Der FIDE Grand Prix

von ChessBase
10.03.2008 – Nach vielen Jahren der Spaltung ist es der FIDE geglückt, die Schachweltmeisterschaft wieder zu einen. Nach wie vor fehlt es aber an einem konstanten und transparenten Qualifikationszyklus. Zur letzten WM, als Rundenturnier ausgetragen, konnten die Spieler sich über Kandidatenkämpfe qualifizieren. Nun bietet die FIDE, bzw. der FIDE-Vermarkter Gobal Chess BV, das K.o.-Turnier World Cup und den neuen Turnierzyklus Grand Prix als mögliche Wege an. Die Sieger der beiden Veranstaltungen spielen im Wettkampf den Herausforderer aus. Vieles am kurzfristig in den Turnierkalender gedrückten Grand Prix erinnert an den GMA Grand Prix der Achtziger Jahre. Ob die FIDE damit bei den Spitzenspielern einen breiten Konsens erzielen konnte, ist allerdings fraglich. In der nun vom Weltschachverband veröffentlichten Teilnehmerliste fehlen einige große Namen. Mehr...

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Der neue WM-Zyklus

Nach der FIDE-Präsidiumswahl 2006 ist der wieder gewählte Präsident Kirsan Ilyumzhinov auf seinen Herausforderer Bessel Kok zugegangen, um einige seiner Ideen zur besseren Vermarktung des Schachsport zu realisieren. Die neu gegründete Firma Global Chess BV mit Sitz in Amsterdam, mit einem Etat von 4,5 Mio. Dollar Startkapital ausgestattet erhielt, von der FIDE den Auftrag, sich um eine professionelle Vermarktung des Profischachs zu kümmern und auch den WM-Zyklus, beginnend mit dem Jahr 2008 zu organisieren.

Nach dem - gescheiterten - Experiment, die Weltmeisterschaften analog zu Tennisturnieren im K.o.-Modus durchzuführen, ist die FIDE zunächst zur Turnierform übergegangen. Vladimir Kramnik hat sich dann für die klassische Form der Schachweltmeisterschaft - den Wettkampf - eingesetzt und die FIDE hat zusammen mit Global Chess die Rückkehr zu diesem Format favorisiert.

In den Jahren vor der Spaltung der Weltmeisterschaften wurde die WM in einem Dreijahres-Rhythmus mit Interzonen-Turnieren, Kandidatenwettkämpfen und WM-Match ausgetragen. Auch zur letzten Turnier-WM konnten Spieler, sofern nicht vorberechtigt, sich über Kandidatenwettkämpfe qualifizieren. Obwohl spannend  und mit hoher Aufmerksamkeit beim Fachpublikum versehen, war man bei der FIDE mit dieser Form der Qualifikation offenbar nicht zufrieden. Tatsächlich war es dem Weltschachverband auch nicht gelungen, die Ausscheidungskämpfe irgendwo anders als in Elista und zu Lasten der FIDE, sprich dessen Präsidenten und Geldgeber Ilyumzhinov, unterzubringen. Man habe, so hieß es, die Verbände der Teilnehmer angesprochen, doch keinen Erfolg gehabt. Angeblich war man in Norwegen bereit, die Wettkämpfe von Magnus Carlsen zu finanzieren, jedoch nicht, alle Kandidatenwettkämpfe als Gastgeber unterzubringen.

Im neuen Zyklus trifft der Sieger des K.O.-Turniers "World Cup" auf den Sieger einer neu installierten Turnierserie "Grand Prix". Grand Prix-Sieger ist der Spieler, der aus vier von insgesamt sechs Turnieren in zwei Jahren die meisten Punkte erzielt hat. Die FIDE hatte eine Liste mit vorberechtigten Spielern veröffentlicht und nun die endgültige Teilnehmerliste ins Netz gestellt. Da einige große Namen fehlen, stellt sich die Frage, ob Global Chess bzw. die FIDE den Ansprüchen der Spieler mit dem neuen System gerecht wird.

Tatsächlich ist der Profischachkalender mit Top-Turnieren gut gefüllt. Zur Installation weitere Turniere dieser Art, die zudem in zeitlicher Konkurrenz zu anderen großen Veranstaltungen stehen, bestand keine zwingende Notwendigkeit. Ein Spitzenspieler, der vielleicht schon langfristige Verpflichtungen eingegangen ist, muss nun zwei weitere Spitzenturniere in seinen persönlichen Kalender aufnehmen. Doch auch Spieler der absoluten Weltspitze können nicht unbegrenzt viele Turniere im Jahr auf höchstem Niveau spielen. Dies können Erklärungen dafür sein, warum einige Namen auf der Teilnehmerliste des FIDE Grand Prix fehlen. So haben die vier Besten der aktuellen Weltrangliste nicht zugesagt. Außer Anand, Kramnik, Topalov und Morozevich fehl auch die Nummer Sieben der Eloliste Alexej Shirov.

In einem Interview mit Sport Express (englische Übersetzung) hat Alexander Morozevich seine Beweggründe erläutert. Einer seiner Gründe ist die zeitlich Länge des Zyklus. Die 2008 begonnene Qualifikation kommt erst 2011 in einem möglichen WM-Kampf zum Tragen. Das sei zu spät, meint Morozevich, der Weg dorthin über vier Turniere und einen Kandidatenwettkampf zu lang. Drei der in den laufenden "Zyklus" involvierten Spieler - Anand, Kramnik und Topalov, haben ebenfalls abgesagt. Alle drei werden sich vielleicht gefragt haben, warum sie sich qualifizieren sollen, wenn sie vielleicht selber 2011 Weltmeister sind.

In Bezug auf die Turnierorte gab es eine kleine Änderung. Gegenüber der ersten Version des Planes ist jetzt Sochi als Austragungsort für Krasnojarsk angegeben, so dass nun die Reihe Baku, Sochi, Doha, Montreux, Elista und Karlowy Vary den Grand Prix definiert. Mit Montreux wurde dabei ein ganz neuer Gastgeber für das Schach gewonnen. "Der Turnierort "Elista" wirkt hingegen immer wie "Wir haben sonst nichts gefunden".

Die Teilnehmer des FIDE-Grand Prix...

 

André Schulz

 

 


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