Ukrainische Frauenmeisterschaft 2004
Alušta, Hotel „Čajka“ (Möwe), 3.-12.Mai 04
Von Olga Alexandrova und Thomas Lemanczyk
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Eröffnung des Turniers
Spielort der diesjährigen
Damenmeisterschaft der Ukraine war die Krim, einer der schönsten Landesteile der
Ukraine. Der Gastgeber, die Stadt Alušta am Schwarzen Meer, gilt zu recht als
das Zentrum des Ukrainischen Schachlebens.
Hier werden Turniere von
unterschiedlichstem Rang ausgetragen: von offiziellen, wie Landesmeisterschaften
und Qualifikationsturnieren zu Welt- und Europameisterschaften, bis zu
internationalen Open und geschlossenen Rundenturnieren. Ein besonderes
Schach-Pensionat trägt den Namen der Schachgöttin „Caissa“! Hervorragende
klimatische Bedingungen ermöglichen günstige Spielbedingungen.
An der Frauenmeisterschaft, die
im Hotel „Čajka“ ausgespielt wurde, beteiligten sich 53 Teilnehmerinnen,
darunter 1 WGM (IM), 5 WGM, 13 WIM und 2 WFM.
Hotel Čajka
Der Turniersaal
Um
den Titel entbrannte ein sehr spannender Kampf: WIM Natalia Zdebskaja ging in
den ersten Runden in Führung (mit 4 aus 4), sie verlor aber in der 6. Runde
gegen WIM Evgenija Doluhanovoj, die daraufhin alleinige Spitzenreiterin (5½ aus
6) wurde. Es schien, als würde niemand mehr in der Lage sein, sie einzuholen.
Aber in der 8. Runde gelang es WGM Olga Alexandrova sie in einer hart umkämpften
Partie zu bezwingen.
Olga Alexandrova begann das
Turnier übrigens mit einer Niederlage, nach der sie sich aber wieder fangen
konnte und belegte mit 7 aus 9 den alleinigen ersten Platz, der gleichbedeutend
mit dem Titel der Landesmeisterin war.
Auf die nachfolgenden Plätze
gelangten mit 6½ Punkten vier Spielerinnen. Die Buchholzwertung musste
entscheiden: Zweite wurde WIM Tatiana Kostiuk, Dritte WIM Evgenija Doluhanova.
Die Siegerehrung
Die drei Siegerinnen
Die Atmosphäre während des
ausgezeichnet organisierten Turniers, auf dem sechs Geldpreise ausgesetzt
wurden, war sehr angenehm.
Zeit für eine Partie Billard: Katerina Dolhzikova...
...und Anastasia Karlovich
Auch das Wetter spielte aufs
erfreulichste mit! Viele Mädchen nutzten die freie Zeit während des Turniers zu
Ausflügen in Stadt und Umgebung oder zum Sonnenbaden am Strand.
Olga Alexandrova füttert ein Eichhörnchen
Disney auch auf der Krim
Devotonalien-Bude an der Prominade: Kateryna Gorbatenko
Zanna Morshakova
Tatiana Grisha und Alla Babiy
Peking-Restaurant neben der Strandpromenade
Besuch beim Chinesen: Vorher
Kateryna Gorbatenko und Anna Ushenina
Die Krim
Die Halbinsel Krim (2,5 Mio.
Einwohner, 25.500 qkm Fläche) ist eine autonome Republik innerhalb der Ukraine.
Die Verbindung zum Festland liegt im Norden (Landenge von Perekop), im Westen
und Süden ist sie vom Schwarzen, im Osten vom Asowschen Meer umspült. Im Süden
und Südosten liegt das Krimgebirge, das an seiner höchsten Erhebung bis zu 1545
m zählt. Der nördliche Steppenbereich bietet ein trockenes, winterkaltes Klima
und heiße Sommer, im Süden herrscht ein Mediterranes Klima mit entsprechender
Vegetation.
Der Name Krim ist mongolischen
Ursprungs (mong. qrym = Felsen) und entstand im 14. Jh., als Mongolen die
Halbinsel eroberten und zu einem Teil der Goldenen Horde machten. Bekannt war
die Krim freilich schon dem Altertum, dem die Kimmerier und die Taurier als
Urbevölkerung galten. Griechen gründeten ab dem 6. Jh. vor Chr. Kolonien an der
Ost- und Westküste. Skythen, ursprünglich verschiedene nomadisierende Stämme,
gründeten im 5. Jh. v. Chr. einen mächtigen antiken Staat auf der Krim, der ein
Jahrhundert später von Sarmatischen Stämmen erobert wurde, aber als
Spätskythischer Staat noch etwa ein Jahrhundert fortbestand. Im 1. Jh. v. Chr.
wurde die Krim Römische Provinz, wurde im Zuge des Untergangs des Römischen
Imperiums und der Völkerwanderungen im 3. Jh. n. Chr. von den Goten erobert (die
als Krim-Goten noch bis ins 16. Jh. nachweisbar sind); es folgten ab dem 5. Jh.
die Hunnen, Chasaren und Kumanen als Eroberer. Der starke Einfluß des mächtigen
Byzanz machte sich ab dem 6. Jh. v. a. an den Küstengebieten bemerkbar, jedoch
bleibt die Krim bis zum 9. Jh. vom Chasaren-Khanat kontrolliert. Zum Ende des
10. Jh. ist das Christentum vorherrschende Religion auf der Krim. Ab dem 13. Jh.
lösen die Genueser die Byzantiner ab und gründen eigene Kolonien.
Im 14. Jh. dann der Einfall der
Mongolen (Tataren), die ein Krim-Khanat gründen, das sich ein Jahrhundert später
unabhängig von der Goldenen Horde macht. Im Jahre 1475 erobern die Osmanen das
Khanat und gliedern es ihrem Reich ein.
Einer kurzen Unabhängigkeit vom
Osmanischen Reich (seit 1774) folgt im Jahre 1783 die Eroberung durch Russland,
das von Zarin Katharina II. beherrscht wird, und die Eingliederung in das
Russische Reich. Nach einem zweiten Russisch-Osmanischen Krieg wurde 1792 die
Zugehörigkeit der Krim zu Russland durch die Türkei vertraglich festgeschrieben.
Von 1853 bis 1856 tobte der so genannte Krim-Krieg, ein neuerlicher Konflikt
zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, in den England und Frankreich auf
Seiten der Türken einschritten. Die Niederlage der Russen geht einher mit
schweren Verwüstungen auf der Krim und hat als Folge den Verlust ihrer
Schwarzmeerflotte (Friedensvertrag von Paris 1856).
Der junge Graf Lev Tolstoj nahm
1854-55 an den Kämpfen um Sevastopol teil und veröffentlichte seine
Kriegserlebnisse in der Sevastopoler Trilogie 1855 und 1856. Die
herausragenden Kampfschilderungen seines Krieg und Frieden (1869)
schöpfen von den Erlebnissen aus dieser Zeit.
Beginnend mit dem Jahre 1875 wird die Krim mit einem Eisenbahnnetz erschlossen
und entwickelt sich nun zu einem beliebten Kurort. Während des ersten Weltkriegs
greift die Revolution auch auf die Krim über, Januar 1918 wird die „Taurische
Sozialistische Sowjetrepublik“ gegründet, die allerdings bis November 1920 noch
zwei Mal gegründet werden musste, da sie erst von Deutschen Truppen zerstört,
dann unabhängig und im Bürgerkrieg von der Weißen Armee kontrolliert wurde ehe
die Rote Armee endgültig Fuß fasste. 1921 wird die Krim Autonome Republik der
RSFSR.
1941, endgültig 1942, erobert
das faschistische Deutschland, unterstützt von rumänischen Hilfstruppen, die
Krim. Bis zur Wiedereroberung durch die Sowjetarmee am 9. Mai 1943 werden
mindestens 23.000 Zivilisten Opfer des faschistischen Rassenwahns. Über 200.000
Zivilisten (Krimtataren, Krimgriechen, Krimbulgaren und Krimarmenier) werden
wenig später von Stalin der Kollaboration verdächtigt und nach Usbekistan
deportiert, Zahllose fanden während der Transporte den Tod.
Vom 4. bis zum 11. Februar 1945
findet die Konferenz von Jalta auf der Krim statt, bei der über die Verhältnisse
des Nachfaschistischen Deutschlands beraten wurde. Im Februar 1954 legte das
Präsidium des Obersten Sowjets fest, dass die Krim zur Ukrainischen
Sozialistischen Sowjetrepublik gehört. Ende der 80er Jahre dürfen die
Krimtataren zurückkehren. Im Januar 1991 wird die Krim eine Autonome Republik
innerhalb der Sowjetunion. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verbleibt die Krim
als Autonome Republik innerhalb der Ukraine und erhält einen wirtschaftlichen
und kulturellen Sonderstatus.
Alušta
Die an der Südküste gelegene
Stadt zählt ca. 35.000 Einwohner und liegt an der Straße Jalta-Sevastopol.
Durchschnittliche Sommertemperatur ist 22° C, Wassertemperatur 20° C.
Kirche in Alusta
Alter Wehrturm aus dem 6.Jh
Universität
Die Strandpromenade am Tag...
... und in der Nacht.
Im 6. Jh. bauten Byzantiner
hier die Festung Aluston, von der die Stadt ihren Namen trägt. Im 15. Jh. bauten
Genueser den Hafen aus, eine von ihnen erbaute Festung zeugt als Ruine noch von
ihrer ehemaligen Herrschaft, die im 15. Jh. durch die Eroberung der Osmanen
beendet wurde.
Unter der Osmanenherrschaft
verfielen weite Teile der Stadt und erst mit der Erschließung durch den
Eisenbahnbau, dem nachfolgenden Tourismus und dem Weinanbau (Aus den Rebsorten
Cabernet Sauvignon, Malbec, Saperavi und Mourvèdre wird der Rotwein Aluschta
gekeltert; bis 13% vol.) zum Ende des 19. Jh. begann einen neue wirtschaftliche
Blüte.
Informationen zu der Stadt:
www.sko.ru/alushta.htm (in Russisch) und für Schachspieler, die an den
bekannten Alušta-Turnieren teilnehmen möchten:
http://www.kaissa.com.ua/ (in Russisch und Englisch)
Olga Alexandrova mit Siegerpokal und Medaille