Plovdiv: Konflikt mit der NATO

von ChessBase
22.10.2010 – Die Europameisterschaft begann mit einem Konflikt mit NATO-Truppen. Das Novotel in Plovdiv hat mit dem Bündnis eine Art Flatrate-Vertrag, nach dem die NATO jederzeit Soldaten unterbringen kann. Egal, ob gerade ein Schachturnier dort ist oder nicht. Außerdem möchten die US-Soldaten nicht, dass auf ihrem Stock noch andere Leute wohnen. Dies führte zu gewissen Problemen bei der Unterbringung, wobei die Topspieler aber reservierte Zimmer hatten. Zur Vorbereitung auf die schwierige Begegnung mit dem Spitzenteam Yugra begab sich Dejan Bojkovs belgische Mannschaft Amay geschlossen ins "Lustige Dorf". Beim folgenden 0:6 hat das zwar keine zusätzlichen Punkte eingebracht - aber das Ergebnis war viel besser zu ertragen. Grüße aus Plovdiv...

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Rückkehr nach Plovdiv
Von Dejan Bojkov

(Fotos: Claude Bikady, Evtim Stefanov)

Die ECC in Plovdiv begann mit einer kleinen Krise, da NATO-Soldaten der Ansicht waren, der Zeitpunkt des Turniers sei hervorragend geeignet, um das Hotel zu besetzen. Novotel hat ein Vertrag mit den NATO-Kräften, der ihnen erlaubt, das Hotel jederzeit zu benutzen. Ein weiteres Problem bestand darin, dass die amerikanischen Soldaten nicht möchten, dass jemand sich im gleichen Stock aufhält wie ihre Soldaten, ganz egal, wie viele Räume sie auf dem jeweiligen Stockwerk belegt haben. All das führte zu gewissen Problemen bei der Unterbringung der Spieler. Aber wenn man über 2700 Elo (Herren) oder über 2500 Elo (Frauen) hatte, dann wurde ein Zimmer für einen reserviert.

Die frisch gewählten Präsidenten Kirsan Ilyumzhinov und Silvio Danailov zeigten sich bei der Eröffnungsfeier. Der neue ECU-Präsident führte dabei sowohl im Damen- als auch im Herrenturnier die symbolischen ersten Züge aus.

Im offenen Turnier trifft sich die Elite Europas. Mit Ausnahme der Teilnehmer des Spitzenturniers in Nanking sind praktisch alle Spitzenspieler am Start.

Der Elo-Beste Levon Aronian glänzt bislang mit einer Rating-Performance von über 3000.

Sein Verein Mika Yerevan (praktisch das armenische Nationalteam) wird versuchen seinen Ein-Punkte-Rückstand auf Economist Saratov, die bislang alle Kämpfe gewonnen haben, in der direkten Begegnung aufzuholen. Auch Saratov hat einen Top-Scorer: Alexander Moiseenko mit 4.5/5. Allerdings hat keine der beiden Mannschaften wirklich schwache Spieler in ihren Reihen und der Ausgang ihrer direkten Begegnung wird von kleinen Nuancen abhängen. Ebenfalls gut gepunktet haben bislang Alexander Grishuk (4/4) und Vladimir Malakhov 4.5/5.


Alexey Shirov und seine Kollegen von SOCAR Aserbaidschan


Shirov, Grischuk, Mamedyarov


Boris Gelfand


Vassily Ivanchuk


Huzman gegen Jakovenko


Martin Dambacher gegen Radjabov


Nepomniachtchi gegen Kamsky

Auch das Damenturnier ist äußerst gut besetzt. Dort liegen die Damen vom AVS, die von Antoaneta Sefanova angeführt werden, an der Spitze.

Allerdings werden sie von vier Mannschaften, die nur einen Punkt Rückstand haben, belauert. Bis zur letzten Partie ist hier noch nichts entschieden. Top-Scorer bei den Damen sind bislang Koneru, Atalik, Zaiatz und Galojan.


Cmiylte gegen Koneru


Fierro gegen Nikolova


Team Lokomotiv

Traditionell spielt das Herkunftsland bei diesem Turnier keine große Rolle. Spieler aus China, Indien und den USA nehmen an dieser Europameisterschaft teil und das ist normal. Auch Paare, die in der gleichen Mannschaft oder in zwei verschiedenen Teams spielen, können wir beobachten. So spielen die Brüder Zhigalko beispielsweise für zwei unterschiedliche Teams: Der eine spielt an Brett Eins für eine Mannschaft aus seinem Heimatland Weißrussland, der andere verstärkt eine Mannschaft aus der Ukraine.

Einer unserer Journalisten scherzte sogar, dass ein paar illegale Bulgaren dabei sind – nämlich diejenigen, die nicht für Bulgarien spielen.


Alexander Delchev


Cheparinov-Adams


Cheparinov-Nepomniachtchi


Georgiev gegen Cheparinov


Team Najden Vojnov

Einer davon bin ich, da ich für meine belgische Mannschaft an den Start gehe. In unseren Reihen haben wir auch ein paar deutsche Spieler (von denen einer überraschend gut Russisch spricht) sowie einen Burschen aus Holland (ebenfalls illegal, wie ich vielleicht noch erwähnen könnte). Und es gibt Mannschaften, in denen Spieler aus allen möglichen Ländern dabei sind. Schauen Sie sich nur Werder Bremen an – der Inbegriff von Internationalität.

Da meine belgischen Mannschaftskollegen noch nie in Bulgarien waren, sind wir eines Abends in ein typisch bulgarisches Restaurant gegangen. Vesloto selo (Das “Fröhliche Dorf”) war in dieser Hinsicht besonders gut geeignet. Das Essen beginnt mit dem typischen bulgarischen Rakia (nicht zu verwechseln mit dem türkischen oder griechischen Raki, der bulgarische Raki wird aus Früchten hergestellt und riecht nicht nach Anis!), danach folgt als Hauptgang ein reichhaltiges Fleischgericht.


Hoffentlich werden alles satt

Mittlerweile hat dann auch das Unterhaltungsprogramm begonnen, das verschiedene Balkan-Rhythmen bietet – griechische, serbische und orientalische Melodien, wie auch Zigeunermusik.


Unterhaltung im "Lustigen Dorf"


Bauch- und


Rückentänzerin

Am Ende kommt dann der traditionelle bulgarische Tanz Horo, den meine Mannschaftskollegen erstaunlich schnell gelernt haben.


Horo


Mehemetti Castriot (Amay) beim Tanz

Die Vorbereitung auf die nächste Runde war ein großer Erfolg und am nächsten Tag verlieren wir gelassen 6-0.

Grüße aus Plovdiv


Dejan Bojkov

www.dejanbojkov.blogspot.com


 


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