Senioren Europamannschaftsmeisterschaft

von ChessBase
21.02.2007 – Vergangenen Freitag begannen in Dresden die Senioren-Europameisterschaften der Mannschaften (16.2 bis 24.2). Bei Halbzeit führt das Team von Central Moskau (10 P.) mit Evgeny Vasjukov am Spitzenbrett, gefolgt von Stiller Don Rostov mit einem halben Rückstand. Das Team Deutschland in der Aufstellung Uhlmann, Hecht, Klundt, Malich liegt mit 8 Punkt noch auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze, nachdem es gegen Leipzig einen Punkt abgeben musste. Eine Reihe von Veteranen haben den Weg nach Dreden gefunden, darunter der mit 86 Jahren älteste Teilnehmer Bob Wade (Bild). Er erinnert sich noch lebhaft an die ersten Turniere in Deutschland nach dem Krieg. Für Stimmung in Zeiten des Karnevals sorgt Viktor Kortschnoj, besonders, wenn die Partien nicht so ausgehen wie gewünscht. Dagobert Kohlmeyer berichtet. Turnierseite...Mehr...

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Halbzeit bei Team-EM der Senioren
Von Dagobert Kohlmeyer

Karneval in Dresden, aber ohne Pappnasen und Kostümen, sondern am Schachbrett. Es ist Halbzeit bei der europäischen Mannschafts-EM im Ramada Hotel. Schon zum 9. Mal rauchen in diesem Februar die Köpfe der Oldies bei ihren kontinentalen Titelkämpfen. Dirk Jordan und sein Organisationsteam freuen sich über den Teilnehmerrekord von 52 Mannschaften. „In dem Turnier ist richtig Pfeffer drin“, sagt der Chairman der Schacholympiade 2008.

Gespielt wird wie immer an je vier Brettern, die Favoritenteams kommen traditionell aus Russland, der Schachnation Nr. 1. Neben Titelverteidiger Moskau trumpften in den ersten Tagen besonders die Teams VIS Odessa und Rostow am Don auf. Die Führung wechselte mehrmals. Nach drei Runden lag Rostow vorn, am vierten Spieltag übernahm Odessa die Spitze, weil die Mannschaft „Stiller Don“ gegen Deutschland 2:2 spielte.

Das deutsche Quartett wird von Großmeister Wolfgang Uhlmann angeführt. Die Dresdner Schachlegende hat an allen bisherigen Europameisterschaften der Senioren teilgenommen. Schon zweimal (2004 und 2005) gewann Deutschland den Titel. Trotz der harten Konkurrenz scheint dieses Jahr eine Medaille möglich.

Star der Veranstaltung ist und bleibt Viktor Kortschnoi. Als stärkster Spieler des ganzen Turniers sitzt er wie gewohnt am Spitzenbrett der Schweizer und holte bisher vier Punkte aus fünf Partien, das heißt, er gab erst zwei Remis ab. Im Vorjahr holten die Eidgenossen Silber. Daraus wird dieses Mal nichts, sie haben nur einen Kortschnoi.  In Runde 3 konnte Viktor beim Kampf gegen die Finnen erfolgreich Revanche bei Heikki Westerinen nehmen, der in im Vorjahr in Dresden besiegt hatte.

Kortschnoi,V  - Westerinen,H  

[E84] [Runde_3]

1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 0–0 6.Le3 Sc6 7.Sge2 Tb8 8.Dd2 a6 9.Tc1 Ld7 10.Sd1 b5 11.c5 dxc5 12.Txc5 e6 13.g3 De7 14.Lg2 Tfc8 15.Sf2 e5 16.d5 Sd8 17.f4 Sb7 18.Tc1 Sg4 19.Sxg4 Lxg4 20.0–0 Sd6 21.Lc5 De8 22.b3 exf4 23.Sxf4 g5 24.Sd3 Sxe4 25.Lxe4 Dxe4 26.Sb4 Td8 27.Sc6 Kh8 28.Tce1 Dg6 29.Sxb8 Txb8 30.Te7 f6 31.Ld4 Tf8 32.Txc7 Lh3 33.Te1 Df5 34.d6 h6 35.Df2 Dd3 36.De3 Df5 37.De4 Dxe4 38.Txe4 Td8 39.Tee7 Txd6 40.Lc5  1–0

Zur Halbzeit im Ramada Hotel gab am heutigen fünften Spieltag wieder einen Führungswechsel. Das Quartet aus Moskau gewann gegen die Mannschaft VIS Odessa 2,5:1,5 und übernahm mit 10:0 Punkten die Tabellenspitze. Jakow Murey, das erste Brett der Unterlegenen, machte daraufhin erstmal ein Nickerchen in der Hotellobby.


Jakow Murey
 

Am ersten Brett sitzt Jewgeni Wasjukow. Der fast 74-jährige Großmeister („ich habe am 5. März Geburtstag, es ist Stalins Todestag“) und bekennende Kettenraucher zündet sich nach jeder Partie erst einmal eine Papyros an. (siehe Foto).

Die Moskowiter haben als einziges Team bisher alle Kämpfe gewonnen, auch wenn sie nicht die meisten Brettpunkte erzielten. Den Ausschlag ergeben laut Reglement  am Ende die Mannschaftspunkte. Held des Tages war Großmeister Oleg Chernikow, der am vierten Brett in einem Turmendspiel den knappen Sieg für die Russen sicherstellte.


Oleg Chernikow

Nicht zufrieden war am dicht umlagerten Nachbartisch Viktor Kortschnoi. Das Schweizer Schachidol spielte im Kampf seines Teams gegen Stiller Don als Schwarzer mit Vitali Zeschkowski, einem früheren WM-Kandidaten. In der Schottischen Partie versuchte Kortschnoi alles, um den vollen Punkt zu erzielen, schaffte es aber mit Dame gegen Turm und Läufer nicht. Das Remis nach fünfeinhalb Stunden und 65 Zügen half der Schweiz nicht viel, sie verlor den Vergleich und fiel auf Platz 14 im Klassement zurück.

Kopfschüttelnd und laut gestikulierend wollte Kortschnoi die Partie noch im Spielsaal analysieren, so dass Turnierleiter Dr. Gerhard Schmidt den 75-jährigen Großmeister um Ruhe bitten musste.

In den Analyseraum wollte Viktor der Schreckliche nicht, seine Gattin Petra zog ihn mit sanfter Hand aus dem Saal.

Das Team Deutschland trennte sich zuletzt gegen die SG Leipzig überraschend 2:2 und büßte dadurch einen wichtigen Mannschaftspunkt ein, der im Kampf um die Medaillen am Ende vielleicht fehlen könnte. Wolfgang Uhlmann und Hajo Hecht spielten vorn remis,


Hajo Hecht

aber Klaus Klundt verlor gegen Detlef Neukirch in einem Läuferspiel. Burkhard Malich konnte durch einen Sieg am vierten Brett gegen Heinz Böhlig das Unentschieden retten.


Burkhard Malich

Schon im Vorjahr hatte man sich gegen die Leipziger schwer getan und auch nur 2:2 gespielt.

Die deutsche Mannschaft hat jetzt 8:2 Punkte und liegt derzeit hinter Moskau (10:0) Rostow (9:1) punktgleich mit Odessa (8:2) auf dem vierten Tabellenrang. Noch sind bei der Team-EM der Schachsenioren vier Runden zu spielen und damit sicher auch weitere Überraschungen möglich. Die Spitzenpaarung am Mittwoch lautet: Moskau – Rostow.

Ältester Teilnehmer der Senioren-EM ist der Engländer Robert Wade, der im April 86 Jahre wird.

Er ist Stammgast in Dresden, spielte bisher dreimal remis und verlor nur eine Partie gegen Senioren-Exweltmeister Shabanow aus Moskau. Wie Bob Wade uns erzählte, ist er schon 1949 bei den ersten internationalen Schachturnieren in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg gestartet. „Das war in Heidelberg (Platz 6) und Oldenburg (Platz 10). In Heidelberg gewann Wolfgang Unzicker, Lothar Schmid war auch dabei. In Oldenburg spielte Jefim Bogoljubow mit und wurde Zweiter“, erinnert der Londoner sich. Zur Olympiade möchte er nächstes Jahr auch gern nach Dresden kommen. Für England hat Bob Wade sieben Schacholympiaden als Aktiver bestritten. Die letzte 1972 in Skopje. 1992 in Manila war er Hauptschiedsrichter.

Noch immer hält der stets zu Späßen aufgelegte Schachveteran die englische Flagge hoch (siehe Foto).

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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