Partien und Politik in Odessa

von ChessBase
07.01.2007 – Der gestrige zweite Tag des ACP Rapid World Cups brachte mit Ivanchuk, Morozevich, Radjabov und Bacrot vier weiter Favoritensiege, wenn auch z.T erst nach hartem Widerstand und zwei notwendig gewordenen Stichkämpfen. Zur Eröffnung am Freitag war FIDE-Präsident Kirsan Ilyumshinov erschienen, der in einer Pressekonferenz u.a. zu Fragen bezüglich Topalovs Anschuldigungen gegen Kramnik und zur Herausforderung des Bulgaren an Kramniks Adresse Stellung nahm. Topalov hatte Kramnik in einem Interview der spanischen Zeitung ABC Kramnik des Betruges beim WM-Kampf beschuldigt. Später wurde auf der halboffiziellen Fanseite veselintopalov.net behauptet, dass Interview sei nicht authentisch. Michael Greengard berichtet auf chessninja.com jedoch, es läge ein Tonband-Mitschnitt vor. Ilyumzhinov stellte auf der Pressekonferenz in Odessa Aussagen von Topalov in jenem Interview richtig. Er bestätigte, dass eine Herausforderung Topalovs eingereicht wurde, bisher fehlten jedoch die Bankgarantien. Offizielle Turnierseite...Mehr...

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ACP Rapid World Cup
Von Misha Savinov und André Schulz
Fotos: Misha Savinov, Turnierseite

Der erste World Rapid Cup unter der Ägide der ACP begann am 4. Januar in Odessa, in der Ukraine. Viele interessante Details verbergen sich hinter dieser lakonischen Nachricht. Sie erinnern sich, dass die ACP für ihr Hauptprojekt, das Masters-Turnier, seit 2004 Sponsoren sucht. Die Schachprofis hatten dabei während der Präsidentschaft Joel Lautiers keinen Erfolg (was natürlich nicht sein Fehler war), aber können sich jetzt freuen, da es Pavel Tregubov gelungen ist, in Odessa einen enthusiastischen Förderer intellektueller Herausforderungen im Allgemeinen und Schach im Besonderen zu finden. Der Bankier Vadim Morokhovsky, dessen aktuelle Liste an Sponsorentätigkeiten die Organisation des Geller-Gedenkturnier und der Schachkreuzfahrt Odessa-Istanbul umfasst, wurde Partner der ACP. Ich habe vor, Mr. Morokhovsky während des Turniers zu interviewen – die Schachwelt sollte ihre Helden kennen.


Das Pressezentrum befindet sich in der Hotelbar

Odessa ist eine Stadt mit einer reichen Schachtradition. Die Stadt brachte einen Spieler von Weltklasse hervor, Yefim Geller, aber die Schachfans kennen viele Spieler, die in Odessa geboren sind: Tukmakov, Alburt, Eingorn, Podgaets, Belakovskaya, um nur ein paar zu nennen. 2006 gewann Yury Drozdovsky, ein junger Großmeister aus Odessa, die Europäische Schnellschachmeisterschaft. Vielleicht ist das keine so ganz große Leistung, wenn man bedenkt, wie polnisch das Teilnehmerfeld war, aber der gleiche Drozdovsky glänzte diesen Herbst in Turnieren auf Korsika und gewann eines der Korsika-Turniere vor einem sehr viel stärkeren Feld. Der Gedanke, dass die Tradition durch das ACP-Turnier weiter lebt wird bekräftigt, wenn man das offensichtliche Medieninteresse an dem Turnier sieht, ebenso wie den schönen Strom an Zuschauern, der sich aus allen Altersklassen zusammensetzt, wobei allerdings die Jugend überwiegt.


Zwei Stunden vor Beginn der Feier


Nennen Sie fünf große Geiger, und die Chancen sind gut, dass mindestens zwei von ihnen in Odessa studiert oder gelebt haben


Das musikalische Können dieser Kinder hat das Publikum wirklich beeindruckt


Sehen Sie selbst!


Victor Korchnoi wird die Partien für das Publikum im Londonskaya live kommentieren


Weihnachten steht noch bevor – das Weihnachten der Orthodoxen Kirche!


Vadim Morokhovsky präsentiert den Sonderpreis für den Sieger


Yelena Korobkova, Pressesprecherin der Pivdenny Bank


Der World Rapid Cup Preis mit Svarowski-Steinen


Die Spieler wurden wegen der Auslosung ein wenig nervös


Vassily Ivanchuk ist einer der Favoriten der Fans


Alexei Shirov muss nach Pamplona heiß sein


Hikaru Nakamura wurde Gelfand zugelost

Der Termin wurde so ausgewählt, dass einer der wenigen noch verbleibenden weißen Flecke im Schachkalender gefüllt wurde, damit das Turnier für alle wichtigen Spieler, die teilnahmeberechtigt waren (durch die ACP-Tour) attraktiv ist. Zu meinem persönlichen Bedauern haben die stärksten Spieler der Welt, Anand und Kramnik, die Einladung abgelehnt. Natürlich versteht man, dass Wijk aan Zee bevorsteht, aber ich halte den Gedanken, die Schachprofikollegen und ernsthafte Sponsoren zu unterstützen, wobei man dabei zugleich noch um 40.000$ kämpfen kann, für nicht so unerträglich...


Einer der berühmten Hotelgäste des Londonskaya– der russische Dichter Sergey Esenin. Man hat mir erzählt, dass auch Lasker und Capablanca dort übernachtet haben


Die Autogramme wurden mit der üblichen Intensität gesammelt


Odessas einziger amtierender Europameister und der FIDE-Präsident


30 Wer kann in solcher Gesellschaft unglücklich sein?


Ergebnisse und Partien

 

Partien, Tag 1...

Partien, Tag 2...


Im ersten Wettkampf des gestrigen zweiten Turniertages des ACP Rapid World Cups kam es zwischen Pentala Harikrishna und Alexander Morozevich zum ersten Stichkampf im Laufe des Turniers. Nachdem Morozevich die erste Partie mit den schwarzen Steinen gewonnen hatte, glich der Inder in Partie zwei aus. Im Blitzen setzte sich Morozevich dann in der zweiten Stichkampfrunde durch.

Die erste Partie des Matches zwischen Evgeny Bareev und Teimour Radjabov sah den Aserbeidschaner mit den schwarzen Steinen spielend in einem Königsinder im Vorteil, doch Bareev entkam in ein ausgeglichenes Endspiel. Die zweite Partie wurde von Radjabov gewonnen.



Spannend verlief der Wettkampf zwischen Viktor Bologan und Etienne Bacrot. Bolgon verdarb seine Gewinnstellung in der ersten Partie in einem Antimarshall-Spanier zunächst zum Remis und dann mit einem schweren Fehler sogar zum Verlust. Bacrot unterlief ein ähnlicher schwerer Fehler in der zweiten Partie, die er in gewonnener Position einzügig verlor. Im Stechen setzte sich der Franzose schließlich durch.

Eine klare Angelegenheit war der letzte Wettkampf zwischen den beiden Nachrückern Vassiliy Ivanchuk und Farrukh Amonatov, der mit zwei Siegen zugunsten des Ukrainers endete.


Pressekonferenz zur Eröffnung

Der 4. Januar war der Tag der Jubelhymnen und der Pressekonferenzen. Letztere begannen um 17 Uhr mit der gemeinsamen Pressekonferenz von Kirsan Ilyumzhinov, der eigens dafür angereist war, und dem Gastgeber, Vadim Morokhovsky.


Die Presse trifft zwei Präsidenten


Ein kleiner Raum, Dutzende von Journalisten

In seiner Begrüßungsansprache war der FIDE-Präsident sehr freundlich zu den Organisatoren, pries ihre Anstrengungen, Schach zu fördern und es in die Schullehrpläne aufzunehmen (als Wahlfach), ein Projekt, das für das kommende akademische Jahr an einigen Schulen in Odessa geplant ist, wobei die PIVDENNY Bank als Sponsor Unterstützung leistet. Ich zitiere ein paar Fragen und Antworten aus der Kirsan-Pressekonferenz.

Frage: Silvio Danailov schrieb, dass er eine Herausforderung zum Kampf um die Weltmeisterschaft an Mr. Kramnik geschickt hat. Hat FIDE diese Herausforderung erhalten und wie lautet Ihr Kommentar dazu?

Antwort: Ja, im Dezember 2006 erhielten wir die Herausforderung mit dem Vorschlag, einen Wettkampf in Sofia auszurichten. Alles entsprach unseren Bestimmungen, abgesehen davon, dass keine angemessene Bankbürgschaft vorlag. Die erforderliche Summe beträgt $1.500.000, und darauf warten wir. Wenn wir die Bürgschaft erhalten, werden wir unsere weiteren Schritte überlegen.


Die meisten Fragen wurden an Kirsan gerichtet

F: Können Sie die von Mr. Topalov in seinem Interview mit der ABC kürzlich gemachten Anschuldigungen kommentieren?

A: (um den Kern ein sehr langen Antwort voller Verweise auf die Krise zu geben) Wenn man eine Mauer aufbricht, jede beliebige Mauer, dann findet man Röhren, Kabel, Metallteile, usw.. Nachdem die Wand in dem Toilettenraum auseinander genommen wurde, wurde alles darin und darum herum gründlich untersucht und alle Parteien unterschrieben das Protokoll mit der Erklärung, dass die Angelegenheit bereinigt ist und alle Proteste zurückgezogen werden. Die Unterlagen befinden sich im FIDE-Büro in Elista. Was die Aussage von Mr. Topalov betrifft, dass sie in Elista geblieben sind und nur weiter gespielt haben, um ihren Anteil am Geld zu bekommen – so denke ich, dass er die Öffentlichkeit einfach falsch informiert. Das Geld war natürlich nicht in Elista, nicht in Moskau, nicht einmal in Russland. Ein bedeutender Teil davon wurde beiden beteiligten Parteien vor dem Wettkampf übergeben, während der verbleibende Betrag für beide Spieler von der Credit Suisse verwahrt wurde. Ich glaube, dies ist eine solide und vertrauenswürdige Bank. Allerdings habe ich gehört, dass Mr. Danailov bestritten hat, dass das Interview tatsächlich stattgefunden hat. So ist die Lage für mich ziemlich unklar.

F: Was ändert sich, wenn Bessel Kok die Verantwortung für den Weltmeisterschaftszyklus übernimmt?

A: Vor den Wahlen in Turin haben wir mit meinem damaligen Rivalen Bessel Kok vereinbart, dass ganz egal wer gewinnt, der andere Kandidat mit dem Gewinner bei der Förderung des Schachs zusammenarbeiten wird. Bessel Kok ist ein bekannter Organisator mit einem guten Ruf, und ich glaube, seine Talente und seine Geschäftsverbindungen werden das Sponsoring fürs Schach ankurbeln. Wir planen, den Zyklus zu modernisieren, ihn dynamischer und finanziell attraktiver zu machen und wir stehen in dauernder Verbindung mit den Spielern, um darüber zu beraten.

Ich hoffe, dass, nachdem das Interview, ähem, die Pressekonferenz entziffert und ins Englische übersetzt ist, eine vollständige Version auf der offiziellen Webseite des World Rapid Cup verfügbar sein wird.

Die Bilder verraten mehr über den restlichen Teil des Abends – die Eröffnungsfeier und die Auslosung.

Halten Sie nach weiteren Neuigkeiten aus Odessa Ausschau!

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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