Tschechien gewinnt Senioren-Mannschafts-EM

von ChessBase
20.02.2008 – Die tschechische Mannschaft mit Jansa, Lechtynsky, Pribyl und Trapl entschied die Mannschaftseuropameisterschaft der Senioren in Dresden für sich (16:2 Punkte) und verwies die starken Teams aus Rostov und Moskau auf die Plätze. Team Deutschland wurde Vierter. Für seinem Abschlussbericht führte Dagobert Kohlmeyer ein Interview mit Fritz Baumbach, der bei der EM für ein Berliner Team antrat. Der frühere Fernschachweltmeister erinnerte sich u.a. an die Schacholympiade 1970 in Siegen, wo Bobby Fischer der große Star war, aber gegen Spasski den Kürzeren zog.Turnierseite...Bericht, Bilder, Partien...

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Tschechien gewinnt Senioren-Team EM 2008
Von Dagobert Kohlmeyer

Endstand:
1  Tschechien 16:2
2  Stiller Don Rostov 15:3
3  Moskau 15:3
4  Deutschland 13:5
5  Catalonia 13:5
6  WIS Odessa 13:5
7  Schweiz 12:6
8  SF Katernberg 12:6
9  St. Petersburg 11:7
10  Finnland 1 11:7

Partien (pgn)...

Bei der 10. Team-EM der Senioren in Dresden waren die Tschechen eine Klasse für sich. Als Neuling angetreten, beherrschten die Männer um Vlastimil Jansa und Jiri Lechtynsky das übrige Feld und ließen die Favoriten aus Rostow am Don und Moskau hinter sich. Deutschland wurde diesmal undankbarer Vierter.

68 Mannschaften bedeuteten einen neuen Teilnehmerrekord. In den Teams setzten zahlreiche Schachlegenden die Figuren, darunter Viktor Kortschnoi, Wolfgang Uhlmann, Vitali Zeschkowski, Andreas Dückstein sowie die Fernschach-Exweltmeister Fritz Baumbach und Jørn Sloth. Es war die vorerst letzte Team-EM in Dresden. Die nächste soll 2009 im österreichischen Velden stattfinden.


Das Siegerteam aus Tschechien  mit Dirk Jordan, Foto: Klaus Jörg Lais

Die Tschechen blieben ungeschlagen, gewannen sieben Kämpfe und spielten zweimal (gegen Deutschland und Moskau) 2:2. Das ergab 16: 2 Mannschaftspunkte und 23,5 Brettpunkte. Silber ging an Stiller Don Rostow (15:3, 26,0), Bronze an Moskau (15:3, 23,0). Deutschland holte 13:5 Teampunkte bei 23,5 Brettpunkten.

Einer der Helden des Turniers war Großmeister Jiri Lechtynsky, der dem unverwüstlichen Schweizer Vorkämpfer Viktor Kortschnoi am vierten Spieltag dessen einzige Niederlage in diesem Turnier beibrachte (Foto).

Hier das Siegerquartett:

 

Jansa, Lechtynsky, Pribyl, Trapl)

Die DSB-Auswahl mit Wolfgang Uhlmann, Anatoli Dontschenko, Hajo Hecht, Klaus Klundt und Burkard Malich war lange Zeit auf Medaillenkurs, musste aber am vorletzten Spieltag eine 1,5:2,5-Niederlage gegen Moskau hinnehmen. Das kostete am Ende Bronze. Nach dem deutschen Team kamen Katalonien, Odessa, die Schweiz sowie Katernberg auf die nächsten Plätze. Wie hart und eng auch der Kampf dahinter war, zeigt die Tatsache, dass alle Teams vom 9.-23. Platz je 11:7 Mannschaftspunkte hatten und nur durch die Brettpunkte getrennt waren. Wenn auch dies nichts half, dann entschied die Buchholzwertung. Nähere Einzelheiten über das spannende Finale der Euro gibt es auf der Webseite des ZMD Schachfestivals.

In der Berliner Auswahl, die im Gesamtklassement den 15. Platz (bei nur einer Niederlage!) belegte, spielt seit Jahr und Tag Fritz Baumbach mit. Jüngeren Schachfreunden sei gesagt, dass der 72-jährige Patentingenieur nicht nur im Fernschach mit seinem WM-Titel 1988 und zwei olympischen Goldmedaillen große Meriten sammelte, sondern auch im Kampf Mann gegen Mann. (siehe unser Interview).


Die Fernschachweltmeister Baumbach und Sloth

In Dresden feierte Fritz Baumbach Wiedersehen mit seinem Vorgänger auf dem Fernschachthron Jørn Sloth. Der Däne (Jahrgang 1944) war 1980 mit 35 Jahren jüngster Fernschachweltmeister aller Zeiten. Er arbeitete als Mathematik- und Russischlehrer und vertrat er sein Land im Nahschach bei der Olympiade 1972 in Skopje. Wie Sloth uns erzählte, war er auch schon einmal als Schachspieler in Dresden und hat sich bei dieser Gelegenheit sehr für die Geschichte der Stadt interessiert. 1969, also vor knapp vier Jahrzehnten, startete Jørn Sloth in Dresden bei der Mannschafts-WM der Studenten und erinnert sich noch an dieses Detail: „Wir spielten gegen die DDR, und ich verlor in der Finalrunde am ersten Brett gegen Lutz Espig. Am Ende belegten wir Platz 9.“

Gerhard Schmidt, Turnierdirektor der Senioren-Euro, hatte bei unserem Besuch in Dresden auch die Abschlusstabelle von damals parat.

XVI. Mannschafts-Weltmeisterschaft der Studenten 1969 - Finalgruppe A

1.

UdSSR

 

2

4

2

3

3

3

4

27.0

2.

Jugoslawien

2

 

2

3

3

2

2

21.5

3.

Bulgarien

0

 

2

3

1

3

3

19.5

4.

BRD

2

2

2

 

1

2

3

19.5

5.

DDR

1

1

 

3

1

17.5

6.

England

1

1

3

½

 

2

4

3

17.5

7.

USA

1

3

1

 

2

3

17.0

8.

Rumänien

1

½

3

2

2

 

2

2

16.5

9.

Dänemark

½

2

1

2

½

0

1

2

 

3

12.0

10.

CSSR

0

2

1

1

1

2

1

 

12.0

 

„Auf meinen Start zur Schacholympiade 1970 bin ich noch heute stolz“
Interview mit Fritz Baumbach
Von Dagobert Kohlmeyer

Der Berliner Fritz Baumbach war 1988 Fernschachweltmeister und leitet seit 1993 die Geschicke des Deutschen Fernschachbundes als dessen Präsident. Weniger bekannt ist, dass Baumbach auch einmal DDR-Meister im Nahschach war und sein Land im gleichen Jahr mit Erfolg bei der Schacholympiade vertreten hat. Am Rande der Senioren-Team-EM in Dresden sprach Dagobert Kohlmeyer mit ihm.

1970 wurden Sie DDR-Meister, kamen aber nicht gleich ins Olympia-Team. Warum?

Die Meisterschaft in Freiberg ging über 19 Runden, und ich war ungeschlagen. Das hatten mir nur wenige zugetraut. Sie dachten wohl an einen Zufallstreffer.

Wo nahmen Sie die Energie zu dieser Leistung her?

Damals wurden so lange Turniere gespielt, und es ist gut gelaufen. Zwei Jahre vorher bei der Meisterschaft in Weimar hatte ich nur eine Partie verloren und bin hinter Wolfgang Uhlmann Zweiter geworden. Es war eben meine beste Zeit. Aber trotz des Titels traute man mir wohl nicht so recht, so dass ich einen Stichkampf mit Lothar Vogt, Lutz Espig und Manfred Schöneberg um das noch offene Olympiaticket bestreiten musste.

Wo und wie wurde gespielt?

In der Sportschule Rabenberg im Erzgebirge. Jeder gegen jeden vier Partien. Der Wettkampf ging äußerst knapp aus. Aus 12 Partien holte ich 6,5 Punkte. Lothar Vogt und Lutz Espig hatten je 6,0, Manfred Schöneberg 5,5. Danach war nichts mehr zu machen, und keiner konnte mir jetzt einen Startplatz verwehren. Auch die nicht, die mich nicht ganz ernst genommen hatten.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Olympiade Siegen?

Sehr viele. Zum Beispiel, dass wir in der Vorrunde 2,5:1,5 gegen die USA gewannen. Ich habe zwar nicht mitgespielt, aber das war schon etwas. Zur damaligen Zeit ein wichtiger Prestigesieg, keine Frage.

Und einzelne Partien?

Ich habe live miterlebt, wie Bobby Fischer von Boris Spasski niedergemäht wurde. Im Übrigen hat ja Spasski vor dem WM-Kampf der beiden jede Partie gegen Fischer gewonnen. Das machte ihn vor Reykjavik 1972 wahrscheinlich auch ein bisschen leichtsinnig.

Gab es in Siegen irgendwelche Zwischenfälle?

Wir haben gesehen, wie der Engländer Jonathan Penrose einen Schwächeanfall bekam und im Spielsaal zusammengebrochen ist. Er kippte einfach ab und kam ins Krankenhaus, weil er sich wohl überanstrengt hatte. Er konnte das Turnier aber weiter spielen.

Ihre eigene Leistung konnte sich wirklich sehen lassen.

Ich kam nicht so oft zum Einsatz, aber holte 4,5 Punkte aus sechs Partien. Gegen Wassili Smyslow spielte ich mit Schwarz remis.

Warum wurden gerade Sie gegen ihn aufgestellt?

Meine anderen Team-Kollegen „fühlten“ sich an diesem Tag nicht so.

Was kam aufs Brett?

Ganz normales Slawisch. Schon sehr früh in der Eröffnung zog er seinen Springer nach h4 und später wieder zurück, er hat gar keinen Ehrgeiz entwickelt. Vielleicht habe ich eine gute Variante erwischt, in der Smyslow keinen Vorteil herausholen konnte. Er hat es dann seine Gewinnbemühungen eingestellt, denn die UdSSR hat den Kampf gegen uns mit 3:1 gewonnen.

Haben Sie dann noch analysiert?

Ja, das taten wir, und unser Trainer Ernst Bönsch kam dazu. Er schaute mich an und fragte: „Was, so schnell verloren?“ – „Nein, ich habe Remis gemacht!“ – „Willst du mich verkohlen?“ Warum sollte ich, sieh dir das Formular mit Smyslows Unterschrift an!“.

War das Ihr stolzester Erfolg im Nahschach?

Eigentlich kann man das schon sagen. Gegen einen Exweltmeister mit Schwarz ein Remis zu holen, ist schon eine feine Sache. Eine sehr schöne Partie spielte ich auch bei einem Mannschaftskampf in Moskau gegen Leonid Schamkowitsch.

L. Schamkowitsch - Dr. F. Baumbach
Moskau 1970

Englisch A00

1.c4 e5 2.g3 Sf6 3.Lg2 c6 4.Sf3 e4 5.Sd4 d5 6.cxd5 Dxd5 7.Sc2 Dh5 8.h3 Dg6 9.Sc3 Ld6 10.Se3 0–0 11.Dc2 Te8 12.b3 Sa6 13.a3 Sc7 14.Lb2 Scd5 15.Sexd5 cxd5 16.Sb5 Lxg3 17.fxg3 Dxg3+ 18.Kf1 e3 19.dxe3 Se4 20.Lxe4 Txe4 21.Dc7 Lxh3+ 22.Txh3 Dxh3+ 23.Ke1 Dxe3 24.Sc3 Tg4 25.Kd1 d4

0-1

 

Wir berichteten über die 10. und letzte Senioren-Euro der Teams in Dresden. War’s das an diesem Austragungsort mit den Oldies? Natürlich nicht. Auch nach dem Olympiajahr 2008 sollen in der sächsischen Landeshauptstadt herausragende Veranstaltungen für die Schachveteranen stattfinden. Für 2009 hat der ZMD Schachfestival e.V. die Zusage, mit der Deutschen Meisterschaft das weltweit größte Seniorenturnier auszurichten. Denn nirgendwo spielen mehr Senioren Wettkampfschach als in Deutschland.  

Text und Fotos: Dagobert Kohlmeyer

 

 

 

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