Open von Porto Mannu

von ChessBase
20.05.2009 – Im letzten Jahr rückte Sardinien schon mit der Ausrichtung des Mitropacups in Olbia in den Blickpunkt der Schachöffentlichkeit. Derzeit findet nun in Portu Mannu ein recht stark besetztes Open statt, an dem sich auch eine Reihe namhafter Großmeister beteiligt. Porto Mannu ist eine Ferienanlage im Nordwesten Sardiniens. Neben spannenden Partien bietet die Insel den Schachfreunden eine reizvolle Landschaft und ein sehr ungewöhnliche Geschichte. Sergei Tiviakov hat einiges davon in Bilder gefasst.Turnierseite...Nach Sardinien...

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Sardinien
 

Sardinien wurde in der Steinzeit von drei Einwanderungsgruppen ganz unterschiedlicher Herkunft besiedelt. Über eine Landbrücke, die damals noch die Sardinien über Korsika und Elba mit dem heutigen Italien verband, wanderten vermutlich die ersten Bewohner ein und ließen sich im Nordteil der heutigen Insel, in Gallura, nieder. Im Westen kamen später über das Meer Einwanderer von der Iberischen Halbinsel und den Balearen hinzu, die das Gebiet um die Lagunenseen von Cabras und Santa Giusta besiedelten. Schließlich wurde Sardinien auch von Süden her, aus dem ca. 220 km entfernten Tunesien von Berbern erreicht. Auch Kolonisten aus der Ägäis siedelten sich auf Sardinien an. Eine dauerhafte Besiedlung Sardiniens wird seit der Jungsteinzeit, ca. 6000 v. Chr. angenommen. Die vier Volksgruppen bildeten den Ausgangspunkt für die sardische Kultur, wobei die Ethnien sich zwar kulturell annäherten, aber politisch getrennt blieben.

Aus kleineren Steinbehausungen mit Strohdächern, die in Fischerdörfern zusammen gefasst waren, entwickelte sich zwischen 1800 und 1500 v.Chr. die Nuraghen-Kultur. Als Nuraghe (vielleicht von punisch nurhag=großes Haus) bezeichnet man aus großen Basaltblöcken gefertigte Megalithbauten, von denen in Sardinien noch etwa 7000 zu finden sind. Die Nuraghen ähneln Bauten in Koriska und den Balearen, doch aufgrund baulicher Unterschiede werden sie als sardische Eigenentwicklung angesehen.


Nuraghe Arrubiu


Tholosnuraghen

Die "Nuragher" errichteten neben kleineren Anlagen, z.T. auch mit Wehrtürmen, u.a. auch das gewaltige "Tombe dei Giganti", eine Grabanlage für mehr als Hundert Verstorbene und verschiedene unterirdische Brunnenanlagen, die zusammen mit oberirdischen "Antennentempeln" als Kultanlagen dienten.

Zwischen 1400 und 1200 v.Chr. legten die Achäer (Mykener) im Golf von Carlis auf dem Felsen des Nuhragen Antigori einen Stützpunkt an. Zusammen mit Achäern und Philistern werden auch Sarden ("Shardana") in ägyptischen Annalen, z.B. im Zusammenhang mit dem "Seevölkersturm" als Seeräuber erwähnt.

Nach 1000 v. Chr. wurde Sardinien von den Phöniziern mehr und mehr als Stützpunkt für Handelsfahrten nach Spanien und England genutzt. Von ihren Küstenkolonien betreiben die Phönizier Handel mit den im Hinterland lebenden Nuraghenbewohnern, drängen diese aber auch mehr und mehr zurück. Im Jahr 509 v.Chr. kommt es deshalb zu Aufständen der Ureinwohner. Die Phönizier werden dabei von ihrer Kolonie Karthargo unterstützt und schließlich wird ganz Sardinien mit Ausnahme der nun "Barbaria" oder "Barbagia" genannten Bergregion von den Kathargern besetzt. Die Auseinandersetzungen zwischen den Nuraghern und den Karthagern dauern an, bis schließlich im Jahr 238 v.Chr. die Katharger nach ihrer Niederlage gegen die Römer im Ersten Punischen Krieg Sardinien räumen müssen. Sardinien wird nun römische Provinz.

Im zweiten Punischen Krieg stellen sich die Sarden auf die Seite Kathargos, wurden aber in der Schlacht bei Cornus von den Römern besiegt (201 v.Chr.). 177 v.Chr. stoßen die Römer in das im Osten der Insel liegende Gebirgsland Barbaria vor und verschleppen 80.000 Sarden in die Sklaverei auf das italienische Festland.

Die römische Herrschaft über Sardinien dauert bis zum Jahr 456 n.Chr. In diesem Jahr wird Sardinien von dem germanischen Stamm der Wandalen, der im Zug der Völkerwanderung in Nordafrika heimisch geworden ist, bei der Rückkehr von einem Raubzug nach Latium besetzt. Die Wandalenherrschaft über Sardinien endet 533 nach dem Sieg Kaiser Justinians in der Schlacht bei Tricamare. Sardinien wird in der Folge zusammen mit Korsika und den Balearen eine der sechs afrikanischen Provinzen des Byzantinischen Reiches.

Im Jahr 703 wird Sardinien erstmals Ziel von arabischen Piraten, die Küstenstädte und auch das Binnenland verwüsten. Nachdem die Araber die iberische Halbinsel erobert haben, häufen sich die Raubzüge. Im Jahr 733 plündert Musah ibn Nusayr Cagliari und besetzt zeitweise einen Teil der Küste. 732 errichten die Araber unter Abd ibn Zyad und später Ubay el Allah Stützpunkte auf "Sardaniyah". 815 bitten die Sarden vergeblich Ludwig den Frommen um Hilfe im Kampf gegen die Araber. Auf der Insel bilden sich die Kleinkönigreiche, "Judikate" (Giudcati) genannt, Arborèa, Gallura, Torres und Cagliari heraus. Die arabischen Überfälle dauern indes weiter an. 827 erobern die Araber die byzantinischen Besitzungen Sizilien und die Balearen, während Korsika von den germanischen Langobarden besetzt wird.

Nachdem 1015 landet der Sarazene Mughabid (Museto) mit 120 Schiffen bei Porto Torres und erobert dort einen Teil der Küste. Pisa und Genua entsenden daraufhin auf Bitten von Papst Benediikts VIII Truppen nach Sardinien, vertreiben die Araber und teilen Sardinien in zwei Interessensphären auf, wobei die sardischen Judikate aber weiter bestehen.  Nachdem die Araber im 12. Jh. endgültig vertrieben worden sind, beschäftigen sich die Judikate und die dort herrschenden "Richter" nun intensiver damit, gegeneinander Krieg zu führen.
 

So fällt 1187 Guglielmo von Torres, Herrscher von Cagliari, in Torres und Arborèa ein. In die Machtkämpfe greifen auch verschiedene italienische Städte, vor allem Genua und Pisa, aber auch Bologna, ein. Um die Streitigkeiten zu beenden, gibt Papst Bonifatius VIII 1297 dem König von Aragon, Jakob dem Gerechten (Jaime), die Lehnsherrschaft über das neue "Königreich Sardinien & Korsika". Dieser ist nun ebenfalls dauerhaft in die Kämpfe auf Sardinien verwickelt, landet 1323 auf der Insel und erobert schließlich 1253 Alghero. Die einheimischen Sarden dürfen sich fortan nur noch bei Tag zur Arbeit  in der Stadt aufhalten und müssen diese nachts bei Todesstrafe verlassen. Bis heute ist Alghero aus diesem Grund zweisprachig - alle Straßenschilder sind auch in katalanischer Sprache abgefasst. 1374 werden die Aragonesen zurückgedrängt und halten schließlich nur noch Cagliari und Alghero. Im Laufe der nächsten Jahrzehnten bringen die Katalanen die Insel jedoch nach und nach unter ihre Kontrolle. 1470 ist Sardinien in Gänze in katalanischer Hand.

Nachdem durch die Heirat der Häuser von Aragon und Kastilien das Königreich Spanien entstanden war, wurde auch Sardinien spanisch. Zu jener Zeit entstand das heute noch gültige sardische Wappen mit den vier Mohren, wobei der genau Ursprung ungeklärt ist. Die vier Köpfe können sowohl als Symbol der vier Urvölker, wie auch der vier Judikate gesehen werden.

Mit Ausnahme weniger Jahre zu Zeiten des spanischen Erbfolgekrieges gehört Sardinien mehrere Jahrhunderte zu Spanien wurde zwischen dem 15. und frühen 18. Jh, in Kultur und Brauchtum sehr stark durch den spanischen Einfluss geprägt. 1718 kommt Sardinien aufgrund des Friedensvertrages von London in die Hände Savoyens, Herrscher von Piemont. Damit wird Sardinien italienisch.

1847 verzichteten die Sarden formal auf ihre Unabhängigkeit und schlossen sich mit Piemont zusammen. Die beiden Gebiete werden von Turin aus von einem gemeinsamen Parlament regiert. Nach dem Italienischen Unabhängigkeitskrieg (1848-1861) tritt Sardinien dem Italienischen Königreich bei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bemühen sich die Sarden um kulturelle Unabhängigkeit und Anerkennung des Sardischen als eigene Sprache, wobei eine sardische Hochsprache als solche eigentlich gar nicht existiert. Stattdessen besteht "Sardu" aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Mundarten. 1999 wurde das Sardische schließlich als eigene Sprache anerkannt und darf nun an den Schulen unterrichtet werden.

Heute leben in Sardinien knapp 1,7 Mio Menschen. Neben verschiedenen landwirtschaftlichen Produkten (Pecorino sardo, Cannonau, Pane Guttiau) Korkproduktion und Erölindustrie ist  Sardinien vor allem vom Tourismus abhängig. Bei Cagliari wird der Militärflugplatz Decimomannu von NATO-Einheiten, u. a. auch der Luftwaffe für Übungen genutzt.

Sardinien, 180 km vom italienischen Festland und 210 km von Tunesien entfernt, ist von Korsika nur durch die gefürchtete 11 km breite und 70 m tiefe Straße von Bonifacio getrennt. Wegen häufig auftretenden Stürmen und vielen Riffen und Untiefen ist diese bei Seeleuten gefürchtet. Zahlreiche Schiffsunglücke ereigneten sich im Laufe der Zeit. Das bekannteste ist der Untergang der französischen Fregatte  „Sémillante“, die am 15. Februar 1855 mit 700 Menschen an Bord sank. Nach einem Tankerunglück im Jahr 1993 ist die Straße für Schiffe mit gefährlichen Ladungen gesperrt.



Schachturniere sind ein probates Mittel, um Gebiete touristisch zu beleben. Das weiß man inzwischen nicht nur in der Türkei. Im letzten Jahr fand in Olbia der Mitropacup statt. Nun wird in der Urlaubsanlage Porto Mannu im Nordwesten von Sardinien, im Süden der Maddalena Halbinsel, ein Turnier gespielt, zu dem sich doch einige sehr bekannte Spieler eingefunden haben.


Portu Mannu


Blick auf die Maddalena Halbinsel





Alte Festung bei Porto Mannu




Blick auf die Anlage Portu Mannu von der Festung aus

Open von Porto Mannu

Eine Reihe von Großmeistern haben den Weg in die Ferienanlage Port Mannu im Nordwesten von Sardinien auf der Halbinsel Maddalena gefunden. Unter den Teilnehmern findet man Sergei Tiviakov, der dafür bekannt ist, seine Schachturniere an touristisch reizvollen Orten zu spielen, Stuart Conquest, Mihail Marin, Vadim Malakhatko, Oleg Korneev, Yannick Pelletier, Tiger Hillarp Persson und Victorija Cmylite. Auch eine starke deutsche Delegation unter Führung von Artur Jussupov ist am Start. Die Turnierseite schickt eine Liveübertragung der Partien und informiert aktuell über Ergebnisse und Tabelle. Nach fünf Runden haben neun Spieler vier Punkte auf dem Konto, von denen Stuart Conquest der Beste nach Zweitwertung ist. An Partien wurde bisher nur eine Auswahl der Runde Eins veröffentlicht.

3° Torneo Internazionale Porto Mannu
Porto Mannu - 16/05/2009, 23/05/2009

Stand nach 5 Runden:

Pos Pts ID T NAME Rtg PRtg   ARO APRO Buc1 BucT
1 4.0 8 GM Conquest Stuart C 2549 2644   2404.40 2387 15.00 17.50
2 4.0 1 GM Tiviakov Sergei 2697 2626   2386.60 2462 13.50 15.50
3 4.0 14 IM Vocaturo Daniele 2480 2623   2383.20 2472 15.00 18.00
4 4.0 6 GM Marin Mihail 2564 2585   2345.80 2372 13.00 15.00
5 4.0 9 GM Lemos Damian 2512 2575   2335.20 2371 14.00 16.50
6 4.0 3 GM Malakhatko Vadim 2618 2553   2313.40 2343 12.00 14.50
7 4.0 13 IM D'Amore Carlo 2483 2532   2292.60 2308 13.00 15.50
8 4.0 7 GM Pelletier Yannick 2559 2432   2192.60 2260 12.00 14.00
9 4.0 60 -- Messina Ottavio 2062 2225   1985.40 2000 10.50 12.50
10 3.5 16 GM Skembris Spyridon 2434 2608   2459.00 2380 14.50 17.50
11 3.5 18 FM Cori Jorge 2418 2524   2375.40 2377 13.00 15.50
12 3.5 5 GM Jussupow Artur 2576 2511   2362.00 2413 12.50 15.00
13 3.5 2 GM Hillarp Persson Tige 2618 2505   2356.00 2422 14.00 17.00
14 3.5 11 IM Grandelius Nils 2491 2469   2320.60 2328 12.50 14.50
15 3.5 15 IM Collutiis Duilio 2451 2463   2314.60 2328 13.50 16.00
16 3.5 4 GM Korneev Oleg 2587 2458   2309.20 2370 14.00 16.50
17 3.5 36 WIM Cori T. Deysi 2262 2451   2302.60 2274 13.50 15.50
18 3.5 12 GM Naumkin Igor 2488 2444   2295.40 2284 12.00 14.00
19 3.5 20 IM Loeffler Stefan 2412 2423   2274.00 2301 12.00 14.50
20 3.5 24 FM Friedrich Norbert 2350 2413   2264.00 2214 12.50 14.00
21 3.5 19 IM Bitalzadeh Ali 2417 2362   2213.80 2226 12.50 15.00
22 3.5 10 IM Cmilyte Viktorija 2498 2361   2212.00 2283 12.50 15.00
23 3.5 49 -- Byron Alan M 2168 2252   2103.00 2108 11.50 13.00
24 3.5 59 -- Ori Marco 2069 2202   2053.00 2126 11.00 13.00
25 3.5 66 -- Buratti Marco 2037 2154   2005.80 2017 9.50 11.00
26 3.5 145 -- Albrizio Mauro 1655 1788   1639.80 1702 8.50 10.00

...

178 Spieler

Partieauswahl Runde 1



 


Hillarp-Persson gegen Van Eijk


und Norbert gegen Hillarp Persson


Artur Jussupov (li.)


Naumkin (li.)


Ori gegen Slavin


Sbarra gegen Skembris


Conquest gegen Pelletier


Stromboli gegen Cmylite


Sergei Tiviakov


Zozulia gegen Grandelius


Ausflug nach Palau

 


Festungsanlage bei Palau


Blick auf Capo d´Orso von der Festung aus


Felsformationen am Capo d´Orso


Felskopf








Schachspieler sammelt Igel


Tiviakov hat den Fels umgekippt


Blick auf Palau






Palau Ortseingang


Schwere See

 


 

 

André Schulz
Quellen: timediver.de, Wikipedia, google maps

 

 

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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