Keres Colloquium in Talinn

von ChessBase
11.01.2006 – Anlässlich des 90sten Geburtstages von Paul Keres (*7.1.1916) findet in Talinn nach verschiedenen Turnieren derzeit auch ein Internationales Colloquium zu Ehren des großen estnischen Sportlers statt. Außer den Turnierteilnehmern wurden von den Veranstaltern dazu zahlreiche Weggefährten von Keres eingeladen. Unter den Laudatoren befinden sich so klangvolle Namen wie Boris Spassky, Mark Tajmanov, Friderik Olafsson, Yuri Averbach, Gennadi Sosonko und Wolfgang Unzicker. Unzicker wird von Lothar Schmid begleitet. Die beiden deutschen Großmeister waren mit Keres seit dessen Teilnahme am Bamberger Jubiläumsturnier von 1968 - von Keres glanzvoll gewonnen, eng befreundet. Programm... Artikel im Frankischen Tag...Von Bamberg nach Talinn...

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Von Bamberg nach Talinn

Wenn man Anfang 2006 auf das Bamberger Jubiläumsturnier von 1968 blickt, muss man feststellen, dass sich heute, knapp 40 Jahre später, im Vergleich zu damals doch vieles geändert hat. Damals war Durchführung und Verlauf eines solchen Turniers einfach viel amateurhafter - was nur positiv gemeint ist.

Cheforganisator des Turniers, das zum 100-jährigen Jubiläum des Bamberger Schachklubs durchgeführt wurde, war Lothar Schmid. Hauptberuflich Karl-May-Verleger war Lothar Schmid Zeit seines Lebens immer nur Schachamateur, hat es als solcher zum Großmeister gebracht, gehörte zur erweiterten Weltspitze und schloss daran eine Laufbahn als Amateurschiedsrichter an. Spätestens seit seiner Meisterprüfung 1972 in Reykjavik hat er auch als solcher Weltgeltung erreicht.

Beim Jubiläumsturnier sorgte der damals 40-Jährige nicht für die Organisation, sondern spielte auch noch selber mit, belegte den geteilten 2./3.-Platz und kümmerte sich ganz nebenbei noch um die Erstkommunion seines Sohnes.


Lothar Schmid, Bamberg 1968

Auch die Finanzierung des Turniers war absolut amateurhaft. Der Bamberger Gärtnereibesitzer Herrmann gab mit einer Spende von 200 DM den Anstoß . 200 DM klingt heute weniger, als es damals war. Dann organisierte er selber eine Sammlung und brachte 5000 DM zusammen. Die Stadt Bamberg gab weitere 2000 DM und stellte eine Ausfallbürgschaft. Schließlich spendeten die Bamberger Klubmitglieder soviel, dass die Kosten von mehreren 10.000 DM für das Turnier erbracht werden konnten.

Was bekommt man 1968 für einige Zehntausend DM? Ein Schachturnier mit 16 Teilnehmern, darunter der amtierende Weltmeister Tigran Petrosian und mit Paul Keres einen weiteren Spieler der Weltspitze.


Tigran Petrosian, Paul Keres

Zusammen mit Borislav Ivkov, Heikki Westerinen, Jan Hein Donner, Milko Bobozov, Laszló Szabó, Dr. Andreas Dückstein und Roman Torán sorgten sie für internationale Klasse.


Heikki Westerinen im Alter von 24 Jahren

Lothar Schmid, Rudolf Teschner, Wolfgang Unzicker, Dr. Helmut Pfleger, Hans Günther Kestler, Jürgen Teufel und Klaus Klundt hielten die deutschen Farben hoch.


Wolfgang Unzicker

16 Teilnehmer in einem Turnier bedeuten 15 Runden. Auch das ist amateurhaft und wäre einem heutigen Profi nicht mehr zuzumuten, schon gar nicht für diese Börse. Kurzremisen gab es auch, aber im Vergleich zu heute und im Verhältnis zur Gesamtzahl der Partien nur wenige. Auch die heutzutage fast schon obligatorischen anämischen Schlussrunden mit schnellen Remisen an fast allen Brettern kannte man nicht. Anscheinend hatten die Meister damals Freude am Schach.

Am Ende gewann Paul Keres überlegen und mit zwei ganzen Punkten Vorsprung vor Weltmeister Petrosian und Organisator Lothar Schmid. Auf die deutsche Schachszene hat das Turnier einen großen Eindruck gemacht. Schirmherr war der damalige Postminister Dr. Dollinger, der zum Turnier eigens anreiste, sich Partien anschaute und später auch bei der Abschlussfeier zugegen war.

 



Alle Partien zum Nachspielen...


Nach seinem Auftritt in Bamberg waren Keres nur noch sieben Lebensjahre vergönnt. Im Alter von 57 verstarb er in Helsinki an einem Herzanfall. Im Laufe seines Lebens hat er sich überall in der Welt viele Freunde gemacht und ist wohl der einzige Schachspieler, dem an zwei Orten Gedenkturniere zugedacht sind, in Talinn und in Vancouver, wo er kurz vor seinem Tod noch an einem Turnier teil genommen hatte. In estland wird er als Nationalheld verehrt. Sein Konterfei ziert sogar eine Banknote.

In diesem Jahr jährt sich Keres Geburtstag zum 90sten Mal. Die estnischen Schachfreunde haben daher zusätzlich zum jährlichen Gedenkturnier ein Colloquium veranstaltet, zu dem einige Weggefährten ihres Idols eingeladen wurden und in Ansprachen des Meister gedenken. Mit Lothar Schmid und Wolfgang Unzicker sind auch zwei Spieler des Bamberger Jubiläumsturniers dabei.

Bilder vom Gedenkturnier:
Fotos: Golubenko


Die beiden A-Turniere


Anatoli Karpov spielte selbst noch zwei Mal gegen Keres (2 Remis)








 


Pi Cramling in Aktion

Im Anschluss an das Turnier wurde ein Colloquium veranstaltet, auf dem Weggefährten von Paul Keres zu Wort kamen:


Ehrengäste: Ivanschuk, Averbach, Sosonko, Unzicker, Kasimdzanov, Shirov, Tajmanov, Cmilyte, Kortschnoj


Sosonko, Kortschnoj und Gattin, Klovans, Spasski
 




Preisverleihungen

Im Kereshaus in Talinn werden zahlreiche Fotos und Fotos und Dokumente aufbewahrt:


Keres' Hochzeitsfoto




Notationsformular Keres -Capablanca

 

André Schulz

 


"DM": Deutsche Mark, damals Währung in der Bundesrepublik Deutschland.

 "Post": Staatliche Organisation bis zum Ende des ausgehenden 20.Jh., die für Versand und Telefonkommunikation zuständig war. Deutschsprachige Vorläuferorganisation von Deutsche Post Worldnet Mail Express Logitics Finance (ohne Addressfactory Direct, Addressfactory Prepaid, FunCard Mailing oder Mailfactory Postkarte) und Deutsche Telekom (ohne T-Com, T-mobile, T-Online und T-Systems, aber mit ganz einfachen T-Arifen: statt Call Plus, Call Time, XXL, XXL Freetime, XXL-Fulltime oder XXl Local einfach nur 23 Pfennig pro Achtminutentakt.)

 

 

 

 


Die ChessBase GmbH, mit Sitz in Hamburg, wurde 1987 gegründet und produziert Schachdatenbanken sowie Lehr- und Trainingskurse für Schachspieler. Seit 1997 veröffentlich ChessBase auf seiner Webseite aktuelle Nachrichten aus der Schachwelt. ChessBase News erscheint inzwischen in vier Sprachen und gilt weltweit als wichtigste Schachnachrichtenseite.

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