Die Europameisterschaft 2003 in Silivri
Von Anna Dergachova-Daus
Als ich mich entschloss an der
Europameisterschaft als Spielerin teilzunehmen, dachte ich nichts ist einfacher
als beides zu kombinieren, etwas Journalismus und ein bisschen Schach. Aber weit
gefehlt! Ein guter Start lies meine Hoffnungen steigen, und die Vorbereitung
nahm so viel Zeit in Anspruch, dass ich kaum wahrgenommen habe, wo ich mich
überhaupt befinde. Nachdem ich dann zwei Partien hintereinander verloren habe,
entsann ich mich, dass meine eigentliche Aufgabe die Berichterstattung ist. Und
dass werde ich jetzt mit Vergnügen tun.
Wir befinden uns also in Istanbul. Der Hauptstadt der Türkei. Obwohl von
Hauptstadt kann keine Rede sein, da ich außer dem Flughafen (übrigens richtig
modern) und ein paar Gebäuden während der Busreise zum Hotel, noch nichts
gesehen habe. Das Hotel liegt ungefähr 75 km von der Stadt entfernt, steht
einsam an einer Strasse und ist nur vom Meer umgeben. Das Leben spielt sich also
ausschließlich hier, im Princess Hotel ab. Na ja, die versprochene 5 Sterne sind
es natürlich nicht, ich würde es höchstens auf 3,5 einschätzen.
Kaum waren wir angekommen, erhielten wir von
den Männern, die bereits drei Tage früher begonnen haben, die ersten Warnungen:
Konstantin Sakaev und noch drei weitere Schachspieler wurden nachts im Schlaf
beklaut.
Sauer: Konstantin Sakaev
Seitdem verbarrikadiere ich meine Tür bevor
ich schlafen gehe. Viele Spieler und Spielerinnen empfinden die Preise als
unverschämt teuer. Warum müssen wir für die ganzen Funktionäre der FIDE und der
Türkei zahlen - solche Spruche bekommt man häufig zu hören.
Zurab Asmajparashivili, Super-GM und Schachfunktionär.
Elina Danielian, Olga Alexandrova
Die frühere Weltmeisterin Nona Gaprindshvili (62)
Die holländische Delegation: (von rechts:) Yvette Seirawan-Nagel, Peng Zhaoquin,
Binanca Muhren und Thea Bosboom-Lanchava
Antoaneta Stefanova (Bulgarien) ist die Nummer Eins der Frauenweltrangliste
(Judit Polgar nicht mitgerechnet)
Alisa Galliamova führt nach sieben Runden sensationell mit 6,5 Punkten
Nach der Eröffnungszeremonie gab es eine
technische Sitzung, wo den Frauen zunächst gesagt wurde, es geht nun nicht um
die vorher versprochenen 17 Plätze für die WM, sondern nur um 14.
Warum, fragten alle empört, das Turnier ist
doch richtig stark besetzt, viel stärker als alle vorher ausgetragenen
Meisterschaften. Nach langem hin und hier kam Boris Kutin, der Präsident der
Europäischen Schachunion, zu uns und erklärte feierlich, dass es nun doch um
die vorgesehene 17 Plätze geht. Großzügig, nicht war? Doch es ging noch weiter,
die Damen setzten sich zusammen und schrieben einen Brief an Boris Kutin, indem
sie sich über den Preisfond beschwerten (der wohl vorher in Euro versprochen
wurde und nun in Dollar ausgezahlt werden soll). Sie wollten auch wissen, wofür
sie eigentlich kämpfen. Bis jetzt ist weder ein Termin, noch ein Ort für die
kommende WM bekannt. Warten wir ab, ob es was bringt.
Boris Kutin (mitte)
Svetlana Matveeeva, (Russland) Nummer 11 der Frauenweltrangliste
Ekaterina Kovalevskaia (Russland)
Alisa Galliamova (Russland) , Nummer 7 der Frauenweltrangliste
Tatiana Kosintseva (17, Russland), Nummer 16 der Weltrangliste der Frauen
Victorija Cmylite (Litauen)
Maria Kouvatsou (Griechenland)
Marta Zielinska (Polen), Natalia Zhukova (Ukraine, hinten)
Ketevan Arakhamia Grant (Georgien)
Ekaterina Polovnikova
Doch abgesehen von diesen "Kleinigkeiten"
ist alles wie es bei der Europameisterschaft sein sollte. Und alle finden die
Idee beide Turniere zusammen auszutragen richtig gut.
Yannick Pelletier findet die Idee auch gut, beide Turniere zusammen auszutragen.
Links im Arm Elisabeth Pähtz, rechts im Arme Monika Seps
Abends versammelt sich die Gesellschaft
unten im Foyer. Es wird fleißig gewürfelt, Karten und natürlich auch Schach
gespielt.
Agababean, Shumiakina und
Nona Gaprindshvili (re.) beim Würfeln.
Alexander Huzman (li.) und Boris Avrukh aus Israel. Huzmann schaut kritisch und
hat wohl kein so gutes Blatt. Avrukh scheint sehr zufrieden.
Englischer Tisch: ChessBase Magazin Autor Peter Wells mit charmanten
Gesprächspartnern: Jovanka Houska und Heather Richards.
Das frühere Wunderkind Luke McShane ist inzwischen auch schon 19 Jahre alt und
darf Bier trinken, oder ist es Apfelsaft?
Eva Moser (Österreich)
Morgens ist natürlich Schwimmen und
Sonnenbaden angesagt. Direkt im Meer zu schwimmen ist leider nicht besonders
schön, zu viele Algen liegen liegen am Strand herum. Dafür gibt es einige Pools
mit Meerwasser - schön salzig und sauber -, und ein Schwimmbad mit Sauna.
Am Pool: Svetlana Petrenko und
Karolina Smokina.
Auch für Sportliebhaber, wie Pia Cramling,
gibt es Möglichkeit sich in Form zu halten - das Fitnesszentrum.
Pia Cramling im Fitnesscenter
Nach dem Mittagessen ein erfrischender
Spaziergang und dann ran an die Partie.
Sergei Rublevski
Sergey Movsesian
Elisabeth Pähtz
Da Männer und Frauen in unterschiedlichen
Räumen spielen und die Zeitkontrolle ziemlich knapp ist, habe ich bisher noch
nicht sehr viele Spieler am Brett fotografiert. Aber ich werde mich bessern.
Einen ersten Eindruck habt ihr aber glaube trotzdem bekommen. Jetzt verabschiede
mich zunächst einmal für 1 Woche.
Jessica Nill mit Begleitung, Ketino Kachiani-Gersinska und Almira Skripchenko
Elina Danielian (li.), Yvette Seirawan-Nagel (m.r.). Vassily Ivanchuk macht
Faxen.
Alexander Graf (re.) entspannt
Igor Glek auf der Suche nach Neuerungen im Internet
Viktor Bologan spielt als Sieger des Aeroflot-Open im Sommer in Dortmund mit und
ist etwas verspannt.
Loek van Wely (li.) und Vladislav Tkachiev unterhalten sich über Frauen und
Sportwagen.
Ivan Sokolov und Suat Atalik
Das holländische Team ist fröhlich: (v.l.) Thea Bosboom-Jangchava, Bianca Muhren
und Peng Zhaoquin
Ex-Europameisterin Natalia Zhukova (re.) im Gespräch
Demnächst EU: Joanna Dvorakovskaia (mitte) und Marta Zielinska (re.) aus Polen
Die Schlacht am Büffet: Vadim Milov und Yannick Pelletier aus der Schweiz