Graz, 22. bis 30.November 2003
Die Partien der ersten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der zweiten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der dritten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der vierten Runde zum Nachspielen...
Die Partien der fünften Runde zum Nachspielen...
Die Partien der sechsten Runde zum Nachspielen...
Graz 6.Runde
Graz ist voller Überraschungen. Man kann den Einfallsreichtum der Organisatoren
nur bewundern. Beim Betreten des Turniersaals gab es heute morgen wieder eine
Überraschung. Direkt neben dem Eingang sitzen "verdrahtete" Spieler. Bei den
elektronischen Teilnehmern hier im Turniersaal ist Kabelsalat obligatorisch,
aber bei Menschen ? Das Rätsel wurde schnell gelöst. Die Universität Graz testet
und untersucht die Funktionsweise menschlicher Besucher gegen einen besonders
starken Gegner: Weltmeister Junior auf einem schnellen PC.
Die Funktionsweise der elektronischen Schachspieler birgt keine Geheimnisse. Wie
sieht es aber mit menschlichen Spielern aus, bzw. was läuft konkret im
menschlichen Hirn während einer Schachpartie ab ? In der Intelligenzforschung
hat man herausgefunden, dass das Gehirn von intelligenten Personen effizienter
arbeitet als das von weniger intelligenten Personen.
Bei der Vorgabe von unterschiedlichen
Denkaufgaben wurden Messungen der Gehirnaktivtät vorgenommen. Dabei stellte sich
heraus, dass Personen mit hoher Intelligenz bedeutend weniger Energieaufwand und
Gehirnaktivierung auskommen. Eine effiziente Nutzung des Gehirns ist aber nicht
alleine eine Frage der Intelligenz. Diese Effizienz kann man trainieren und das
Gehirn arbeitet mit zunehmendem Training schneller und effizienter. Hier an der
Universität Graz wird ausgiebig Forschungsarbeit zu diesem Thema betrieben.
Eine erste Studie wurde mit Grazer Taxifahrern durchgeführt, die über
mehrjährige Berufserfahrung verfügten. Es blieb seinerzeit die Frage offen,
inwieweit sich die erhaltenen Ergebnisse auch auf andere, stärker kognitiv
orientierte Expertenbereiche übertragen lassen. Aus diesem Grund werden ab
Frühjahr 2004 Turnierschachspieler unterschiedlicher Spielstärke zu einer
EEG-Untersuchung eingeladen.
Neben der Frage, welche Bereiche des Gehirns beim Schachspielen aktiviert
werden, soll dabei geklärt werden, ob bessere Schachspieler tatsächlich in der
Lage sind, ihr Gehirn effizienter zu nutzen und von welchen Faktoren dies
abhängt.
Spielt hier Intelligenz noch eine Rolle oder ist es die Erfahrung, die zu einer
effizienten Gehirnaktivierung führt ? Inwieweit finden sich Zusammenhänge mit
bestimmten Intelligenzkomponenten der Persönlichkeit oder der emotionalen
Intelligenz ? Spielt die Denkaufgabe eine wesentliche Rolle oder findet man
effiziente Gehirnnutzung bei allen Denkleistungen ? Mit diesen Fragen wird sich
die Studie ausführlich beschäftigen.
Zum Turniergeschehen hier in der sechsten Runde. Das deutsche Amateurprogramm
List fällt vor allem durch eine originelle Eröffnungsbehandlung auf. Autor des
Eröffnungsbuches ist Erdogan Günes, der Stammgast im Maschinenraum auf schach.de
ist und permanent ausgefeilte Varianten in sein Eröffnungsbuch implementiert. In
der 6 Runde zog das Programm aus dem Buch heraus einen scharfen Königsangriff
auf. Bis 15. Lf4 war die Variante im Buch gespeichert.
"Erdo"
Der Angriff wäre gegen einen menschlichen Gegner
Erfolg versprechend gewesen, aber das englische Programm Green Light Chess
demonstrierte, dass Computer eben nie nervös werden und sich präzise gegen
taktische Drohungen verteidigen. List forcierte ein Dauerschach und so endete
die interessante Partie mit einem gerechten Unentschieden.
List gegen Greenlight Chess
Shredder hatte nach seinem gestrigen Sieg gegen Mitfavorit Brutus einen der
vermeintlich leichteren Gegner. Das israelische Programm Falcon startet zum
ersten Mal bei einer WM. Shredder ist dafür bekannt, dass er die entsprechende
Turnierhärte mitbringt. Wer um den Turniersieg mitspielen will, darf sich keine
Ausrutscher gegen die vermeintlich schwächeren Gegner leisten. Shredder
manövrierte Falcon souverän aus und fuhr sicher den dringend benötigten Punkt
ein.
Shredder gegen Falcon
Spitzenbegegnung der 6. Runde ist Brutus gegen Junior. Für Weltmeister Junior
lief es nach der Auftaktniederlage vom Ergebnis her gut, die Qualität der
Partien konnte aber weniger überzeugen. In der Partie gegen Brutus wurde das
israelische Programm schnell in die Defensive gedrängt. Brutus hatte zwei
verbundene Freibauern am Damenflügel, die Bewertung war aber relativ gering.
Nachdem die Stellung lange Zeit überlegen für Brutus aussah, konnte sich Junior
aus den Schwierigkeiten herauswinden und das Blatt sogar noch wenden. Es ist auf
jeden Fall sehenswert, wie sich das Programm aus der aussichtslosen Lage
herauswinden und den vollen Punkt holen konnte.
Brutus gegen Junior
Fritz spielte gegen Diep. Nach einer ausgeglichenen Eröffnungsvariante bekam
Fritz das Läuferpaar. Schwarz erhielt als Kompensation Raumvorteil und aktivere
Figurenstellung. Fritz provozierte durch geschickte Manöver Schwächen am
Königsflügel und konnte langsam die Initiative übernehmen. Diep übersah in
schwieriger Stellung einen entscheidenden Königsangriff und damit liegt Fritz
weiter gut im Rennen.
Fritz gegen Diep
In Kürze beginnt Runde 7.Hier läuft alles auf die Begegnung Junior - Shredder
heraus. Die Berichterstattung wird fortgesetzt.
Matthias Feist in "Arbeitskleidung"
Live-Interview für ChessBase Radio
Thomas Mayer von Quark