standardbedenkzeit“ 2 Stunden für 40 Züge und ne Halbe für den Rest gespielt wurde, sorgte die neue Bedenkzeit (90 Minuten für 40 Züge, 15 Minuten für den Rest sowie 30 Sekunden pro Zug von Beginn an) bei einigen Spielern für etwas Verwirrung bzw. Gewöhnungszeit bzgl. optimaler Zeiteinteilung. Glücklicherweise kamen keine Partien mit „Überlänge“ vor, sodass die Pausen noch entsprechend lang waren und die nächste Runde pünktlich begann.

Ein Bücherstand war vorhanden und die Turnierorganisation war wieder reibungslos und vorbildlich.



Auch wurde für das leibliche Wohl war bestens gesorgt und das in unmittelbarer Nähe befindliche kleine, aber feine Hotel am Kastell bot für die weiter angereisten Spieler eine optimale Unterbringung mit leckerem Frühstück. Die Stadt Goch mit ihren rund 34.000 Einwohnern hat neben einer netten Fußgängerzone und vielen Einkaufsmöglichkeiten auch eine Hand voll sehr guter Restaurants zu bieten, welche für die Spieler fußläufig zu erreichen waren.


Analyse- und Vorbereitungsraum


Die Tabellen und Paarungen

So. Nun zum Turnierverlauf:

Eine „Sofia-Regel“ gibt’s in Goch nicht, dafür wird aber schon seit vielen Jahren die mehr oder weniger umstrittene bzw. angenehme/unangenehme „3-Punkte-Regel“ angewandt, welche man ja in der Fußballbundesliga auch seit Jahren kennt. Während es für einen Sieg 3 Punkte gibt führt ein Remis nur zu einem Punkt und dementsprechend zu mehr oder weniger ausgekämpften Partien um das gute Preisgeld für die Hauptpreise und die vielen Ratingkategorien. Nach Eindruck des Berichterstatters kam es an den ersten 6 Brettern auf der Bühne zu keinem einzigen Kurzremis im gesamten Turnierverlauf!

Als einer der ersten favorisierten Titelträger strauchelte GM Sebastian Siebrecht mit einer Niederlage gegen Amateur Marcel Harff bereits in der 4. Runde und verabschiedete sich „zunächst“ aus der Spitzengruppe. Der topgesetzte GM Vadim Malakhatko als ELO-Favorit spielte in Runde 4 gegen den Porzer Michael Coenen remis. In Runde 5 führte ein Königsangriff/Mattangriff gegen GM Lev Gutman nicht zum Erfolg, sondern endete in einer Stellungswiederholung Remis, sodass auch Malakhatko in der Rangliste – insbesondere wegen der 3-Punkte-Regel – zurückfiel.


Erstes Aufeinandertreffen von Titelträgern im Turnierverlauf; Zozulia gegen Podzielny

Über weite Strecken des Turniers hinterließen die äußerst sympathischen Svetlin Mladenov und GM Gerhard Schebler den solidesten Eindruck und sie waren bis zum Turnierende immer an den vordersten Brettern zu finden. Durch ein Remis der beiden in der 5. Runde freute sich aber ein Dritter!


Die Spitzenbretter vor der Runde


Spitzenbrett


Coenen gegen Gutman in der Schlussrunde


GM Malakhatko gegen FM Hinze


Gerhard Schebler




Mladenov gegen Schebler


Malakhatko gegen Gutman


Schebler gewinnt gegen Podzielny


Podzielny gegen Mladenov


Siebrecht gegen Schebler in der Schlussrunde

Der vielfache Goch-Turnierteilnehmer, mehrfacher Turniergewinner und „Blitz-Experte“, IM Karl-Heinz Podzielny („Potz-Blitz“) aus Essen setzte sich in Runde 4 im ersten Duell von Titelträgern gegen die stärkste Frau im Teilnehmerfeld, IM Anna Zozulia nach einer spannenden Partie in einem interessanten Läuferendspiel beeindruckend durch. Nach einer ärgerlichen Niederlage gegen GM Schebler in der vorletzten Runde sammelte er sich und konnte nachmittags in einer entscheidenden Partie am zweiten Brett den (noch) titellosen Svetlin Mladenov schlagen. Da die Begegnung am Spitzenbrett zwischen den beiden Großmeistern Siebrecht und Schebler remis endete, ging der Turniersieg völlig verdient an den Routinier IM Karl-Heinz Podzielny mit 18 Punkten vor GM Gerhard Schebler, Vadim Malakhatko und Lev Gutman mit je 17 Punkten.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass eine super freundliche angenehme Stimmung unter allen Teilnehmern herrschte, die Organisation wieder Top war und gutes, spannendes Schach gespielt wurde. So überrascht es denn auch nicht, dass noch sehr viele Teilnehmer bis zur Siegerehrung geblieben sind. Auf ein Neues zur 22. Auflage des Gocher Opens am Niederrhein im Jahre 2011.


Sieger Podzielny


Zweiter Schebler


Dritter Malakhatko


Vierter Gutman


Fünfter Mladenov


Siegerehrung

Hier der Link auf die Turnierhomepage:

www.gocher-open.de

 (mit Fotos, Historie, Statistiken, Tabellen und vorläufigen DWZ/ELO-Auswertungen …)

Hier die Spitzenplatzierungen:

XXI. Internationales Gocher Open 2010
Kultur- und Kongreßzentrum Kastell, 30.09.-03.10.2010

Rangliste:  Stand nach der 7. Runde 

Rang

Teilnehmer

Titel

ELO

NWZ

Verein/Ort

Land

Punkte

PktSu

MiBuch

1.

Podzielny,Karl-Heinz

IM

2446

2382

SV Letmathe 1933

 

18

78

68

2.

Schebler,Gerhard

GM

2474

2441

SV Mülheim-Nord 1931

 

17

76

74

3.

Malakhatko,Vadim

GM

2578

 

KBSK Brugge

BEL

17

70

59

4.

Gutman,Lev

GM

2419

2364

SC Melle 03

 

17

68

62

5.

Mladenov,Svetlin

 

2436

2384

SV Wattenscheid 1930

BUL

16

75

68

6.

Siebrecht,Sebastian

GM

2421

2391

SF Katernberg 1913

 

16

70

63

7.

Daurelle,Herve

 

2279

2160

Clichy Echecs 92

FRA

16

66

63

8.

Zozulia,Anna

IM

2343

 

KBSK Brugge

BEL

16

66

53

9.

Bub,Volker

1

2179

2067

SC Tornado Hochneuki

 

15

63

63

10.

Van de Wynkele,Eric

2

2076

2087

SC Jean Jaures Gent

BEL

15

57

52

11.

Coenen,Michael

 

2325

2317

SG Porz

 

14

67

65

12.

Müller,Markus

1

2163

2088

TSV Hütschenhausen

 

14

60

55

13.

Pohle,Dirk

1

2186

2119

SC Solingen 1928

 

14

59

56

14.

Nagel,Bernhard

 

2254

2231

BSG Rheinpark

 

14

58

57

15.

Harff,Marcel

1

2162

2193

SG Hochneukirch

 

13

68

67

16.

Bäumler,Ilja

 

2236

2188

SK Nordhorn-Blanke

 

13

58

59

17.

Moloney,Nicholas R

 

2227

 

 

ENG

13

58

54

18.

Dehn,Marcus

1

2113

2046

SV Wesel 1928

 

13

57

58

19.

Busch,Christian

1

2121

2086

Ratinger SK 1950

 

13

57

56

20.

Frericks,Harald

 

2288

2150

Emmericher SC 1928

 

13

56

57

21.

Krebbers,Wilfried

1

2116

1966

SK Turm Kleve 1974

 

13

55

47

22.

Hulshof,Peter

1

2191

2173

SV Unitas

NED

13

54

55

23.

Stefkovic,Marijan

1

2133

2043

SF Süchteln 1938

 

13

54

54

24.

Hören,Andreas

1

2140

2090

Kölner SK Lasker

 

13

54

53

25.

Vasiljev,Jurij

1

2175

2024

SF Moers

LAT

13

53

53

26.

Hintze,Helge

FM

2357

2306

Elberfelder SG

 

13

52

54

27.

Holscher,Peter

2

2080

2090

Caissa Hoorn

NED

13

49

56

28.

Roßkothen,Arnd

1

2133

2025

Uedemer SK 1948

 

13

46

46

29.

di Franco,Patricio

1

2163

2079

Kölner SK Lasker

 

12

57

52

30.

Thomas,Ingo

1

2102

2017

SK Xanten

 

12

54

62

 

(156 Teilnehmer)

 

 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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