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Mensch gegen Maschine: Partie 4
Von André Schulz
Fotos: Wolfgang Rzychon
Zum zweiten Mal spielte Deep
Fritz heute mit den weißen Steinen. Anders als in Partie Zwei, wo er mit dem
Damenbauern eröffnete, begann die Partie heute mit 1.e4. Kramnik wählte die
Russische Verteidigung und Deep Fritz zog 3.d4 statt der Hauptvariante 3.Sxe5.
In der Folge gelang es Deep Fritz einen kleinen Eröffnungsvorteil zu erzielen,
den er trotz Damentausch festhalten konnte. In der Folge entstand eine Endspiel
mit zwei Türmen und Läufer gegen zwei Türme und Springer und symmetrischer
Bauernverteilung.
Live-Applett bei Spiegel-online mit Audiokommentar
Besonders der eingesperrte und unentwickelte Th8 bereitete Kramnik zunächst
Sorgen. Artur Jussupov war bald der Ansicht, dass Kramnik hier höchstens Rmis
erreichen könne.
Mathias Feist: Hilfe von oben oder prüfender Blick, ob die Lampe
gut montiert ist?
Mit aufmerksamen Spiel gelang es Kramnik, die Gefahren zu
umschiffen und seine Entwicklung schließlich abzuschließen. Deep Fritz nutzte
die Zeit, um sich einen Raumvorteil zu verschaffen. Kramnik hielt jedoch seine
Stellung zusammen, ohne Weiß eine Angriffsmarke zu bieten. Besonders Jussupov
zollte Respekt gegenüber Kramniks Leistung beim Entschärfen der gefährlichen
Stellung. Für die Zuschauer war es interessant und lehrreich zu beobachten wie
Kramnik und die Großmeister in der Kommentatorkabine sich in den strategischen
Zielen einig waren. So tauschte Kramnik einen Turm, um das gefährliche Turmpaar
von Fritz zu halbieren. Allerdings schaffte er es nicht, den zweiten Turm wie
gewünscht auf dem Brett zu halten.
Über weite Strecken im Endspiel war es nicht klar, ob der weiße Raumvorteil
reichen würde Kramniks Stellung ernsthaft zu gefährden oder ob die Partie doch
remis enden würde.
Um die Zeitkontrolle herum entstand ein äußerst konkretes Läufer-gegen-Springer-Endspiel, in dem Deep Fritz einen guten Läufer und einen aktiven König hatte und die Kramnik sehr viel Rechenarbeit abforderte. Klaus Bischoff hielt die schwarze Position für höchst gefährdet, während Artur Jussupov an Kramniks Fähigkeiten glaubte und Remis für das wahrscheinliche Ergebnis hielt.
Im 47.Zug verzichtete Kramnik nach langem Nachdenken darauf mit f7-f6 eine Festung einzunehmen und spielte stattdessen aktiver f7-f5. Nach einigen Zügen endete die Partie remis, wobei den regeln gemäß das erste Remisangebot in einer Partie von Kramnik kommen muss.
Fritz 10 - Kramnik [C43]
Mensch gegen Maschine, Bundeskunsthalle, Bonn (4)
1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.d4 Sxe4 4.Ld3 d5 5.Sxe5 Sd7 6.Sxd7 Lxd7 7.0–0 Ld6 8.Dh5 Df6
9.Sc3 Dxd4 10.Sxd5 Lc6 11.Se3 g6 12.Dh3 Sg5 13.Dg4 Df4 14.Dxf4 Lxf4 15.Sc4 Se6
16.Lxf4 Sxf4 17.Tfe1+ Kf8 18.Lf1 Lb5 19.a4 La6 20.b4 Lxc4 21.Lxc4 Td8 22.Te4
22.Te4: Entwicklungsvorsprung für Weiß
22...Sh5 23.Tae1 Td7 24.h3 Sg7 25.Te5 Sf5 26.Lb5 c6 27.Ld3 Sd6 28.g4 Kg7 29.f4 Thd8 30.Kg2 Sc8
Mit 30...Sc8 entschärft Kramnik das Spiel und strebt weiterer
Vereinfachungen mit 31...Td4 an.
31.a5 Td4 32.T5e4 Kf8 33.Kf3 h6 34.Txd4 Txd4 35.Te4 Td6 36.Ke3 g5 37.Td4 Ke7 38.c4 Txd4 39.Kxd4 gxf4 40.Ke4 Kf6 41.Kxf4 Se7 42.Le4
Nach 42.Le4
42... b6 43.c5 bxc5 44.bxc5 Sg6+ 45.Ke3 Se7 46.Kd4
Mit 46...Ke6 begann Schwarz eine Festung zu bauen.
46...Ke6 47.Lf3 f5 48.Ld1 Kf6 49.Lc2 fxg4 50.fxg6 Ke6 51.Lb1 Kf6 52.Le4 Ke6 53.Lh1 Kf6 54.Lf3 Ke6
remis
Über 7000 Zuschauer schauten im Fritzserver zu und diskutierten dort gemeinsam
mit zahlreichen Großmeistern den Verlauf der Partie.
Weit mehr Zuschauer sahen die Partien auf Spiegel-online, bei der RAG oder bei El Pais.