Nach 80 Jahren
Von Anvar Tourdyev aus Serpukhov
Der Bahnof von Serpukhov
Kirchen von Serphukov
Impressionen aus Serpukhov
Gedenkstein
Ein T34 erinnert an den Großen Vaterländischen Krieg
Der Revanchekampf zwischen Serpukhov und Berlin fand am 13. Dezember im
Sportzentrum von Drakino in der Nähe von Serpukhov statt.
Downtown Serpukhov
Sportzentrum Drakino
Nach fast 80 Jahren Revanchekampf
Diese Rivalität ist beinahe 80 Jahre alt! Die Stadt Serpukhov, die letztes Jahr
665. Geburtstag feierte, verfügt über eine lange Schachtradition. So wurde der
Meister Stepan Levitsky, den Tschigorin zu "Russlands Schachhoffnung" erklärte,
in Serpukhov geboren. Levitsky war zu seiner Zeit ein starker Meister; er gewann
etliche Partien gegen Aljechin und ließ ihn einigen Turnieren hinter sich.
Allerdings wurde Schach in Serpukhov erst
1910, als der Schachklub Serpukhov gegründet wurde, wirklich populär. 1914
begrüßte Serpukhov Emanuel Lasker und Alexander Aljechin als Gäste. Der
Weltmeister spielte an 38 Brettern Simultan (+33,=4,-1). Nach einer kurzen Pause
spielte Aljechin an 7 Brettern Blindsimultan (+5,=1,-1). Nach dem Ende des
Turniers in St. Petersburg 1914 stattete José Raul Capablanca Serpukhov
ebenfalls einen Besuch ab.
Trotz der großen Tragödie des Ersten
Weltkrieges entwickelte sich das Schach in Serpukhov weiter. Eine Reihe
talentierter Schachspieler tauchte auf: A. Sergeev, der 1925 Moskauer Meister
wurde, N. Sudnitsyn, Stadtmeister 1922-23 und L. Gryaznov, Stadtmeister 1924. Es
war Gryaznov, der im Frühjahr 1926 zum 4. Kongress des Deutschen
Arbeiterschachbundes nach Berlin fuhr. Weitere Mitglieder der sowjetischen
Mannschaft waren zwei Spieler aus Leningrad und zwei Spieler aus Kharkov.
Gryaznov spielte erfolgreich und belegte den zweiten Platz in seiner Gruppe. Im
Anschluss an das Turnier spielte die sowjetische Mannschaft ein Wettkampf gegen
die Mannschaft des Deutschen Arbeiterschachbunds und gewann 3,5:1,5.
Vortrag über das Deutsche Arbeiterschach
Pressekonferenz
Großes Interesse an der Veranstaltung
Diese Zeiten liegen nun schon lange zurück
und erst im folgenden, im 21. Jahrhundert, wurde ein Revanchewettkampf
organisiert. Die Spieler aus Berlin trafen auf die Veteranen aus Serpukhov.
Der neue Wettkampf wurde genau wie sein
historischer Vorgänger an 5 Brettern mit einer Stunde Bedenkzeit für jeden
Spieler ausgetragen.
Trotz des freundschaftlichen Charakters des
Wettkampf sah man intensives Kampfschach. In zwei Partien standen scharfe
Varianten des Königsinders auf dem Brett, in zwei anderen Partien führte die
Englische Eröffnung zu sehr scharfem Spiel. Am 5. Brett wurde ein harmlos
wirkendes Damenbauernspiel gespielt, aber diese Harmlosigkeit erwies sich als
trügerisch. Manfred Tietze hatte Weiß und brachte seiner Mannschaft mit einem
spektakulären Figurenopfer den ersten Punkt.
Brett 1
Kann ich den Springer fangen?
Alles nicht so einfach
"Ich glaub, ich kann es halten"
Ein Spieler der russischen Mannschaft
Brett 5
M. Tietze – B. Kochetkov
17.Lh7+!? Kh7 18.Sg5+ Kg6 19.Dg4 f5 20.Dh4
Le7? (20...Sf6! bietet Schwarz bessere Chancen.)
21.Dh7+ Kg5 22.f4 Kf4 23.Lc1+ Kg3 24.Dg6+
Kh4 25.Kh2! Ein stiller Zug, nach dem Schwarz aufgeben kann, aber Veteranen
geben nicht auf: 25....f4 26.Dg4#.
Fans umringen das Brett
M. Tietze gewann als Erster seine Partie
Notation in zwei Fassungen
Die Stellung ist remis, ergab die Analyse
Der Luftwaffengeneral, zweifacher Held der
Sowjetunion und Kosmonaut Vikot Vasilyevich Gorbatko war eine der stärksten
Stützen der Mannschaft aus seiner Heimatstadt. Gorbatko ist eine lebende Legende
– er war drei Mal im Weltraum und nahm auch an internationalen Raumflügen teil.
Vikot Vasilyevich Gorbatko
Seine Unterstützung bedeutete seinen
Mannschaftskollegen sehr viel, aber am Ende ging der Wettkampf zugunsten der
Berliner Mannschaft aus: 4-1. Man muss den russischen Veteranen Respekt zollen,
denn obwohl sie im Schnitt 7 Jahre älter waren, was in Seniorenwettbewerben
natürlich viel ausmacht, haben sie tapferen und hartnäckigen Widerstand
geleistet.
Viel freundliche Worte gab es bei der
Abschlussveranstaltung. Die Teilnehmer erhielten Urkunden und Andenken.
Der Vertreter der deutschen Mannschaft
brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass dieser Wettkampf den Russen zu sehen
geholfen hat, dass auch die Deutschen freundlich sein können.
Der russische Mannschaftskapitän Viktor
Schekin entgegnete, dass die russischen Veteranen nun auf "unblutige Revanche
auf deutschem Boden" warten würden. Danach begannen sich die Gäste und
Teilnehmer zu zerstreuen: die Spieler gingen zu einem festlichen Abendessen. Die
Deutschen unternahmen am folgenden Tag verschiedene Ausflüge. Man kann nur
hoffen, dass dieses Treffen der Beginn einer schönen Tradition war.