Interview mit Bundestrainer Uwe Bönsch

von ChessBase
05.03.2008 – Mit der Schacholympiade im eigenen Land steht die deutsche Nationalmannschaft in diesem Jahr besonders im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Ohne Spieler der absoluten Weltklasse hat das deutsche Team bei früheren Schacholympiaden von seiner mannschaftlichen Geschlossenheit profitiert und gewann so z.B. in Istanbul 2000 die Silbermedaillen. Inzwischen hat der Bundestrainer konsequent einen Generationswechsel vollzogen und bei der Europameisterschaft letzten November in Heraklion das jüngste deutsche Team aller Zeiten aufgeboten. Das Ergebnis, der 23ste Platz bei 39 teilgenommenen Mannschaften, war jedoch eher ernüchternd. Im Interview spricht der Bundestrainer über die Ursachen und gibt einen Einblick in die Planung des DSB für die nächsten Wettkämpfe und Turniere. Zum Interview....

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Interview mit Bundestrainer Uwe Bönsch
März 2008

Bei der letzten Europameisterschaft haben die deutschen Nationalmannschaften eher weniger gute Resultate erzielt. Die Frauen blieben zwar noch im Soll, das neu formierte Männerteam blieb jedoch deutlich hinter den Erwartungen, d.h. hinter dem Platz, den Sie entsprechend der Setzliste einnehmen, zurück. Worin sind die Ursachen für die schwachen Leistungen zu sehen?

Tatsächlich hat die deutsche Männer-Nationalmannschaft die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Nach einem Generationswechsel gingen wir mit der jüngsten deutschen Mannschaft an den Start. Ein Durchschnittsalter von 23 Jahren hat auch international kaum ein Team aufzuweisen. Auf der einen Seite bietet das große Chancen für die Zukunft, andererseits waren wir in Kreta einfach noch nicht soweit, um Spitzenplätze mitspielen zu können. Für die meisten Spieler unserer Mannschaft war es die erste Mannschaftseuropameisterschaft an der sie teilnahmen. Es ist nicht einfach, so erfahrene Großmeister  wie Dr. Robert Hübner oder Artur Jussupow zu ersetzen. Aus rein schachlicher Sicht muss die ungenügende Chancenverwertung genannt werden. Wir erzielten nicht genug Punkte aus den vielen verheißungsvollen Stellungen. Drei Niederlagen mit 2,5 zu 1,5 und eine mit 3 zu 1 sind einfach zu viel. Durch die Mannschaftswertung sind die knappen Niederlagen besonders bitter. Da helfen auch Siege mit 4 zu 0 oder 3,5 zu 0,5 kaum.

Früher konnten deutsche Mannschaften durch ihren Teamgeist vorne mitspielen, obwohl sie im Eloschnitt hinter den Topteams zurückstanden. Diesmal schien es aus der Ferne, als fehle es im Männerteam gerade an mannschaftlichem Zusammenhalt. So wurden z.B. gegen Spanien Partien schon Remis gegeben, als Naiditschs Partie gegen Vallejo bereits langsam in Richtung Niederlage zu kippen schien und der Wettkampf ging verloren.

Bis auf eine Ausnahme war die mannschaftliche Geschlossenheit vorbildlich. Wir haben viel gemeinsam unternommen, uns gegenseitig bei der Vorbereitung geholfen und die Stimmung war gut. Wir haben, wiederum bis auf eine Ausnahme, immer gemeinsam gegessen, wir verbrachten die Freizeit häufig zusammen bei Billard, Tischfußball und Kegeln. Die gute Stimmung des Vorbereitungslehrgangs in Gladenbach setzte sich auch unter dem Druck eines nicht optimalen Wettkampfs überwiegend fort.

In der 4. Runde wurden  wir gegen Spanien gelost und Arkadij Naiditsch spielte eine hochtaktische Partie gegen Vallejo. Erst lief Vallejos König zum Königs- dann wieder zum Damenflügel. Schwarz drang mit seinem Turm auf der zweiten Reihe ein, die Stellung war unübersichtlich und wenn man nicht auf die Hilfe von Fritz zurückgreifen kann, dann fällt es nicht leicht, die schwarzen Chancen zu beurteilen. Auch Arkadij fiel es nicht leicht, sonst hätte er sich nicht entschieden, diesen Stellungstyp anzustreben. In der anderen entscheidenden Partie hatte Rainer Buhmann mit Schwarz gegen GM Khamrakulov (2604) keine leichte Aufgabe. Er konnte die Partie zwar ausgleichen, aber von Vorteil – keine Spur. Rainer fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, hatte keine Idee, wie die Stellung auf Gewinn gespielt werden könnte und daher stimmte ich seinem Wunsch zu, das Remisangebot seines Gegners zu akzeptieren. Erst sehr viel später musste unser erstes Brett die Waffen strecken.

Es wurde auch behauptet, die Mannschaft sei im Verlauf des Turniers auseinander gefallen. Jeder der Spieler sei abseits des Bretts seine eigenen Wege gegangen.

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, die Chemie in der Mannschaft stimmte bis auf eine Ausnahme. Jan Gustafsson sah sich veranlasst eine anders lautende Darstellung im Internet zu korrigieren und Jan ist bestimmt niemand, der in Verdacht steht seine Meinung immer und überall öffentlich kundtun zu müssen. Die angesprochenen Behauptungen sind schlicht falsch.

In der Vergangenheit waren die deutschen Männerolympiamannschaften für jede Mannschaft der Welt zumindest ein ernst zu nehmender Prüfstein. Nach den Ergebnissen der Europameisterschaft muss man sogar Drittklassigkeit befürchten. Wird das deutsche Spitzenschach international abgehängt?

Uns fehlen die Spitzenleute. Wenn es uns nicht gelingt, Spieler wenigstens unter die Top-50 zu bringen, dann ist es auch in der Mannschaft schwer vorne mitzuspielen. Dass es dennoch klappen kann, zeigten der zweite Platz bei der Olympiade von Istanbul und die  dritten Plätze der Mannschafts-EMs in Batumi und Leon sowie der vierte bis fünfte Platz in Pula.

Woran liegt es, dass deutsche Profis im Spitzenschach international nicht mehr mithalten können?

Seit den großartigen Erfolgen von Wolfgang Uhlmann in den Sechzigern und Siebzigern sowie von Dr. Robert Hübner in den Siebzigern und Achtzigern gab es keinen deutschen Top-10-Spieler mehr. Als Artur Jussupow nach Deutschland kam, hatte er sich auch schon etwas von der Weltspitze entfernt. Wir halten  also leider bereits seit einem Vierteljahrhundert im Einzel der Männer nicht mehr mit der Weltspitze mit.

In den starken Schachnationen wird dem Schachspiel eine hohe Achtung entgegengebracht. Das Schachspiel hat ein außerordentliches Prestige und Schachspieler werden besonders geschätzt. In Deutschland finden wir dieses Phänomen nur punktuell. In verschiedenen östlichen Ländern gibt es nach wie vor staatliche Unterstützungen für die Nationalmannschaft und den Nachwuchs. Die Finanzierung von Trainern auf allen Ebenen der Leistungspyramide ist außerordentlich hilfreich. Mit zwei bezahlten Trainerstellen kann der DSB da nur schwer mithalten.

Dass man fast aus dem Nichts Spieler systematisch zu wettbewerbsfähigen Profis fördern kann, zeigen Länder wie China oder Indien. Polen, wo es früher kaum Profispieler gab,  ist bei den Mannschaftswettbewerben, besonders bei den Frauen, inzwischen Weltspitze. Polnische Jugendliche sind bei Jugendturnieren häufig vorne zu finden. Von den Leistungen der Spieler aus den Ländern der ehemaligen UdSSR ganz zu schweigen. Was wird in Deutschland falsch gemacht?

Es gibt keine einfachen kopierbaren Konzepte. China unternimmt schon seit 20 Jahren erhebliche Anstrengungen im Kampf um die Weltspitze. Bei den Frauen ist es ihnen in vollen Umfang geglückt und bei den Männern sind sie auf dem Weg dahin. Hilfreich waren auf jeden Fall die massive staatliche Unterstützung und eine Zentralisierung der Förderung. Beides ist in Deutschland in dieser Form nicht realistisch. In Indien ist ein Aufschwung zu verzeichnen, mit  Anand, Sasikirian,  Harikrishna und Koneru verfügen das Land über außergewöhnliche Talente.

Aber auch wir unternehmen im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ganz erhebliche Anstrengungen. Von 2006 bis 2008 konzentriert sich die Leistungssportförderung auf zwei Programme mit Blickrichtung Schacholympiade Dresden. Das Programm zur Förderung der Nationalmannschaft und das Programm Jugend-Olympiamannschaft. Wie man auf den Internetseiten des DSB nachlesen kann, geben wir derzeit pro Jahr rund 130.000 Euro für den Leistungssport aus. Neben den nicht zu beeinflussenden Kosten haben die beiden genannten Programme einen erheblichen Anteil daran. Wir unterstützen rund 20 Spielerinnen und Spieler intensiv beim Training und im Wettkampf. Es werden Lehrgänge durchgeführt, Einzeltraining finanziert und Zuschüsse sowie Komplettfinanzierungen von wichtigen Wettkämpfen gezahlt. Neben der Förderung durch den DSB tritt auch die Bundeswehr als Förderer auf. Mit Elisabeth Pähtz, die schon seit zwei Jahren Mitglied der Sportfördergruppe ist sowie David Baramidze und Arik Braun kommen besondere Talente in den Genuss der Förderung.

Wie schon vorher erwähnt,  war bei der Nationalmannschaft der Männer ein Generationswechsel unvermeidbar. Den jungen Spielern muss man noch etwas Zeit geben. Optimistisch stimmt mich, dass die bereits schon sehr jungen Nationalspieler ihren Platz gegen teilweise noch jüngere Spieler verteidigen müssen. Spieler  wie Georg Meier, Arik Braun und Falko Bindrich haben sich bereits einen Namen gemacht.

Potential sehe ich noch in der Steigerung des Trainingsumfangs. Im Vergleich zu anderen Sportarten trainieren nicht alle unserer Spitzenspieler hart genug. Auf meine Frage an einen Turntrainer, wie viel sie trainieren, bekam ich zur Antwort: Schüler trainieren an 6 Tagen in der Woche ca. 20 Stunden und Mitglieder der Nationalmannschaft ca. 33-35 Stunden in der Woche. Bei Lehrgängen sind noch erhebliche Steigerungen möglich. Prinzipiell wird dabei auf Feiertage wie beispielsweise Weihnachten oder Neujahr keine Rücksicht genommen.

Anfang dieses Jahres griffen wir erstmals bei der Trainingsplanung auf die alte Tradition der Trainingsturniere zurück – und haben gute Erfahrungen gemacht. Darüberhinaus richten wir unser Augenmerk verstärkt auf teamfördernde, mannschaftsbildende Maßnahmen.


Uwe Bönsch und Tina Mietzner

Welche Aufgaben übernehmen Schachbund, Landesverbände und Vereine bei der Förderung? Welche Aufgabenverteilung wäre wünschenswert? Gibt es Privatinitiativen zur Förderung einzelner Spieler wie beispielsweise in Frankreich?

Die Förderung des Bundes habe ich bereits dargestellt, der Schwerpunkt der Förderung durch die Landesverbände liegt nicht im Spitzensport. Auf jeden Fall würde ich mir noch viel mehr private Initiativen wie die in Hockenheim um Herrn Auer wünschen. Rainer Buhmann hat nicht zuletzt durch diese Unterstützung den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Die intensive familiäre Hilfe verbessert die Erfolgschancen außerordentlich. Erfolgreiche Beispiele sind u.a. Elisabeth Pähtz und Falko Bindrich.

Wie ist die Jugendarbeit in Deutschland im internationalen Vergleich zu sehen? Kommen genug potentielle Talente aus der Jugendarbeit. Wenn ja, an welcher Stelle scheitert der Übergang in ein mögliches Profitum?

 Die Jugendarbeit ist vorbildlich in Deutschland und gewiss nicht schlechter als in anderen Ländern. Mit dem Schwerpunkt Schulschach legt die Deutsche Schachjugend die Grundlage für eine spätere Leistungssportförderung. Das Problem sehe ich vielmehr in den sehr hohen Anforderungen, kombiniert mit vielfältigen Angeboten an unsere Jugend. Dazu ist es manchmal nur schwer zu vermitteln, seine gesamte Kraft auf die schachliche Ausbildung zu legen und die Frage, lohnt es sich zugunsten des Schachs  nur mit angezogener Handbremse die schulische oder berufliche Ausbildung zu absolvieren, muss in jedem Einzelfall neu beantwortet werden. Spitzenleistungen kann auch vom größten Talent nicht nebenbei erbracht werden.

Ist das Netz mit erstklassigen Trainern in Deutschland dicht genug? Und wäre es nicht sinnvoll, für die Spitzentalente zusätzliche Trainer aus dem Ausland zu engagieren, so wie es z.B. in den arabischen Ländern – aber auch anderswo - gemacht wird, wo ebenfalls ein Schachboom zu verzeichnen ist.

Wir haben eine Anzahl  ausgezeichneter Trainer, wie z.B. Artur Jussupow oder Dr. Karsten Müller, es könnten aber sicher mehr sein. Daneben trainieren aber auch ausländische Spitzentrainer und Spitzenspieler mit unseren Spielern. Genannt seien stellvertretend nur  Anatoly Karpov, Josif Dorfman, Mark Dvoretski, Peter Heine Nielsen, Lars Bo Hansen, Alexander Beljawski und Zoltan Ribli. Andererseits ist es ein gewisses Problem, ausländische und deutsche Spitzentrainer angemessen zu honorieren.

Unsere Mitglieder der Nationalmannschaft und Jugendolympiamannschaft trainieren aber auch miteinander. Derzeit läuft gerade ein Lehrgang, in dem Jan Gustafsson David Baramidze und Arik Braun in einige Geheimisse der Eröffnungstheorie einweiht.

Welche Rolle spielt die deutsche Turnierlandschaft? Es gibt sehr viele Amateuropen in Deutschland, aber kaum geschlossene Rundenturniere…

Absolut richtig, mit einigem Neid schaue ich zu unseren Nachbarn in die Niederlande. Einige Spieler sind mit Hilfe der traditionellen dortigen Rundenturniere in die Spitze vorgestoßen. Private Initiativen ermöglichten auch hochklassige Zweikämpfe, in denen man an seinem Gegner wachsen kann.

Mit der Unterstützung von Turnieren wie z.B. in Bad Homburg oder Lippstadt versuchte der DSB, auch unseren Spielern Erfahrungen in Rundenturnieren zu verschaffen. Leider muss man aber eingestehen, dass der DSB bei der eigenverantwortlichen Organisation von Rundenturnieren sehr schnell an seine finanziellen und personellen Grenzen stößt. Das stärkste deutsche Rundeturnier in Dortmund bietet auch einem einheimischen Spieler die Möglichkeit mitzuspielen. Vor zweieinhalb  Jahren hat sie Arkadij Naiditsch ganz hervorragend genutzt.

Auch die Deutschen Einzelmeisterschaften werden als Amateurturnier mit Qualifikanten aus den Landesverbänden im Schweizer System durchgeführt. Wäre es nicht besser, die besten Spieler des Landes in einem Rundenturnier zu vereinen und damit außer einem Aushängeschild auch ein ordentliches Trainingsturnier zu haben? Für das Frauenschach gilt dieser Wunsch vielleicht noch mehr als für das Männerschach. Viele wissen gar nicht, dass es eine Deutsche Frauenmeisterschaft gibt.

Mein Vorschlag, eine Kronengruppe mit den 10 besten deutschen Spielern einzuführen liegt auf dem Tisch, ist aber bisher auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der Ausgleich der Interessen der Landesverbände und dem Bereich Leistungssport ist in diesem Punkt nicht ganz einfach.

Ein neuer Ansatz ist die von Joachim Gries für das Jahr 2010 geplante Meisterschaft in Gladenbach. Vorausgesetzt sie wird an Gladenbach vergeben, sollen zeitgleich die Männer- und Frauenmeisterschaft stattfinden, jeweils mit einem PKW als erstem Preis. Vielleicht können dadurch mehr  spielstarke Frauen und Männer dazu bewogen werden sich an den Landesmeisterschaften zu beteiligen um sich  für die DEM zu qualifizieren. Durch die Finanzierung von fünf Freiplätzen für Kaderspieler stärkte der DSB in der Vergangenheit  die Qualität der DEM und wird dies auch in Zukunft tun.

Welche Rolle spielt die Bundesliga als großes Mannschaftsturnier in Deutschland. Früher war die Bundesliga für manchen jungen Spieler eine sichere Einnahmequelle, mit der man über ein Jahr rechnen konnte, um vielleicht mit diesem Spatz in der Hand eine Profikarriere zu beginnen. Heute stehen den Talenten kaum noch Plätze in der Liga zur Verfügung.

Stopp, fast alle unserer A und B-Kaderspieler, sowie einige C-Kader spielen in der Bundesliga. Die Einnahmen aus der Bundesliga sind sicher zurückgegangen, dafür spielen aber jetzt wesentlich mehr deutsche Spieler in ausländischen Ligen. Der gewachsene Anteil an ausländischen Spielern in der Bundesliga ist Segen und Fluch zugleich. Solange aber fast alle unsere Kaderspieler ihren Platz in einer der stärksten Ligen finden, kann ich damit leben und möchte nicht erneut die Diskussion um Ausländerbeschränkungen eröffnen. Das tun schon die Fußballer für uns, falls dort die 6-5 Regelung Einzug hält, wird sie sicher für viele Sportarten Vorbild.

Mit Aronian und Kasimdzhanov leben zwei Topspieler in Deutschland, die sich vielleicht in die deutsche Mannschaft integrieren ließen. Wurden diesbezüglich schon Initiativen unternommen?

Mit beiden habe ich darüber gesprochen, die Bindung an ihre Herkunftsländer ist aber zu stark.



Welche Förderungen vergibt der deutsche Schachbund an die Kaderspieler?

Bis zur Schacholympiade in Dresden konzentriert sich die Förderung auf die schon besprochenen Förderprogramme Nationalmannschaft und Jugendolympiamannschaft. Über die Ausrichtung der Förderung nach der Olympiade wird derzeit diskutiert.

Seit vielen Jahren profitieren unsere Kaderspieler von der Kooperation des DSB mit ChessBase. Die Software, wie z.B. das Programm ChessBase und die MegaBase, sind  für das Training und die Wettkampfvorbereitung unverzichtbar.

Inwieweit kann die Sportförderkompanie der Bundeswehr als Erwerbsquelle für Schachprofis genutzt werden. In anderen Sportarten, die ebenfalls keinen vollen Lebensunterhalt bieten, wählen einige Sportler diesen Weg…

Wie schon erwähnt, Elisabeth Pähtz, David Baramidze und Arik Braun sind die jetzigen Mitglieder der Sportfördergruppe. Dort wurden sie nach dem Absolvieren der militärischen Grundausbildung für Training und Wettkämpfe freigestellt. Nach vielen Jahren ausschließlicher Förderung im Rahmen des Grundwehrdienstes, ist es uns mit Elisabeth Pähtz erstmalig gelungen in eine längere Förderung eines Schachsportlers durch die Bundeswehr zu erreichen. Als Zeitsoldatin kommt Elisabeth bis mindestens November 2008 in den Genuss der Unterstützung durch die Bundeswehr. Für David und Arik streben wir ebenfalls eine Verlängerung der Dienstzeit an. Nach maximal vier Jahren Förderung ist aber unter den jetzigen Bedingungen  endgültig Schluss. 

Mit wie vielen Mannschaften darf der Deutsche Schachbund bei der Schacholympiade antreten?

Zunächst einmal mit zwei Männer- und zwei Frauenmannschaften. Als Ausrichter hat Deutschland das Recht jeweils eine zweite Mannschaft zu nominieren. Wir entschieden uns schon vor drei Jahren, für die Nominierung einer zweiten Mannschaft mit lauter jungen Spielern. Um diese auch gut auf die Olympiade vorzubereiten und aus einer Reihe von anderen Gründen wurde auf Anregung von Dr. Jordan die Idee der  Jugendolympiamannschaft geboren.

Falls an einem bestimmten Punkt der Anmeldeprozedur sich eine ungerade Anzahl von angemeldeten Mannschaften ergibt, dann hat der Ausrichter die Möglichkeit durch Nominierung einer dritten Mannschaft eine gerade Anzahl von teilnehmenden Mannschaften herbeizuführen. Über die Zusammensetzung einer eventuellen dritten Mannschaft wurde noch nicht entschieden.

Ist schon über die Besetzung entschieden worden? Welche Spieler bieten sich für die einzelnen Mannschaften an? Wann werden die Mannschaften für die Schacholympiade nominiert? Und welche Vorbereitungen - Lehrgänge, Wettkämpfe, Turniere – sind vorher noch geplant?

Die Nationalmannschaften werden im Juli nominiert. Dieser Termin ist nah genug an der Olympiade, um eventuelle Senkrechtstarter zu berücksichtigen und weit genug vom 12. November 2008 entfernt, damit sich die Nominierten in Ruhe vorbereiten können. Dazu gehört auch ein 10-rundiger Länderkampf der Frauen und Männer gegen China im August diesen Jahres, sowie ein Vorbereitungslehrgang im Oktober.  Der Kaderkreis ist erfreulich groß, die Mitglieder der Mannschaft der letztjährigen EM sind ebenso Kandidaten wie einige „neue“ Namen. Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht im März bereits die Namen der dann im Juli 2008 zu nominierenden Spielerinnen und Spieler diskutieren möchte.

Die derzeitigen Mitglieder der Jugendolympiamannschaft haben ein Anrecht auf eine Nominierung. Ob es die JOM wird oder vielleicht sogar die Nationalmannschaft bleibt abzuwarten.

Was sind die Zielsetzungen für die Schacholympiade, jeweils für Männer und Frauen?

Eine Platzierung im einstelligen Bereich wäre für beide Teams, ein Erfolg. Wenn alle Topmannschaften teilnehmen, wovon ich ausgehe, dann starten wir vorbehaltlich keiner großen Eloveränderungen bei den Männern vom Startplatz 15 und bei den Frauen vom Platz 9. Die besseren Chancen sehe ich für unser Frauenteam.  

Vielen Dank für das Interview

Die Fragen stellte André Schulz.

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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