Zukunft
des Corus Turniers ist gesichert
Interview mit Jeroen van den Berg
Von Dagobert Kohlmeyer
Beim Corus
Turnier bildet der Niederländer Jeroen van den Berg gemeinsam mit seinem
Landsmann Dolf Vos seit Jahren eine bewährte Doppelspitze. Dagobert Kohlmeyer
sprach mit dem 44-jährigen Turnierdirektor, der in Amsterdam lebt und mit einer
Italienerin verheiratet ist, über den Jahrgang 2007 und die Zukunft des
Schachfestivals an der Nordsee.
Dolf Vos
Jeroen van den Berg
Wie lange bist du eigentlich schon dabei, Jeroen?
Ich habe
nächstes Jahr zwei Jubiläen. 2008 bin ich zum 25. Mal in Wijk aan Zee
involviert. 1984 habe ich hier als junger Pressemitarbeiter begonnen. Und
Turnierdirektor bin ich im kommenden Jahr das zehnte Mal. 1999 habe ich dieses
Geschäft von Piet Zwart übernommen.
Was ist das Besondere an diesem Jahrgang?
Wir haben
mit dem Weltmeister Kramnik sowie mit Topalow und Anand die drei besten
Schachspieler der Welt hier. Dann kommt eine Lücke, und es folgen die anderen
Weltklasse-Leute. Die meisten spielen sehr ambitioniert.
Besonders die junge Generation klopft 2007 kräftig an die Tür.
Das stimmt.
Radjabow, Karjakin, Navarra und Carlsen wollen den Großen das Leben schwer
machen. Sicher mit unterschiedlichem Erfolg, aber vor allem Teimur Radjabow hat
bisher gezeigt, dass er ein ernster Konkurrent für die etablierten Stars ist.
Auch David Navara spielte tolle Partien gegen die Großen.
Auf die gute Mischung kommt es eben an.
Das war die
Idee in diesem Jahr. Neben Spielern, die wir ganz oft in Wijk aan Zee gehabt
haben, luden wir junge Burschen ein, die sehr ehrgeizig sind und denen die
Zukunft gehört.
Seit ihrem WM-Duell in Elista sind Kramnik und Topalow keine
Freunde mehr. Spürst du hier etwas von ihrer Rivalität?
Sie lassen
es sich zwar nicht so anmerken, aber ich stellte natürlich fest, dass sie nicht
miteinander sprechen. Auch die Manager der beiden nicht. Man streitet sich hier
nicht, sondern meidet einander. Jeder spielt sein eigenes Turnier.
Eure Auslosung war genial: Die beiden treffen erst am Samstag in
der vorletzten Runde aufeinander!
Wir haben
schon vor dem Turnier darüber gesprochen, wie es wohl kommen wird. Es wäre ja
auch möglich gewesen, dass sie sich am Anfang treffen. Mit der jetzigen
Konstellation erhält das Duell Kramnik - Topalow, in dem es vielleicht um den
Turniersieg geht, noch zusätzliche Brisanz.
Großartig am Corus Turnier ist neben dem Festivalcharakter mit
Profis und Amateuren in einer Halle die Tatsache, dass in der B- und C-Gruppe
immer auch neue, ganz junge Talente eine Chance erhalten. Ich denke nur an den
Inder Negi und die Chinesin Hou Yifan.
Parimarjan Negi
Negi mit Trainer Ubilawa
Hoe Yifan
Ich meine,
dass Hou Yifan nach Judit Polgar die beste Spielerin der Welt werden kann. Ihre
Entwicklung verläuft unglaublich schnell. Ob sie dann wirklich so stark wie
Judit wird, muss die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall wird sie, denke ich, in
vielleicht zwei Jahren die Nr. 2 in der Frauen-Weltrangliste sein. Sie hat
wirklich großes Talent, das sehen wir schon.
Dabei ist sie erst 12 Jahre!
Hou Yifan
Hou Yifan und Trainer Yu Shaoteng
Das merkt
man, wenn sie das Brett verlässt. Dann ist sie ein ganz normales, fröhliches
Mädchen. Sie lacht viel, das gefällt mir. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch
künftig noch sehr viel von ihr hören werden.
Der Stahlkonzern Corus, Hauptsponsor des Schachfestivals in Wijk
aan Zee, steht zum Verkauf. Wie ist es um die Zukunft eures Turniers bestellt?
Sind die nächsten Jahre gesichert?
Wer den
Konzern übernehmen wird, weiß ich nicht, das ist nicht mein Geschäft. Aber die
Schachliebhaber brauchen keine Angst zu haben. Die nächsten Turniere bis 2010
sind vertraglich gesichert. Nächstes Jahr haben wir mit dem 70. Turnier in Wijk
aan Zee ein stolzes Jubiläum, und ich bin auch ganz optimistisch, was die
Zukunft des Corus Festivals angeht.
Euer Turnier gehört ab 2008 auch zur Grand Slam Serie des
Schachs, die jetzt ins Leben gerufen wurde. Dazu gehören die Top-Turniere von
Wijk aan Zee, Linares, und Sofia. Was ist die Philosophie?
Wir haben
die Grand Slam Chess Association gegründet. Diese möchte ähnlich wie im Tennis
eine Turnierserie etablieren. Die drei Sieger der Wettbewerbe in Wijk, Linares
und Sofia sollen dann zusammen mit einem weiteren Spieler im Herbst 2008 ein
Superfinale, das Masters, in Bilbao spielen.
Und du wirst, wie man hören konnte, Sprecher der Assoziation
sein?
Es ist
vorgesehen, aber noch nicht offiziell. Wir werden uns Anfang März in Linares
treffen, um die weiteren Dinge zu beschließen.
Denkt Ihr bei eurer Terminplanung für den Grand Slam auch daran,
dass im November 2008 die Schacholympiade in Dresden sein wird?
Das wird
natürlich berücksichtigt. Ich möchte im nächsten Jahr sehr gern nach Dresden
kommen. Diese schöne Stadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten wollte ich schon
immer mal kennen lernen.
Warum willst du so lange damit warten? In der ersten Aprilhälfte
2007 findet in Dresden die Schach-Europameisterschaft der Herren und Damen
statt.
Ich schreibe
mir den Termin gleich auf.