ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.
DSB-Verbandsarzt Dr. Hofstetter gibt Entwarnung: Bisher noch kein Fall Jan Ullrich im Schachsport
Dafür arbeitet der medizinische Berater des Deutschen Schachbundes an einem revolutionären technischen Hilfsmittel, das – streng legal natürlich – die Performance der Aktiven im Punktekampf auf einen Schlag um ein Vielfaches steigern kann …
Dr.Hans-Joachim Hofstetter
Die deutsche Fußballnationalmannschaft vertraut dem Doktor Müller-Wohlfahrt. Und
der Deutsche Schachbund (DSB) hat seinen DR. HANS-JOACHIM HOFSTETTER (48); mit
dem Augenarzt aus Bad Kissingen hat der Autor DR. RENÉ GRALLA über Doping im
Schach und mögliche Parallelen zum Fall Jan Ullrich gesprochen. Im Interview
sind dabei zugleich erste Informationen über ein bisher streng geheimes Projekt
durchgesickert: eine sensationelle technische Neuerung, die Black-outs am Brett
verhindern wird.
DR. RENÉ GRALLA: Sind Sie der Müller-Wohlfahrt des deutschen Schachsports?
DR. HANS-JOACHIM HOFSTETTER: Die Aufgabenbereiche von Herrn Müller-Wohlfahrt und
mir lassen sich nicht miteinander vergleichen. Für den Deutschen Schachbund bin
ich nicht ärztlich tätig; ich berate den DSB in medizinischen Fragen.
DR. R. GRALLA: Welche medizinischen Fragen sind das?
DR. HOFSTETTER: Ein Beispiel ist das Thema Doping.
DR. R. GRALLA: Der Doping-Skandal um die Rennradler Floyd Landis und Jan Ullrich
erschüttert die Tour de France. Hat auch Schach ein Dopingproblem?
DR. HOFSTETTER: Wir haben kein Dopingproblem. Das enthebt uns aber nicht von der
Verpflichtung, die Beachtung der Anti-Doping-Regularien auch im Schach zu
gewährleisten – so wie in jeder anderen Sportart auch.
DR. R. GRALLA: Doping spielt im Schach keine Rolle? Wozu dann explizit
Vorschriften gegen Doping?
DR. HOFSTETTER: Doping ist die Zufuhr von Substanzen, die für den Körper
schädlich sind, beziehungsweise die Anwendung von Methoden, die verschleiern
sollen, dass derartige Substanzen eingenommen worden sind. Darauf liegt unser
Fokus.
DR. R. GRALLA: Viele Werber schnupfen Kokain, um ihre Kreativität zu steigern.
Das könnte auch für Schachsportler interessant sein.
DR. HOFSTETTER: Es ist eine verbreitete, jedoch irrige Annahme, dass sich durch
Drogen das Bewusstsein erweitern und die geistige Leistungsfähigkeit steigern
lässt.
DR. R. GRALLA: Zeitweilig bekämpfte der Weltschachbund FIDE sogar den Genuss von
Kaffee, weil das Getränk die Spieler am Brett länger frisch hält.
DR. HOFSTETTER: Koffein stand tatsächlich mal auf der Doping-Liste, wird jedoch
inzwischen nicht mehr aufgeführt. Die FIDE hat Kaffeekonsum nicht bekämpft; es
war lediglich zu beachten, dass eine sehr hohe Zufuhr von Koffein – zum Beispiel
mehr als acht Tassen starker Kaffee – zu einer positiven Testung hätte führen
können.
DR. R. GRALLA: Dann wird der ehemalige deutsche WM-Kandidat Dr. Robert Hübner
künftig vielleicht wieder für die Republik starten? Der hatte seinen Rücktritt
aus der Nationalmannschaft erklärt, weil er sich seinen Kaffee nicht verbieten
lassen wollte und Doping-Kontrollen ablehnte.
DR. HOFSTETTER: Eine sehr vereinfachte Darstellung des Geschehens. Das war
seinerzeit eine Auseinandersetzung, die im persönlichen Bereich des
Schachfreundes Dr. Hübner angesiedelt gewesen ist.
DR. R. GRALLA: An US-Soldaten im Irak sollen Aufputschmittel ausgegeben werden …
DR. HOFSTETTER: … das könnten Amphetamine sein, die auch in Speed enthalten
sind.
DR. R. GRALLA: Folglich müsste Speed im mentalen Kampfsport Schach effektiv sein
…
DR. HOFSTETTER: … das bringt nichts, die Performance während der Partie wird
nicht verbessert.
DR. R. GRALLA: Vielleicht verhindern Amphetamine, dass die Spieler ermüden.
DR. HOFSTETTER: Mag sein. Auf jeden Fall haben die Doping-Kontrollen bisher
keinen Missbrauch von Amphetaminen nachgewiesen.
DR. R. GRALLA: Noch kein Fall Ullrich im Schachsport ?
DR. HOFSTETTER: So ist es. Wobei ich darauf hinweise, dass aktuell gar nicht
feststeht, dass Jan Ullrich tatsächlich gedopt gewesen ist.
DR. R. GRALLA: Wenn Schach eine dopingfreie Zone ist – warum derart viel
Aufheben um Doping im Schach?
DR. HOFSTETTER: Eine berechtigte Frage. Das geht zurück auf die Amtszeit des
ehemaligen IOC-Präsidenten Samaranch; damals hatten IOC und FIDE vereinbart,
dass Schach anstreben könnte, olympische Disziplin zu werden. Vorbedingung:
Schach musste sich den Anti-Doping-Vorschriften des IOC unterwerfen. Seit der
Ablösung von Samaranch durch den neuen IOC-Chef Jacques Rogge ist aber klar,
dass Schach niemals olympische Sportart werden wird …
DR. R. GRALLA: … warum?
DR. HOFSTETTER: Die Haltung von Jacques Rogge ist eindeutig. Zusätzliche
Disziplinen werden nicht mehr in das olympische Programm aufgenommen – es sei
denn, eine andere Sportart fällt aus dem Programm. Und welche Sportart sollte
für Schach gestrichen werden?!
DR. R. GRALLA: Zeit für den Einstieg in den Ausstieg aus der ehrgeizigen
Anti-Doping-Politik?
DR. HOFSTETTER: Das wäre ein Kurzschluss. Immerhin haben Länder wie Spanien,
Italien, die Niederlande und Frankreich auf nationaler Ebene bereits strenge
Anti-Doping-Gesetze verabschiedet; mit der Konsequenz, dass auch bei
Schachturnieren Kontrollen durchgeführt werden. Der DSB ist gut beraten, auch
künftig klar und unmissverständlich Stellung zu beziehen gegen Doping, wie
theoretisch die realen Möglichkeiten dafür nach unserem gegenwärtigen
Kenntnisstand vielleicht sein mögen.
DR. R. GRALLA: Neben Ihrem Hauptberuf als Augenarzt und dem Nebenjob beim DSB
sind Sie aktiver Denksportler. Sie tragen den Titel eines Fernschachgroßmeisters
…
DR. HOFSTETTER: … und mit der deutschen Auswahl sind wir Mannschaftsweltmeister
im Fernschach geworden.
DR. R. GRALLA: Die Schacholympia 2006 in Turin, die vor wenigen Wochen zu Ende
gegangen ist, hat Sie an der Seite des Bundestrainers Bönsch gesehen. Ihre
Kompetenz als Augenarzt war bestimmt hilfreich, schließlich brauchen die Spieler
einen scharfen Blick.
DR. HOFSTETTER: Gegenwärtig arbeite ich an einer speziellen Brille gegen
Schachblindheit … ( l a c h t ) .
DR. R. GRALLA: … die verhindert, dass ein Aktiver übersieht, dass er einen
seiner Steine gerade auf einem Feld postiert, wo der Kontrahent ungestraft
sofort zuschlagen kann? Wie das?
DR. HOFSTETTER: Details verrate ich nicht, die bleiben selbstverständlich
Betriebsgeheimnis ( l a c h t ) . Sonst treten sofort Nachahmer auf den Plan.