25 Jahre ChessBase

von André Schulz
19.05.2011 – Viele jüngere Schachspieler kennen gar keine Welt ohne ChessBase. Das gilt auch für junge Spitzenspieler wie Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura oder Fabiano Caruana. Aber es gab ein solches "dunkles Zeitalter", in dem man sich seine Partien selber zusammentragen und auf Papier "speichern" musste. 1985 hatte Matthias Wüllenweber, ein ambitionierter Clubspieler aus Bonn, die Idee, für die damals aktuellen Atari-Computer eine Schachdatenbank zu programmieren. Zusammen mit Frederic Friedel fuhr er nach Basel und zeigte dem neuen Weltmeister Garry Kasparov seine Arbeit. So kam der Stein ins Rollen. 25 Jahre ChessBase...

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ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan

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25 Jahre ChessBase


1985 jobbte der Physikstudent Matthias Wüllenweber in Bonn als Programmierer und verdiente " für damalige Zeiten richtig viel Geld", wie er sich erinnerte. Davon finanzierte er sich ein Auslandsstudienjahr in Edinburgh. In Schottland wurde der ambitionierte Clubschachspieler in der Schachmannschaft der Universität sogar an Brett eins aufgestellt, was Wüllenweber einen starken Motivationsschub für sein Schachtraining vermittelte. Die Arbeit mit Informatoren, der Eröffnungs-Enzyklopädie oder Karteikarten war allerdings sehr umständlich und Wüllenweber dachte über bessere Werkzeuge nach. Als er nach Deutschland zurück gekehrt war, kaufte er sich vom restlichen Geld seines Studentenjobs eine Vespa, einen Atari-Computer und zehn Disketten (damaliger Preis: 120 D-Mark). Dann programmierte er ChessBase.


Das erste ChessBase-Programm wurde in einer Bonner Studentenbude (mittleres Fenster)
über der Mensa programmiert.


Die Strukturskizze von ChessBase


Matthias Wüllenweber am Atari

Die Geburtsstunde

Auf der Suche nach Partnern schrieb Wüllenweber nun etwa 40 wichtige Leute im deutschen Schach an und erhielt auch zwei Antworten. Eine stammte vom Wissenschaftsjournalisten Frederic Friedel (Die andere von Schachmagazin 64-Chefreadakteur Otto Borik, der später eine Titelgeschichte zum Erscheinen  des Programms machte.).

Friedel bekundetet Interesse, teilte dem Physikstudenten mit, dass er mit Garry Kasparov bekannt war und schlug vor, dem Weltmeister das Programm zu zeigen. Also reisten Wüllenweber und Friedel in die Schweiz, wo Kasparov gerade in einem Wettkampf Anthony Miles zerpflückte.

Am 19.Mai besuchten die Beiden den Weltmeister in dessen Hotelzimmer, bauten einen Atari auf und zeigte dem besten Spieler der Welt, was Wüllenweber  programmiert hatte. Kasparov begriff sofort, welche Bedeutung das haben würde, was er da vor sich sah und erinnerte sich später in seiner Autobiographie "Politische Partie" (Droemer) an die Geburt von ChessBase:  

"Mein Interesse an Computern wurde geweckt, als Frederic Friedel, den ich damals noch nicht persönlich kannte, mir Ende 1984 eine Diskette nach Baku schickte. Ich war fasziniert. 1985, nach meinem vieldiskutierten Spiegel-Interview, bat ich die Redakteure, mich zu Friedel zu bringen, der, wie ich wußte, in Hollenstedt in der Nähe von Hamburg lebte. Ich hatte in Hamburg ein Simultanmatch gespielt und verloren, zum einen, weil ich übermüdet war, und zum anderen, weil ich meine Gegner, die ziemlich gute Spieler waren und sogar einen Großmeister in ihren Reihen hatten, vorher nicht hatte studieren können. Ich geriet in furchtbare Zeitnot. Ich gelobte Vergeltung für meine Niederlage.

Friedel lud mich zu sich nach Hause ein, wo ich seine Frau Ingrid und die Söhne Martin und Thomas kennenlernte.


Frederic Friedel und Garry Kasparov an einem Dino-Computer, links neben dem Monitor steht ein
"Akustikkoppler", um einen "Telefonhörer" mit einem "Modem" zu verbinden (Datenübertragung per Telefon).

Es war der 24. Dezember. Ich hatte nicht daran gedacht, daß dies in Deutschland ein Feiertag ist, an dem man wenig unternehmen kann. Die Friedels luden mich ein, bei Ihnen zu bleiben. Es war das erste Mal, daß ich ein Weihnachtsfest westlicher Art erlebte, mit einem kerzengeschmückten Baum und den darunter drapierten Geschenken. Das Läuten einer Glocke kündigte die Bescherung an. Zuerst gingen alle Lichter aus, dann wurden die Kerzen am Baum angezündet, und alle packten ihre Geschenke aus. Danach folgte das Weihnachtsessen mit verschiedenen Arten deutscher Wurst.

Spätabends wandten wir uns einigen Computerspielen zu. Die Kinder beherrschten diese Spiele sensationell gut, besonders der zu der Zeit erst vierjährige Thomas. Wir spielten "Repton", ein anspruchsvoller Spiel, für dessen Bewältigung der britische Großmeister John Nunn, ein Dozent für Mathematik, viele Stunden gebraucht hatte. Frederic erklärte mir, was Computer können, und ich sagte ihm, was ich mir von Computern wünschte. Was ich wollte, war im wesentlichen eine Schachdatenbank, die mich in die Lage versetzen würde, vor einem Match in der Schachvergangenheit meiner Gegner zu stöbern. Ich hatte keine Ahnung, ob oder wie das möglich sein würde.

Frederic tat sich mit einem jungen deutschen Informatiker namens Matthias Wüllenweber zusammen, der schon einmal ein Programm für eine elektronische Schachdatenbank geschrieben hatte. Die beiden arbeiteten an der Sache, während ich in Basel mein Match gegen Tony Miles austrug. Als ich mir ansah, was sie zuwege gebracht hatten, konnte ich es kaum glauben.


Das ChessBase-Programm auf dem Atari ST

Vor lauter Verwunderung ließ ich mich rücklings aufs Brett fallen. Ohne ein Wort zu sagen, dachte ich über die Perspektiven dieser Entwicklung nach, so lange, daß die beiden schon glaubten, ich sei eingeschlafen. Dann begann ich, meine Partien in den Computer einzufüttern. Matthias, eindeutig ein Genie auf seinem Gebiet, empfand meine Begeisterung als großen Ansporn.

Im Januar 1987 kam ich zu meinem zweiten Simultanmatch nach Hamburg. Dieses Mal hatte ich zwei Tage Vorbereitungszeit; wir ermittelten die Namen aller meiner Gegner und ließen uns vom Computer ihre früher gespielten Partien ausdrucken.


Spiegel-Redakteure, Kasparov und Friedel staunen.

Es war ein großes Aha-Erlebnis für mich – nach zehn Minuten hatten wir 192 Partien gefunden.

Wenn ich meine Betreuer bitte, eine Partie eines bestimmten Spielers ausfindig zu machen, kann es vorkommen, daß sie tagelang Bücher wälzen müssen, bis sie sie finden.

Bewaffnet mit den Vorausinformationen aus dem Computer, besiegte ich dieses Mal sechs meiner acht Simultangegner und spielte gegen die beiden anderen remis. 7-1 war ein erstaunliches Ergebnis. Sie konnten es kaum glauben. Da ich ihre Spielgewohnheiten kannte, konnte ich ihnen Fallen stellen. Dasselbe gelang mir wenig später, als ich in Zürich gegen die Schweizer Nationalmannschaft spielte. Ich wußte, daß einer aus der Mannschaft einmal eine Glanzpartie gespielt hatte; als ich diese auf dem Computer nachspielte, entdeckte ich eine Kombination, mit der sein Gegner ihn hätte auflaufen lassen können. Ich beschloß, ihn auf einen ähnlichen Weg zu locken. Er konnte sein Glück kaum fassen – unsere Partie verlief fast genau so wie die, bei der er seinen großen Sieg errungen hatte. Doch dann, wumm!, ließ ich die Falle zuschnappen.

Ich halte die elektronische Schachdatenbank für die wichtigste Neuerung im Bereich der Schachinformationen seit der Erfindung des Buchdrucks. Wie ich höre, haben sich Karpov und Kortschnoi bereits nach diesem System erkundigt, was mich nicht überrascht. Es erspart einem viele Stunden langwieriger Sucharbeit, wenn man jede Partie, die man gerade braucht, per Knopfdruck aufrufen kann. Man kann auf einer einzigen Diskette bis zu 6000 Partien unterbringen und die Züge einer Partie in sechs oder sieben Sekunden durchlaufen lassen. Ich war sehr erfreut, daß ich als Benutzer Nr. 1 dieses Systems namens ChessBase registriert wurde."


Wüllenweber und Kasparov sprechen im Hamburger ChessBase-Büro über die Weiterentwicklung


Ende 1988 arbeitete Kasparov auf einem Atari ST mit einer 20 MB großen Festplatte (!)


Stolz präsentiert Kasparov die aktuelle ChessBase-Version für den PC – 1988

Die ersten 25 Jahre

Im Laufe der Geschichte des ChessBase-Programms und der daraus entstandenen gleichnamigen Firma gab es einige markante Eckpunkte und Begebenheiten, die hier kurz erwähnt werden sollen:

Noch bevor Wüllenweber mit Friedel in Kontakt kam, hatte er über einen Aushang am Schwarzen Brett mit Matthias Feist jemanden gefunden, der ebenfalls Schach spielte und programmieren konnte. Feist half erst beim Atari-Programm mit und programmierte dann eine PC-Version. Dies erwies sich später als wichtige Maßnahmen, denn wenige Jahre später verschwanden die Ataris vom Markt, während die PCs denselben für sich eroberten.

In Hamburg wurde die Firma ChessBase gegründet. Nach äußerste bescheidenen Anfängen - die ersten Programme wurden aus einer Küche heraus verschickt - konnte man Ende der 1980 Jahre ein repräsentatives Büro in der Hamburger Bürostadt "City Nord" beziehen.


Das erste ChessBase-Büro


Die City Nord

1991 wurde dann die ersten Fritz-Version veröffentlicht. Der ursprüngliche Arbeitsname war Brutus, doch Werbeleute rieten dazu, einen "netteren" Namen zu nehmen und deshalb entschied man sich für das zu jener Zeit völlig ungewöhnliche "Fritz". Im Unterschied zu den meisten anderen Programmen war Fritz mit einer sehr übersichtlichen grafischen Oberfläche ausgerüstet, die dem ChessBase-Programm entlehnt war, und besaß außerdem Datenbank-Funktionen.

Die Schach-Engine von Fritz wurde vom holländischen Schachprogrammierer Frans Morsch geliefert. Matthias Feist war für die Oberfläche zuständig und die Einbindung der Engine in dieselbe. Im Laufe der Jahre hat Feist auch viele Ideen für die Engine geliefert. Während Fritz 1 und Fritz 2 schachlich noch einigermaßen zahm waren, kam mit Fritz3 ein für damalige Zeiten wirklich starkes Programm auf den Markt. Um den subjektiven Eindruck der Anwender in Bezug auf die Spielstärke zu objektivieren, führte Feist einen "Serious Mode" ein. Hier spielte man bei frei wählbaren Bedenkzeiten in einem Turniermodus, also mit Uhr, und konnte keine Züge zurücknehmen. Die Partien wurden fortlaufend ausgewertet, z.B.: "10 Partien +0 =1 -9", und auch eine Eloauswertung vorgenommen. Da mancher Anwender von seinen objektiven Ergebnissen eher enttäuscht war, versuchte er die Datei, in der die Ergebnisse gespeichert wurden, zu löschen. Das hatte Feist aber vorhergesehen und diese Datei sorgfältigst auf dem Anwenderrechner versteckt.


Ein Weltmeister namens Fritz

Einen immensen Popularitätsschubschub erhielt Fritz 3 durch seine Teilnahme beim Blitzturnier 1994 in München, dem bis dahin stärksten Blitzturnier der Welt, wo das Programm u.a. Kasparov besiegte und dann erst diesem im Stichkampf um den Turniersieg unterlag. Am Abend hatten Kasparov und Fritz einen Auftritt im Aktuellen Sportstudio bei Dieter Kürten. Kasparov unterlief in der Schaupartie ein Fehler und er verlor unter den Augen von Millionen von Zuschauer. Der Moderator musste seinen enttäuschten  Gast vor laufender Kamera trösten. 1995 reiste Feist dann zur Computerschach-Weltmeisterschaft nach Hongkong. Er nahm neben seinem persönlichen Gepäck nur die Programmdiskette mit und spielte auf einem normalen PC, der vom Veranstalter gestellt wurde. Überraschenderweise schlug Fritz3 u.a. den haushohen Favoriten Deep Blue und wurde stattdessen Weltmeister.

1992 hatte Matthias Feist für die Weiterentwicklung von ChessBase eine schicke Idee gehabt. In der Version ChessBase 4 konnte man in das ChessBase-Programm die Fritz-Engine zum Mitrechnen einbinden. Damit waren die Analyse- und Kommentierungsfunktionen von ChessBase und die Recheneigenschaften von Fritz in einer Oberfläche aufrufbar. Das war allerdings nur in der DOS-Version möglich. ChessBase 4 war dann auch die letzte für Atari verfügbare ChessBase-Version.

Inzwischen war Windows in der Version 3.1 zu einer sehr brauchbaren Oberfläche geworden und es zeichnete sich ab, dass dies die Zukunft für die PCs werden würde. Zunächst erschien ChessBase 1994 unter dem Namen "ChessBase für Windows 1.0" für dieses Betriebssystem, in der ersten Version auch noch ohne Fritz-Engine, dafür mit einer anderen eingebundenen Schachengine, Doctor? genannt. Fritz 4 folgte im Dezember 1995 als Windowsprogramm. Die nächste ChessBase-Version folgte dann wieder der ursprünglichen Zählweise und hieß ChessBase 6.0.

Schon zu DOS-Zeiten wurden auch immer mehr Partien, historische und aktuelle, erfasst und in die ChessBase-Datenbank eingepflegt. Bald war die Menge der erfassten Partien auf die "unermessliche" Zahl 32.000 angewachsen. Die Auslieferung der Datenbank auf Disketten war allerdings nicht ganz einfach, denn sie musste auf mehrere Datenträger verteilt und später wieder auf der Festplatte zusammen gefügt werden. Zum Glück gab es später mit CDs, danach mit DVDs Medien, auf denen die immer schneller größer werdende Datenbank Platz fand. Gisbert Jacoby, der Bundesligatrainer des Hamburger SK, betreute die Datenerfassung und war Chefredakteur des sechsmal im Jahr erscheinenden ChessBase Magazins.

Nach dem Umstieg auf Windows war Fritz5.32, wobei das .32 für das damals rechte neue 32-Bit Betriebssystem für Windows stand, wieder sein sehr spielstarker und vor allem taktisch sehr bissiger Gegner. Um die beachtliche Spielstärke von Fritz zu dokumentieren, wurde das Programm auf zahlreiche GM-Turniere und Open geschickt, auch schon als DOS-Version. In der Version Fritz5 nahm Fritz 1997 erstmals in Frankfurt am Ordix Open, einem Schnellschachturnier, teil und gewann es. 1998 wiederholte es den Erfolg. Inzwischen begann in der PC-Entwicklung die Parallelisierung von Prozessoren und Frans Morsch fing ebenfalls, die Fritz-Engine für mehrere Prozessoren anzupassen

Die Parallelversionen erhielten in Anlehnung an den "großen Bruder" Deep Blue den Namen "Deep Fritz" und wurden in Frankfurt beim Masters auf kühlschrankgroßen Siemens Primergy-Servern eingesetzt.


Anand nach dem Chess Classic zu Besuch in in Hamburg

1999 schickte Siemens im Zuge einer Werbemaßnahme ein Notebook auf die russische Raumstation MIR und eine der installierten Anwendungen war Fritz 5. So kam es, dass der russische Kosmonaut Sergei Avdeyev, der in drei Missionen insgesamt 748 Tage im All verbrachte, in der Raumstation gegen Fritz 5 eine Partie Schach spielte

In verschiedenen Turnieren hatten Fritz-Programme, und vor allem auch deren Betreuer und Programmierer einige Erfahrung in Partien gegen starke Großmeister gesammelt. Die Erfolge bei den Chess Classic hatten bewiesen, dass Schachprogramme auch gegen die stärksten Spieler der Welt bestehen konnten, zumindest im Schellschach. Die nächste Hürde waren Partien mit Turnierbedenkzeit.

Die Kramnik-Matches

Nachdem Vladimir Kramnik Garry Kasparov als Weltmeister abgelöste hatte, dachten er und seine Geldgeber "Braingames" daran, einen Mensch-Maschine-Wettkampf durchzuführen. Der Vergleich zwischen Deep Blue und Kasparov hatte 1997 die Massen fasziniert. Inzwischen waren auch PC-Programme so weit, gegen den Weltmeister zu bestehen. Das Match zwischen Deep Fritz und Weltmeister Kramnik wurde 2002 im Golfstaat Bahrain ausgerichtet.


Frederic Friedel mit Jagdfalken


Kramnik gegen Deep Fritz, personalisiert von Matthias Feist


Fritz-Programmierer Frans Morsch

Kramnik zeigte sich auf die Spielweise des Programms ausgezeichnet eingestellt und deckte einige Bewertungsschwächen auf. Umgekehrt war die Maschine sehr unbarmherzig beim Ausnutzen von taktischen Fehlern und ermüdete im Gegensatz zu Kramnik auch nicht. Am Ende stand es 4:4. Beide Seiten gewannen je zwei Partien.



Figuren, gut gekühlt! Die Geschichte zu diesem Bild ist folgende: Die Figuren, mit denen gespielt wurde, wurden vor der ersten Partie überlackiert, waren dann aber nicht vollständig trocken und klebten den Spielern noch etwas an den Fingern. Die Kühlung sollte den Trocknungsprozess beschleunigen, was aber natürlich nicht funktionierte.


Matthias Feist, Frederic Friedel, Frans Morsch

Während des Wettkampfes bekam ChessBase in Hamburg schwergewichtigen Besuch. Die Boxer Vitali und Wladimir Klitschko, beide große Schachfans, kamen vorbei und wollten ihren Freund Kramnik mit ihren eigenen Schachkünsten unterstützen.


Matthias Wüllenweber, André Schulz, Wladimir Klitschko, Oliver Reeh



Kurz zuvor hatte ChessBase zusammen mit der Kindersoftwarefirma Terzio das Kinderschachlernprogramm Fritz&Fertig veröffentlicht. Kinder, Lehrer und Eltern zeigten sich ebenso begeistert wie Vitali und Wladimir Klitschko. Fritz&Fertig erhielt zahlreiche Auszeichnungen und ist auch fast zehn Jahre später bei Kindern, Eltern und Schachpädagogen immer noch das beliebteste Schachprogramm


Vitali und Wladimir Klitschko

Vier Jahre nach dem Match "Brains in Baharain" stellte sich Vladimir Karmnik erneut dem Vergleich mit der Maschine. Der Wettkampf in der Bonner Bundeskunsthalle erregte großes Aufsehen. Zeitungen, Hörfunk und auch das Fernsehen berichteten regelmäßig darüber. Kramnik war erneut bestens präpariert, konnte jedoch seine guten Eröffnungen nicht in Siege umsetzten. Dann übersah in einer Partie ein einzügiges Matt und verlor später noch eine zweite Partie zum 4:2-Endstand.


Mensch-Maschine in Bonn

Deep Fritz war so bekannt, dass Stefan Raab ihn und seine Betreuer in seine Show einlud.


Wüllenweber, Feist und Stefan Raab

Inzwischen hat das Online-Schach mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Der Fritz-Schachserver ging 2001 ans Netz und verbindet seitdem Tausende von Schachfreunden aus aller Welt.

Das ChessBase-Programm hatte mit der Version ChessBase 6 die technisch immer weiter gereifte Multimediawelt integriert. Nun konnten in die Datenbanken, Texte mit eingebetteten Videos eingefügt werden. Später wurde mit Hilfe von neuen Videotechniken die Fritztrainer-Reihe begründet. Die Großmeister schrieben ihre Analysen und Empfehlungen nun nicht mehr in Varianten auf, sondern erläuterten im Video als persönliche Schachtrainer am PC Varianten, Strategien und andere Schachtechniken.

Wüllenwebers zweite Leidenschaft nach dem Schach ist die Musik. Als er über Möglichkeiten nachdachte, wie man den Computer - außer als Abspielgerät - für die Musik einsetzten könnte, kam er auf die Idee, die Schachengine zum Komponieren einzusetzen. Sein Gedanke war folgender: Eine Schachengine sucht den optimalen Zug nach bestimmten Vorgaben des Schachs, also kann sie doch auch nach Vorgaben aus der Musik eine "optimale Melodie" errechnen. Gesagt - getan: "Ludwig" war geboren, ein Komponier -und Lernprogramm. Aus den Anfängen hat sich nun mit Ludwig3 eine sehr komfortable Musiksoftware entwickelt, die eine Melodiendatenbank (aus welchem Programm diese wohl entlehnt ist, zwinker, zwinker) besitzt, komponiert, arrangiert und den PC in ein Orchester verwandelt.


Wüllenweber spielt mit Ludwig, Kramnik rasselt

Mehr über Ludwig....

1994 gab es bereits einen ersten Versuch, mit ChessBase 1.0 für MAC, die Apple-Welt zu erobern. Zu früh! Die Entwicklung wurde aus Mangel an Nachfrage damals wieder eingestellt. Nun ist Apple mit seinen mobilen Geräten Marktführer und Schach für unterwegs ist ein großes Thema. Kürzlich erschien ein ChessBase-"App" für iPod und iPad, mit dem man auch unterwegs auf die ChessBase Online-Datenbank mit 5 Mio.Partien zugreifen und dort entweder nach Eröffnungen, Spielern oder nach Turnieren sortiert, Partien anschauen kann.


Wohin führt das Ganze... ?

Zweiter Teil, in Kürze: Die Jahre 2011 bis 2036...

 

 

 

 


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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