ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Als Mitarbeiter der
Oststernwarte des Deutschen Museums beschäftige ich mich nicht nur mit Schach
sondern auch sehr intensiv mit Astronomie. Deswegen ist eine Sonnenfinsternis
immer ein besonderes Ereignis für mich. Allerdings fand die letzte
Sonnenfinsternis am 8. April ("Sofi") über dem Pazifik und Südamerika statt.
Ich
selbst konnte die Finsternis leider nicht selbst vor Ort beobachten, da ich zeitlich und finanziell
nicht die Möglichkeiten für eine Reise nach Südamerika hatte. Allerdings verhalf
mir das Schach und der Zufall zu einigen tollen Aufnahmen der Finsternis.
Seit mehr als einem halbe Jahr war mir bekannt, dass am 8. April eine ringförmige Sonnenfinsternis stattfinden würde. Ebenfalls wusste ich, dass ich wegen
dem Finsternisverlauf über dem Pazifik und Südamerika nicht zur Finsternis
reisen werde. Was ich aber nicht wusste, sondern erst am 22. März herausfand -
als ich mal wieder die deutsche Homepage von Alexandra Kosteniuk aktualisierte -
ist, dass diese während der Sonnenfinsternis bei einer Promotionstour durch
Kolumbien sein würde.
Daraufhin kam mir die Idee, ich könnte Alexandra, die ich seit meinem Ausflug zur 1. Frauenbundesliga nach Karlsruhe im Dezember letzten Jahres persönlich kenne, und deren Mann Diego Garces bitten, für mich die Finsternis zu beobachten und zu fotografieren. Beide zeigten sich sehr interessiert und sehr hilfsbereit.
So wurde das „Projekt Sofi 2005“ geboren, mit dem Ziel, absolute Neulinge in Sachen Astronomie in zwei Wochen zu Astrofotografen und Beobachtern zu machen.
Sofort machte ich mich daran, für den Aufenthaltsort Bogotá, die Beobachtungsdaten zu berechnen und Karten zu erstellen. Ich errechnete ein Maximum der Finsternis von 88,3 %, d. h. der Mond bedeckt 88,3 % der Sonne. Beginn der "Sofi" wäre um 16:00 Uhr, Maximum um 17:12 Uhr und Ende 18:17 Uhr Ortszeit. Die Sonne würde allerdings vor Ende der Finsternis untergehen.
Anschließend verschaffte ich mir einen Überblick über die Wettersituation in Bogotá. Wie ich Klimatabellen entnehmen konnte, scheint im April die Sonne in Bogotá durchschnittlich nur 3,2 Stunden am Tag. Der schlechteste Wert des Jahres. Zudem ist die Wolkenwahrscheinlichkeit mit 80 % fast die höchste im gesamten Verlauf des Finsternispfades. Nicht gerade das, was Astronomen Idealbedingungen nennen. Aber wir kümmerten uns trotzdem ums Organisatorische.
Diego Garces bat die Organisatoren der Reise um einen freien Nachmittag für den 8. April. Auch das klappte. Nun mussten wir nur noch die Ausrüstung abstimmen. Diego kaufte nach meinem Rat umgehend einen Sonnenfilter für die Beobachtung und Fotografie. Dieser wurde auch rechtzeitig geliefert und wir waren bereit, die Finsternis in den Kasten zu bringen.
Jetzt begann die Wartezeit. Es waren noch etwa 9 Tage bis zur Finsternis. Erste Wetterprognosen für Bogotá waren jetzt erhältlich und alles andere als gut. Es sollte am 8. April regnen. Daran änderte sich auch bis einen Tag vor der Finsternis nichts. Am 7. April sprach der Wetterbericht für Bogotá von bedecktem Himmel am Morgen und später von bewölktem. Von Regen war jetzt keine Rede mehr. Auch die Satellitenbilder machten Grund zur Hoffnung.
Am 8. April ab 12 Uhr MESZ begann ich damit, die Live-Webcam von Bogotá und die Satellitenbilder aus der Region ständig zu beobachten. Während Alexandra Kosteniuk noch bei einem der über 20 Interviews der vergangenen 2 Tage war, fieberte ich schon jeder Aktualisierung der Webcam entgegen.
Um 16:00 Uhr Ortszeit ging es los. Die Webcam zeigte tatsächlich Sonnenschein. Natürlich hatte ich während der Finsternis keinen Einfluss auf die Aufnahmen, ich konnte nur feststellen, ob die Sonne schien oder nicht. Kurz nach Beginn der Finsternis nahm Alexandra Kosteniuk dieses Foto auf:
Gegen 16:30 Uhr zogen auf der Webcam Wolken auf.
Ab diesem Zeitpunkt konnte ich keine Aussagen mehr über die Wetterbedingungen
treffen. Das Satellitenbild zeigte aber eine Wolkenlücke über Bogotá. Ich hoffte
das Beste und hatte Glück. Alexandra Kosteniuk nahm noch etliche weitere Bilder
auf, von denen hier noch ein weiteres vorgestellt sei:
Gegen 18:04 Uhr ging die Sonne in Bogotá unter. Da
es in München bereits 1:04 Uhr war, ging ich erst mal schlafen. So bekam ich
auch nicht mit, dass ich bereits um 3:52 Uhr unserer Zeit eine erste E-Mail von
Alexandra und Diego im Postfach hatte. Der Inhalt dieser E-Mail war ein erstes
Foto der Finsternis. Die Qualität des Bildes hat mich auf Anhieb überzeugt. Am
Nachmittag folgten viele weitere Aufnahmen. Die Bearbeitung der Bilder wird
sicher noch eine Weile in Anspruch nehmen. Ich kann aber bereits jetzt sagen,
dass das „Projekt Sofi 2005“ ein voller Erfolg war. Wenn Sie sich näher über das
Projekt informieren wollen, finden Sie weitere Informationen auf meiner
Homepage. Den Link hierfür finden Sie am Ende des Artikels.
Da Alexandra in Kolumbien sehr beliebt ist, wird sie während ihres Aufenthaltes nahezu ständig von Reportern begleitet. Wie mir von Diego mitgeteilt wurde, war während der Beobachtung auch ein Fernsehteam anwesend, welches sogar darüber berichtete.
Die Bilder der beiden Fotografen werden nun noch von mir nachbearbeitet. Ergebnisse des „Projekt Sofi 2005“ können auf einer Website abgerufen werden: http://www.tobias-feigel.de/astronomie/projektsofi2005/index.html