Naiden Voinov und CSKA sind bulgarische Meister

von ChessBase
09.06.2010 – Die bulgarischen Mannschaftsmeisterschaften der Männer- und Frauenmannschaften fanden letzte Woche (27. Mai bis 2. Juni) als geschlossenes Turnier in Albena statt. Ein großer Standortvorteil gegenüber anderen Verbänden besteht darin, dass man die Meisterschaft in einem Urlaubshotel am Schwarzen Meer organisieren kann. Die Mannschaften sind größtenteils mit eigenen Kräften bestückt - schon allein deshalb, weil es an Geld für Legionäre fehlt. Immerhin spielte aber im Frauenwettbewerb u.a. Viktorija Cmilyte beim neuen Meister CSKA mit. Das Männerturnier gewann knapp durch minimal bessere Drittwertung Naiden Voinov vor CSKA. Dejan Bojkov berichtet. Bericht, Bilder, Partien...

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Bulgarische Mannschaftsmeisterschaften
Text: Dejan Bojkov, Fotos: Evtim Stefanov

Die bulgarischen Mannschaftsmeisterschaften fanden dieses Jahr vom 27. Mai bis zum 2. Juni statt. Glücklicherweise wurde die Tradition, die Meisterschaften in schönen Badeorten zu spielen, fortgeführt, und die diesjährige Meisterschaft in einem der grünsten Badeorte am Schwarzen Meer ausgetragen.









Bei den Frauen kämpften acht Teams um Titel und Medaillen. Der erste Platz ging dabei klar an die Mannschaft von CSKA (V.Cmilyte, E. Zaiats, S.Collas, E.Djingarova, R. Gocheva), die alle Wettkämpfe mehr als überzeugend gewann. Viele meinten, diese Mannschaft sei vielleicht sogar stärker als das bulgarische Frauennationalteam. Fünf ihrer sieben Matches endeten “zu Null”, darunter die Wettkämpfe gegen die späteren Silber- und Bronzemedaillengewinnerinnen.


Der Frauenmeister

Im gesamten Turnier gab die Mannschaft von CSKA an allen Brettern insgesamt nur 1,5 Punkte ab. Der zweite Platz ging an die junge und aufstrebende Mannschaft Lokomotiv 2000 (A. Nikolova, I. Videnova, D. Sirkova, M. Janeva, N. Kalcheva). Sie spielten großartig und kamen am Ende auf 12 Mannschaftspunkte (sie verloren nur einen Wettkampf, Sie wissen schon, gegen wen). Der dritte Platz ging an das erfahrene Team von Lokomotiv Plovdiv (M.Voiska, Sv.Yordanova, R.Genova, P. Chilingirova). Absteigen müssen die Mannschaften “Krakra Pernishki” und “Mikhail Tal”- Cherven Briag.




 

Rank Team 1 2 3 4 5 6 7 8 MP Pts. Res. SB
1 CSKA * 4.0 4.0 4.0 3.5 4.0 3.0 4.0 14 26.5 0 326.75
2 Lokomotiv 2000 0.0 * 2.5 3.5 3.0 3.0 2.5 4.0 12 18.5 0 203.25
3 Lokomotiv Plovdiv 0.0 1.5 * 2.0 3.5 2.0 3.0 2.5 8 14.5 0 163.50
4 Shah XXI 0.0 0.5 2.0 * 2.5 2.0 3.5 2.0 7 12.5 0 138.25
5 Spartak Pleven XXI 0.5 1.0 0.5 1.5 * 2.5 2.5 3.0 6 11.5 0 133.00
6 Lokomotiv Sofia 0.0 1.0 2.0 2.0 1.5 * 2.0 2.5 5 11.0 0 128.75
7 Krakra Pernishki 1.0 1.5 1.0 0.5 1.5 2.0 * 2.0 2 9.5 0 130.25
8 Mihail Tal 0.0 0.0 1.5 2.0 1.0 1.5 2.0 * 2 8.0 0 93.75



 

Ein wenig merkwürdig gestaltete sich die Lage in der zweiten Liga, in der ein heftiger Kampf um die ersten beiden Plätze entbrannte – zwischen den beiden einzigen Mannschaften, die überhaupt antraten. Irgendwie haben beide den Aufstieg geschafft.

Spannender ging es bei den Männern zu. Bis zur letzten Runde war offen, wer den Titel schließlich mit nach Hause nehmen würde, um sich damit für die diesjährige Europäische Mannschaftsmeisterschaft in Plovdiv zu qualifizieren. Zwei Teams (CSKA-Sofia und Naiden Voinov-Vidin) taten sich besonders hervor. Die Mannschaft aus der Hauptstadt, die sich großer finanzieller Unterstützung erfreut, konnte die starken Großmeister K.Georgiev, K.Lupulescu, V. Spasov, A.Kolev und Kr.Rusev für sich gewinnen, ebenso wie den jungen I.Enchev, der vorheriges Jahr in der Meisterschaft sehr stark gespielt hatte.


K.Georgiev (li.)

Meine Mannschaft Vidin spielte mit A.Delchev,V.Iotov, A.Kogan, M.Nikolov, M.Petrov, D.Bojkov, alles Großmeister. Wir waren jünger, sie hatten mehr Erfahrung, und die ewige Frage, wer in diesem Kampf gewinnen würde, musste im Laufe der sieben Tage beantwortet werden.

Die entscheidende Begegnung sollte in der dritten Runde stattfinden. Wir begannen mit einem schnellen Remis, dann folgte ein Sieg für unser Team, dann ein weiteres Remis am ersten Brett. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als ob CSKA eine vernichtende Niederlage erleiden würde, da wir an allen drei Brettern, an denen noch gespielt wurde, einen Bauern mehr hatten. Doch dann wurde das scheinbar Unmögliche Wirklichkeit. Erst konnte Iotov seinen Materialvorteil gegen Lupulescu nicht verwerten, dann übersah Petrov die einzige Drohung seines Gegners und schließlich vergab Kogan seine Chancen gegen Spasov. 3-3 lautete das Endergebnis und alles ging noch einmal von vorne los: Beide Mannschaften mussten nicht nur alle ihre Wettkämpfe gewinnen, sondern das auch noch möglichst hoch.


Dejan Bojkov (re.)

Das war ein harter Rückschlag für unsere Mannschaft und ich musste sie aufmuntern. Zu Hilfe kam mir dabei die Karaoke-Bar, die wir abends besuchten, wobei ich mich immer noch frage, ob ihnen die Musik oder die gute Stimmung gefiel.



Wie auch immer, in den nächsten beiden Runden gaben wir 2,5 Punkte ab, CSKA nur 1,5, und damit übernahmen sie die Führung.

Die vorletzte Runde sollte die Antwort geben, wer das Turnier am Ende gewinnen würde. CSKA traf auf die an drei gesetzte Mannschaft von Lokomotiv Plovdiv und wir hatten es mit Lokomotiv 2000 zu tun – beide Mannschaften hatten Titelträger in ihren Reihen. Unser Match begann verheerend, wir verloren gleich zwei Partien. Jeder weitere verlorene Punkt hätte uns jetzt aus dem Rennen um die Meisterschaft katapultiert, aber wir rissen uns zusammen und gewannen den Kampf am Ende doch noch 4-2.

Unterdessen gab CSKA fünf Remis ab, allerdings gewannen sie ihren Kampf schließlich doch noch 3,5-2,5. Damit lagen wir vor der letzten Runde gleichauf, wobei das vierte Tie-Break-Kriterium allerdings zu unseren Gunsten ausfiel. Außerdem hatten wir in der letzten Runde den etwas schwächeren Gegner. CSKA gewann ihren Wettkampf zwar mit 6-0, aber das half ihnen nicht, denn uns gelang das gleiche Kunststück und wurden so das erste Mal in der Vereinsgeschichte Meister.



Der neue Meister

Die Bronzemedaille ging an die Mannschaft von Lokomotiv –Plovdiv.

 

Rank Team 1 2 3 4 5 6 7 8 MP Pts. Res. SB
1 Naiden Voinov * 3.0 5.0 4.0 4.5 5.0 6.0 6.0 13 33.5 1 590.50
2 CSKA 3.0 * 3.5 4.5 5.0 6.0 6.0 5.5 13 33.5 1 587.50
3 Lokomotiv Plovdiv 1.0 2.5 * 4.0 3.5 4.5 3.0 4.5 9 23.0 0 417.75
4 Lokomotiv 2000 2.0 1.5 2.0 * 3.5 5.0 5.5 5.5 8 25.0 0 408.25
5 Lokomotiv Sofia 1.5 1.0 2.5 2.5 * 5.5 3.5 3.5 6 20.0 0 345.25
6 Maritsa-Iztok 1.0 0.0 1.5 1.0 0.5 * 3.5 5.5 4 13.0 0 189.00
7 Lukoil-Neftohimik 0.0 0.0 3.0 0.5 2.5 2.5 * 3.5 3 12.0 0 192.00
8 Maritsa Plovdiv 0.0 0.5 1.5 0.5 2.5 0.5 2.5 * 0 8.0 0 150.25



Am meisten von uns freute sich unser Präsident – Evtim Stefanov. Eddie, noch recht neu in der Schachwelt, hat mit unserer Mannschaft eine Menge riskiert. Die Stadtgemeinde hatte ihre finanzielle Unterstützung erst in allerletzter Minute zugesagt und bis dahin war er bereit, die Mannschaft aus eigener Tasche zu finanzieren. Jetzt ist er bereit für sein nächstes Projekt – ein offenes Amateurturnier (für Spieler unter 2250) im September (5. bis 12.) mit einem Preisfonds von 7.500€. Das Turnier wird in der idyllischen Stadt Belogradchik stattfinden. Mehr Informationen unter
www.belchess.com

Turnierseite Frauen: http://bulteam10-a-group-women.chessmix.com/

Turnierseite Männer: http://bulteam10-a-group-men.chessmix.com/

GM Dejan Bojkov

www.dejanbojkov.blogspot.com

 




Der letzte Vogel fliegt vorbei...


... bevor es dunkel wird

 

 

 


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